Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
staunte Erich darüber, wie viel Wild geschickte Jäger in diesen Wäldern an einem Tag erlegen konnten. Während sie begannen das Wild zum Verzehr vorzubereiten, führten zwei alte Frauen Erich und die anderen zu einem Teich unweit des Dorfes in dem sie sich waschen konnten. Man hatte frische Kleidung für sie bereit gelegt und ich konnte sehen, dass die Decken und andere Textilien aus den Rucksäcken der Hürnin bereits gewaschen zum Trocknen über einer Leine hingen. Erich zögerte zunächst einen Moment, aber als die anderen ihre Kleidung ungeniert ablegten und sie an die Frauen aus dem Dorf weitergaben um ins Wasser zu steigen, tat er es ihnen gleich. Nur Sirr ließ ihre Tasche nicht aus den Augen.
Das Wasser war eisig und ich beobachtete mit Erstaunen, wie selbst die stattliche Männlichkeit des Halken zu einem kleinen Klumpen zusammenschrumpelte.
Zitternd und mit rot geschrubbter Haut kehrte Erich schließlich ins Dorf zurück.
Als es Abend wurde, versammelten sich die Hürnin des Dorfes um kleine Kochfeuer herum und beobachteten, wie die Frauen das Fleisch zubereiteten. Erich war ein wenig unwohl bei der Sache, denn ein paar der Frauen warfen ihm immer wieder Blicke zu und lächelten ihn auf eine Art an, die ihm das Blut in den Kopf schießen ließ. Da sie im Großen und Ganzen die gleiche Kleidung trugen wie die Männer im Dorf, ließen ihre Lendenschürze und Umhänge aus Leder jede Menge geschmeidige Haut sehen und im Gegensatz zu Sirrs bleichem Körper fühlte er sich von den gebräunten Frauen durchaus angezogen. Erich konnte auch sehen, dass viele der Dorfbewohner regelmäßig geformte Narben am Körper trugen, die wohl als Schmuck dienten, manche der Männer waren auch mit schwarzen Spiralen und anderen geometrischen Zeichen tätowiert, aber nirgends konnte Erich Ohrringe, Hals- oder Armbänder entdecken. Lediglich die Ältesten trugen gehämmerte Metallringe an ihren Fingern.
„ Sie haben Späher ausgeschickt, die überprüfen, ob Chulak uns noch folgt.“, berichtete Sarn, als er sich zusammen mit den Ältesten zu Erich, Sirr, Kern und dem Halken gesellte. „Sie sagen, dass das Land am Südrand des Sees im Augenblick nur unter großen Schwierigkeiten zu durchqueren ist, weil das Wasser so hoch steht. Chulak wird es sich zweimal überlegen, ob er diesen Weg wirklich gehen will.“
„ Wasser wird ihn nicht stoppen.“, erwiderte der Halken. Er starrte schon die ganze Zeit hinüber zu einem der Feuer und man konnte beim besten Willen nicht sagen, worauf er lüsterner schaute: Das Fleisch, das über dem Feuer zubereitet wurde oder das Fleisch am Feuer, das es briet.
„ Nein, wird es nicht. Wenn er uns weiter auf den Fersen bleiben will, dann schafft er das auch. Aber lasst uns jetzt nicht weiter davon sprechen. Lasst uns das Fest zu unseren Ehren genießen und uns als gute Gäste zeigen. Laubschatten hat gesagt, dass sie lange schon keinen Grund mehr hatten zu singen und zu tanzen.“
„ Zu tanzen?“ Der Halken schaute ziemlich skeptisch, wenn nicht sogar ein wenig verängstigt drein.
„ Keine Angst, zu solchen Anlässen tanzt man einen Gemeinschaftstanz. Ich glaube nicht, dass es hier eine Frau riskieren will, dass du ihr auf die Füße steigst.“
Der Halken seufzte erleichtert. „Orks tanzen nicht.“, versuchte er sich zu rechtfertigen.
„Ich glaube er macht sich eher Sorgen um die Männer.“, stichelte Sirr. „Hier scheint es üblich zu sein, dass sich die Männer gegenseitig bespringen. Der da drüben scheint ein Auge auf den Halken geworfen zu haben.“
Der Ork zuckte herum, es war aber kein Mann zu sehen, der ihm schöne Augen gemacht hätte. Wütend stierte er Sirr an, die sich davon aber nicht beeindrucken ließ. „Wie lange werden wir bleiben?“, wollte sie statt dessen wissen. „Bis sie genug davon haben Feste für uns zu veranstalten? Oder bis wir fett und unfruchtbar wie diese Wilden hier werden?“
Auch wenn die Ältesten so taten, als hätten sie Sirr überhört, herrschte für einen Moment eisiges Schweigen.
„ Du kannst uns jederzeit verlassen.“, flüsterte Sarn drohend. „Die Vorstellung wie du durch den Wald irrst, während der Regen einsetzt gefällt mir. Und wenn du durchnässt bist bis auf die Haut, begegnest du vielleicht sogar Chulak, der es bestimmt kaum erwarten kann dir eine Abreibung zu verpassen. Ansonsten warten wir den Regen ab.“
In einer fließenden Bewegung stand Sirr auf, zögerte einen Moment und verschwand dann in den Schatten unter
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