Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
und die anderen bekamen von diesem Gespräch nichts mit. Der Halken beendete gerade sein Gebet, Erich war nicht weit entfernt in einen unruhigen Schlaf gefallen und Sirr versuchte Kern davon abzuhalten ihre Sachen zu durchwühlen. Als sie ihm eine ordentliche Kopfnuss verpasste, gab er schließlich schmollend auf, behielt sie aber im Auge.
Auch als die Nacht schon weit fortgeschritten war, kam das Lager nicht zur Ruhe. Die Verwundeten fanden keinen Schlaf und die Schatten, die das Gasfeuer ziellos in die Ebene warf, spielten den Wachen immer wieder Bedrohungen vor, die vielleicht vorhanden waren, vielleicht auch nicht. Nur der Halken kramte irgendwo aus seinen Taschen seine Pfeife hervor, stopfte sie und saugte geräuschvoll daran, während er versonnen in die Flammen starrte.
Als sich die Hürnin am nächsten Morgen auf den Abmarsch vorbereiteten, sahen sie aus, wie eine Armee von wandelnden Leichen. Und sie bewegten sich auch so. Graue Asche raubte ihrem Haar und ihrer Kleidung alle Farbe und selbst ihre Augen schimmerten matt aus eingefallenen Gesichtern. Viele von Chulaks Männern konnten nicht mehr aus eigener Kraft laufen und mussten von den anderen gestützt oder getragen werden. Und auf diejenigen, die sich um keinen Kameraden zu kümmern hatten, wurde die verbliebene Ausrüstung verteilt. Sarn hatte Chulak etwas von dem Fleisch abgegeben, das sie aus dem Walddorf mitbekommen hatten und war froh darüber, dass dieser nicht wissen wollte, woher es kam.
Der Abschied wurde schnell und ohne überflüssige Worte vollzogen. Chulaks Männern war es anzusehen, dass sie so schnell wie möglich vom Sommerfeld herunter wollten, aber Chulak bestand darauf nachzusehen, ob sie ihre Gefallenen finden und ordentlich begraben konnten. Auch Sarn hielt das für eine gute Idee, er wollte es nicht riskieren, dass die Männer von der Magie des Schlachtfeldes wiederbelebt wurden und ihnen vielleicht nachstellten.
Nachdem wir zwei von ihnen gefunden hatten, wurden sie in ihre Decken gewickelt und danach den Flammen im Krater übergeben. Der Halken sprach ein paar Worte, die ich nicht verstehen konnte und damit war das Begräbnis beendet. Ohne weiteres Fedelesen zu machen trennten wir uns von Chulak und seinen Männern.
Als der Barbarenkrieger und sein Haufen schon fast außer Reichweite waren, wandten wir uns noch einmal um, weil er uns etwas nachrief. Es war zu leise um es zu verstehen, aber Sarn lächelte und winkte zum Abschied mit dem Arm.
„ Was hat er gesagt?“, wollte der Halken wissen.
„ Ich habe keine Ahnung.“, antwortete Sarn. „Wahrscheinlich hat er mir die Krätze an den Hals gewünscht.“
Bis zur ersten Rast, die wir bei einem kleinen Teich einlegten, der trinkbares Wasser enthielt, musste Erich vom Halken getragen werden, da er noch zu schwach war um selbst zu laufen. Er konnte sich zwar auf den Beinen halten, aber an ein normales Marschtempo war nicht zu denken. Der Ork hatte sein verwundetes Bein versorgt, aber gegen die Gehirnerschütterung konnte er nichts ausrichten.
„Du bist von den Ahnen empfangen worden, während der Halken gebetet hat.“, sagte der Ork, nachdem Erich ihm schon eine ganze Weile angesehen hatte, dass ihm etwas auf der Seele brannte. „Der Halken hat dich weggehen sehen, als er gebetet hat.“
Erich wusste nicht so recht, was er darauf erwidern sollte. Er konnte sich nämlich an nichts erinnern was in der vergangenen Nacht passiert war, schrieb das aber dem Schlag auf dem Kopf zu. Er konnte nicht so recht glauben, was Sarn erzählt hatte und fand seine Vermutung, dass Sarn und Chulak sich sein und Kerns Verschwinden nur eingebildet hatten, dadurch bestätigt, dass ich unfähig war etwas zu dem Thema zu sagen. Es war mir noch nicht einmal möglich ihm mitzuteilen, dass ich ihm nichts darüber mitteilen konnte. Ich hoffte, dass diese unheimliche Begegnung ein Einzelfall blieb, auch wenn die unheilvollen Worte des fremden Reiters auf das Gegenteil schließen ließen.
„Ich kann mich an nichts erinnern.“, sagte Erich und versuchte seine Nase in eine Position zu bringen, aus der er nicht die Luft einatmen musste, die aus dem Mund des Halken kam.
„ Das ist oft der Weg der Ahnen. Aber der Halken kann die Zeichen deuten. Du warst bei ihnen. Das ist ein gutes Zeichen.“
„ Wenn du meinst.“, brummte Erich. Er fühlte sich noch immer elend und der schaukelnde Gang des Halken machte es nicht besser. Von seinem Mundgeruch ganz zu schweigen.
Er hatte es bald so satt wie ein
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