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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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herausgefunden haben, war es bereits zu spät um umzukehren. Da befanden wir uns schon auf der schwimmenden Insel im See.“
    Chulak nickte mit ernstem Gesicht. „Hat uns eine Menge Kopfzerbrechen bereitet. Wie habt ihr es geschafft die Insel schwimmen zu lassen? Hat die Elfenhexe …?“
    „ Nein, die Hexe hatte nichts damit zu tun. Die Insel aus Torf hat sich vom Festland gelöst und wurde vom Wind auf den See hinaus getrieben.“, erwiderte Sirr und wandte sich dann ab. „Tratscht nicht zu lange, wir müssen von hier weg.“
    Chulak war nicht ganz von ihrer Version der Ereignisse überzeugt, aber was ihn mehr interessierte war das Messer. „Was hat Kern gesagt, als ihr das Messer gefunden habt? Er wird es euch ja wohl kaum einfach so gegeben haben.“
    „Er hat gar nichts gesagt.“, antwortete Sarn, bevor Erich die Chance hatte etwas zu erwidern. „Er ist ein armer alter Verrückter, der noch nicht einmal die Verantwortung für sein eigenes Leben übernehmen kann.“
    „ Wo ist er? Ich würde das gerne von ihm selbst hören.“
    Sie blickten sich um, aber in der vom letzten Sonnenlicht und den flackernden Feuern erleuchteten Trümmerlandschaft war niemand, der nach Kern aussah.
    „Halken, hast du Kern gesehen?“, rief Sarn, nachdem auch Sirr nur den Kopf geschüttelt hatte.
    „ Ist gegangen um sein verrücktes Wasser in die Büsche abzuschlagen.“, brummte der Ork und vertiefte sich dann wieder in sein Gebet.
    „ Wohin?“
    Der Halken wies mit ausgestrecktem Arm nach Nordosten. Das lag auf der anderen Seite der Mauer.
    „Verflucht!“
    Unabhängig davon was Chulak von Kern wollte, konnte Sarn es nicht zulassen, dass sich sein alter Weggefährte allein auf dem Schlachtfeld herumtrieb, schon gar nicht jetzt, wo bald die Nacht hereinbrechen würde.
    Also ging er zusammen mit Chulak los, um Kern zu finden. Erich war sowieso nicht in der Lage mehr als ein paar Schritte zu gehen und Chulaks Männer waren mit sich und ihren Verletzungen beschäftigt.
    Es hatte zwei weitere Tote gegeben, vielleicht drei, wenn sich der Mann, der im Krater umgekippt war, nicht mehr erholen würde, aber eigentlich hatten wir unwahrscheinliches Glück gehabt. Zwei mal waren wir von den Skelettkriegern angegriffen worden und zweimal waren wir siegreich aus dieser Begegnung hervorgegangen. Erich betrachtete sein Messer, das irgendwie seinen Weg neben seine Hand gefunden hatte. Die Spitze war abgebrochen und die Schneide wies ein paar frische Scharten auf. Erich hob es auf, um es zu untersuchen, ließ es aber schnell wieder sinken und atmete ein paar Mal tief durch. Er blickte an sich herab, um festzustellen, wie schlimm er verletzt war. Da war der Schnitt an seinem Bein, über dem sich eine Kruste aus Blut gebildet hatte, aber ansonsten war er bis auf Kratzer und Beulen körperlich wohlauf. Doch in seinem Kopf drehte sich alles und obwohl er wusste, dass sein Magen inzwischen leer war, fehlte nicht viel, dass er sich erneut übergeben hätte. Er schloss die Augen und versuchte ohne Erfolg die Übelkeit zu vertreiben. Als er seine Lider wieder öffnete, zuckte er zurück und sah sich mit offenem Mund um.
    „Icher, siehst du das?“
    Ich versuchte herauszufinden, was er damit meinte, aber alles war so, wie es ein paar Minuten zuvor auch schon gewesen war. Das Feuer brannte fauchend, die verletzten Hürnin stöhnten oder fluchten und der Halken verrichtete noch immer sein Gebet an die Ahnen.
    „ Was meint Ihr, Herr? Ich kann nichts Ungewöhnliches erkennen. “
    Erich antwortete nicht, sondern stand schwankend auf, um wie ein Schlafwandler über die Mauer zu steigen und vom Feuer weg in Richtung Norden zu laufen. Ich versuchte den Halken zu rufen, aber wir hatten uns bereits zu weit vom Krater entfernt und er hörte mich nicht. Kurzentschlossen versuchte ich erneut vom Körper meines Herrn Besitz zu ergreifen, aber ich zuckte zurück wie jemand, der eine glühende Kohle berührt. Der Körper meines Herrn war zwar zum Greifen nah, aber sein Geist war an einem anderen Ort und gleichzeitig unverrückbar in seinem Körper verankert. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Ich weiß es wirklich nicht. Aber es war unmöglich in seinen Körper einzudringen.
    „ Erich! Erich, hört Ihr mich?! “
    Erich blieb kurz stehen und blickte sich um ohne mich zu sehen. Dann setzte er seinen Weg unbeirrt fort.
    „Es ist nicht mehr weit.“, murmelte er. „Keine Sorge, sie werden uns nicht sehen.“
    Jetzt begann natürlich erst recht Panik

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