Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
würde, so wie ich es jetzt tat.
Obwohl er Erich und Kern um nicht mehr als einen Kopf überragte, hatte ich das Gefühl vor einem Berg zu stehen, der mich jederzeit ohne Anstrengung zerquetschen könnte. Ich spürte, wie ich ohne es verhindern zu können zu Boden sank.
„ Kern. Du bist zurückgekommen. Gut. Dann gibt es Hoffnung. Die Hürnin sind auf dem Weg nach Drachall. “, sagte der Mann und wandte seine Aufmerksamkeit dann Erich zu. „ Ich kenne dich. Du lebst also noch. Welch glückliche Fügung des Schicksals. Damit werden die Dämonen nicht rechnen. Ich werde für eine sichere Passage über das Sommerfeld sorgen. Mehr kann ich nicht tun. Geht schnell. Geht als Hürnin. Alles hängt vom Überraschungsmoment ab. Eilt, die Zeit drängt. “
Der Krieger schlug kurz seine geballten Fäuste aneinander und die beiden Hürnin begannen erneut zu verblassen. Noch bevor sie verschwunden waren, wandte er sich an uns Horndämonen und sagte: „ Kein Wort. Zu niemandem. Selbst wenn die Wächter versagen. “
Und dabei blieb es. Zwei der geflügelten Wesen am Himmel stürzten auf uns herab und hüllten uns in eine Wolke aus Vergessen. Ich kannte diese Wesen. In dem Moment, in dem sie in meine Gedanken eindrangen, wusste ich, dass sie das schon einmal getan hatten. An dem Tag, als Erich mich in seine Welt rief.
Als ich mich wenig später wie aus einem dunklen Traum erwachend neben meinem Herrn wiederfand, war meine Erinnerung an das gerade Geschehene trüb wie Schlamm, und zudem konnten die wenigen Erinnerungen, die ich in diese Welt hinüber gerettet hatte, nicht aussprechen. Jetzt nicht und auch viel später nicht. Es ist nur ein glücklicher Zufall, dass ich diese Episode auf dem Sommerfeld wiedergeben kann, auch wenn ich nicht weiß, wie viel in ihr die Wahrheit ist und wie viel nur Einbildung.
Ich war so verwirrt, dass ich mich erst ab dem Zeitpunkt, an dem wir zurück beim Lager waren, wieder darauf konzentrieren konnte, was gesagt und getan wurde. Offensichtlich konnten sich weder Kern noch Erich daran erinnern, was passiert war, aber sie schienen wohlauf. Erich musste sich erneut übergeben, aber das war bei seinem Zustand auch keine große Überraschung.
Sarn und Chulak beratschlagten kurz was als nächstes zu tun war und beschlossen trotz aller Warnungen und der Proteste von Sirr die Nacht am Feuer zu verbringen und sich dann am nächsten Morgen getrennt auf den Weg zu machen. Chulak hatte seinen Auftrag erfüllt und sah keinen Grund, mehr Zeit auf dem Sommerfeld zu verbringen als unbedingt nötig war. Er fragte Sarn, ob er immer noch plante nach Drachall zu reisen.
„Ich glaube das Schlimmste haben wir hinter uns.“, versuchte Sarn zu scherzen. „Du hast Kern gehört, als er vorhin wieder zurückgekommen ist. Ich weiß zwar nicht, wo Kansas liegt und wer dieser Toto ist, aber wenn er sagt, dass uns sicheres Geleit über das Sommerfeld gewährt wurde, dann glaube ich ihm.“
Chulak brummte etwas, widersprach aber nicht.
„Was wirst du dem Rat sagen?“, wollte Sarn wissen.
Chulak verzog sein Gesicht. „Was soll ich dem Rat denn sagen? Mir ist es einerlei. Von mir aus soll der Rat zur Hölle fahren!“
Sarn lachte und strich sich dann nachdenklich über sein Gesicht. „Sag ihnen, dass wir hier unser Ende gefunden haben. Das wird Bern gefallen.“
Chulak nickte und legte Sarn dann die Hand auf die Schulter. „Es gibt … Gerüchte über den Rat. Ich schenke ihnen nach wie vor nicht viel Glauben, aber es ist wahr, dass hinter eurer Verbannung mehr steckt als der Diebstahl eines Apfels oder sogar eines Ritualmessers. Es heißt, dass Bern eine Nachricht aus Sunterak bekommen hat.“
„Eine Nachricht?“
Chulak nickte. „In der Nacht in der wir aufgebrochen sind, hat er heimlich einige seiner Männer losgeschickt, um eine Antwort zu überbringen. Ihr solltet in Sunterak auf der Hut sein. Vielleicht wird euer Kommen erwartet.“
Eine Weile schwiegen die beiden Männer, dann lächelte Sarn. „Sei es wie es sei. Wir werden nach Drachall gehen und es war gut ein letztes Mal zusammen Seite an Seite mit dir auf dem Schlachtfeld gestanden zu haben.“
Auch Chulak lächelte. „Du wirst aus dieser Welt treten wie die Hürnin der alten Tage. Leg ein gutes Wort für mich und meine Männer ein, wenn du mit Sigwar und den anderen im großen Hain wandelst und dir die Äpfel der ewigen Jugend schmecken lässt.“
Sarn zog Chulak zu einer kurzen Umarmung an sich heran. „Das werde ich tun.“
Erich
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