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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Felsen, die jetzt wie eine Mauer um den Hügel standen, konnte damit aber rein gar nichts bewirken. Er prallte einfach daran ab und wurde ein paar Schritte zurückgeschleudert. Er konnte sich gerade noch aufraffen und Sirrs Tasche aufheben, als die Spinnweben wie tausend tastende Finger über die Steine hinweg und zwischen ihren Spalten hindurch nach außen drangen und auf der Suche nach weiterer Beute um sich griffen.
    Ein Geruch nach Feuchtigkeit und Schimmel breitete sich aus.
    „ Weg hier!“, hustete der Halken und zog Sarn von den Spinnweben weg. Dabei atmete er etwas von dem Staub ein, der sich plötzlich wie Nebel um den Hügel herum ausbreitete und begann zu keuchen.
    Erich und Kern zögerten noch einen Moment, aber dann erkannten auch sie, dass sie hier nichts mehr tun konnten und ergriffen die Flucht. Sie mussten nicht weit laufen, um den Spinnweben, die sich wie Wellen in einem Teich um den Hügel herum ausbreiteten, zu entkommen, aber die Sporen, die von ihnen aufstiegen, bereiteten ihnen dennoch Sorgen. Der Halken, der am nächsten an ihnen dran gewesen war, hustete bald fast ununterbrochen und sie wollten lieber auf Nummer sicher gehen und blieben erst stehen, als die Erschöpfung sie dazu zwang. Erichs Übelkeit war zurückgekehrt und der Halken bekam nur noch schwer Luft.
    „Was war das?“, keuchte Erich ohne damit zu rechnen eine befriedigende Antwort zu bekommen.
    „ Ein Stück Land, das denkt es sei am Leben.“, antwortete Sarn. „Ich habe Geschichten von uralten Seen gehört, die atmen und Steinen, die beginnen auf Wanderschaft zu gehen, aber das … Laubschatten hat …“ Er verstummte.
    Der Halken hatte inzwischen ein kleines Knäuel aus seinen Haaren gezogen und öffnete es mit zitternden Fingern. Im Licht der Sterne konnte Erich nicht erkennen, was es enthielt, aber irgendetwas krabbelt heraus und den Arm des Halken hinauf. Bevor noch mehr der Tiere aus dem Knäuel entkommen konnten, hielt es der Halken an seinen Mund und atmete tief ein.
    „Halken! Was hast du …?“ Sarn eilte zum Ork, aber der wehrte ihn mit ausgestrecktem Arm ab. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und seine Muskeln zitterten vor Anstrengung, aber der Halken hatte sich unter Kontrolle. Es schien eine Ewigkeit zu dauern in der er mit knirschenden Zähnen und zuckenden Gesichtsmuskeln die Luft anhielt. Dann befreite er seine Lunge mit einem Husten, der wie Donner grollte und blutigen Schaum an seine Lippen brachte von den Tieren, die er eingeatmet hatte. Erleichtert schnaufte er ein paar Mal durch und putzte sich seine Nase mit einem großen Tuch. Erich sah viel Blut darauf.
    „ Was hast du da eben gemacht?“, fragte Sarn gleichermaßen angewidert wie fasziniert.
    „ Der Halken hat sie das Gift fressen lassen.“, antwortete der Halken. „Jetzt braucht er Schlaf. Erich wird seine Wache übernehmen. Er hat es versprochen.“
    Er wartete nicht ab, was die anderen dazu sagen würden, sondern wickelte sich in eine Decke, drückte auf zwei der Zecken seitlich von seiner Nase und war kurz darauf eingeschlafen.
    „Was machen wir jetzt?“, fragte Erich. Er zitterte am ganzen Leib und das nicht nur wegen der Übelkeit, die ihm wieder verstärkt zu schaffen machte.
    Sarn ließ sich müde zwischen ihm und Kern, der teilnahmslos herumstand auf die Erde sinken. Er sah so niedergeschlagen aus, wie Erich ihn noch nie gesehen hatte. „Was können wir schon tun? Wir versuchen Schlaf zu finden und ziehen morgen weiter. Du übernimmst die erste Wache.“
    Erich übernahm die erste Wache und auch die zweite für den Halken. Er fühlte sich elend und stellte irgendwann überrascht fest, dass er weinte. Er konnte nicht sagen warum, aber wahrscheinlich brauchte man keinen speziellen Grund, wenn man seit Tagen durch die Wildnis und über alte verwunschene Schlachtfelder lief, sich gegen Skelettkrieger wehren musste und gerade mit angeschaut hatte, wie ein Hügel zum Leben erwachte, um ein Mitglied der Gruppe zu verschlingen, bevor ein anderes einen Teil seiner Lunge von kleinen Tieren fressen ließ, um einer Vergiftung zu entgehen.
    Er sehnte sich zurück. An keinen bestimmten Ort, sondern einfach nur zurück zu der Stelle, an der der Weg einen Knick gemacht hatte, um ihn schließlich in die Dunkelheit auf dem Sommerfeld zu führen. Er hoffte Amarill würde dort auf ihn warten.
    „Hör auf zu weinen.“, hörte er Sarn irgendwann resigniert sagen. „Es bringt Sirr nicht zurück und macht die ganze Sache auch nicht besser. So etwas

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