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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Baby herumgetragen zu werden, dass er mich während einer Rast sogar leise fragte, ob es mir möglich war, seinen Körper zu kontrollieren, ohne seinen Geist gleich ganz daraus zu vertreiben. Ich war von dieser Frage überrascht, denn ich wusste nicht, ob es möglich war.
    „Dann probier es aus. Wenn es nicht klappt, muss ich mich eben weiter tragen lassen.“
    Vorsichtig schlüpfte ich in sein Fleisch und spürte, wie er es widerstrebend für mich freigab. Dann konzentrierte ich meine Präsenz auf seine Beine und seinen Oberkörper, darum bemüht ihm seine Arme und den Kopf selbst zu überlassen. Es war ein Reinfall. Erichs Unterkiefer klappte auf und ein paar Speicheltropfen liefen über seine Lippe. Sarn, der das aus den Augenwinkeln sah, fragte sofort, ob mit ihm alles in Ordnung war und so zog ich mich schnell zurück, so dass Erich antworten konnte, dass ihm nur übel war, ihm aber ansonsten nichts fehlte.
    Sirr, die das ebenfalls beobachtete hatte, lachte hämisch und setzte sich neben Erich. „Ich weiß, was du vor hast.“, sagte sie. „Du willst dir deinen Körper mit dem Dämon teilen. Versuch es ruhig weiter, es ist eine gute Übung. Aber erwarte nicht zu viel davon. Es funktioniert nicht.“
    Erich fand, dass das nicht besonders ermutigend klang und dankte ihr verwirrt, ohne sich zu trauen weitere Fragen zu stellen. Bevor sich Sirr wieder zurückzog sagte sie noch: „Wenn es dir gelingt zur gleichen Zeit wie der Dämon in deinem Körper zu sein, dann bist du auch bereit mehr über das Kristallgefüge zu lernen. Gib mir Bescheid, wenn es so weit ist.“
    Erich nickte unsicher und sah der Elfenhexe verwirrt nach. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte.
    „ Was ist das Kristallgefüge eigentlich?“, wollte er von mir wissen.
    „ Das ist schwer zu erklären. Es ist wie das Papier auf dem etwas geschrieben steht oder das Wasser auf dem ein Schiff schwimmt. “
    „ Und du kannst es sehen?“
    „ Nicht direkt. Ich sehe manche Auswirkungen. So wie man sieht wie sich Blätter bewegen und weiß, dass der Wind weht. “
    „ Und siehst du die Welt genauso? Ich meine gibt es einen Unterschied zwischen dem was du hier siehst und was du im Kristallgefüge siehst?“
    „ Ja, Herr. Man weiß nie, was einen Schatten im Kristallgefüge wirft. Es gibt Steine, die im Kristallgefüge unsichtbar sind und durch die ich hindurchsehen kann, aber vieles entspricht sich. Ich habe weder Augen noch Ohren wie du, dennoch kann ich dich hören, wenn du zu mir sprichst. Aber nur weil deine Gedanken ein Muster im Kristallgefüge erzeugen. “
    „ Das heißt wer das Kristallgefüge verändern kann, der kann auch alles andere verändern?“
    „ Ja, es ist möglich, aber sehr schwierig. “
    „ Glaubst du, dass Sirr deswegen … ich habe mich gefragt warum sie nie nass wird und warum ihr nie kalt ist. Und sie hat mit bloßen Händen gegen die Skelette gekämpft ...“
    „ Wahrscheinlich ist es noch vergleichsweise einfach das Gefüge des eigenen Körpers zu verändern. “
    „ Dann müsste es auch möglich sein, dass du dich nur eines Armes oder einer Hand bemächtigst. Versuch es noch mal.“
    Ich tat, wie er mir aufgetragen hatte, aber es gelang mir nicht. Ich hatte das Gefühl, dass es zu viel von mir gab um damit nur eine Hand zu füllen. Ich wusste nicht, wo ich den Rest von mir unterbringen sollte und gab schließlich auf.
    Ich entschuldigte mich für den missglückten Versuch, aber Erich winkte ab. „Wir probieren es einfach weiter, während der Halken mich trägt.“
    Es war eine überraschend erschöpfende Tätigkeit, sowohl für mich als auch für meinen Herrn und an diesem Tag erzielten wir keine Fortschritte. Eventuell war es uns möglich uns gleichzeitig in seinem Körper aufzuhalten, egal was Sirr behauptete, aber ich hatte schon damit Probleme einzelne Muskeln zu kontrollieren. Es gelang mir seine Übelkeit etwas zu lindern, aber der Körper eines Hürnin war keine einfache Apparatur, der man sagen konnte, was sie zu tun hatte. In seinem Bauch saß ein Unwohlsein, das dort gar nicht seinen Ursprung hatte, sondern erst durch den Schlag auf seinen Kopf entstanden war. Doch dort fand ich keine Anzeichen für Übelkeit. Wo zwischen Kopf und Bauch die Verbindung lag und wie man sein Unwohlsein unterbinden konnte blieb mir ein Rätsel.
    Eine weitere Nacht blieben wir auf dem Sommerfeld. Sarn und Kern hatten uns weiter nach Südosten geführt wo wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit einen weiteren

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