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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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aber als wir die Ziegenherden sahen, die alles im Umkreis abkauten, was annähernd essbar aussah, wussten wir, dass wir das Sommerfeld endgültig hinter uns gelassen hatten und die Wüste von Sunterak vor uns lag.
    „ Wir müssen vorsichtig sein. Wo Ziegenherden sind, da gibt es auch Ziegenhirten. Und die bedeuten Ärger. Wenn uns jemand entdeckt, wird er wissen, dass wir vom Sommerfeld kommen und neugierige Fragen stellen. Oder gleich Alarm schlagen.“, warnte Sarn. Aber der Halken dachte bei den Ziegen nur an eines: frisches Fleisch. Als wir uns für die Nacht bereit machten, zog er einen kleinen Wurfpfeil aus einer seiner Taschen und stach die Spitze vorsichtig in einen der Blutegel, die an seinem Arm hingen. Erich konnte sehen, wie das Tier neben Blut ein weißes Sekret absonderte, mit dem der Halken seinen Wurfpfeil einrieb. Dann ging er unbemerkt von Sarn mit dem Pfeil in der Hand zu den in der Dunkelheit liegenden Hügeln hinaus und kam kurze Zeit später mit einer jungen Ziege wieder, die er auf der Stelle nach Orkart zubereitete.
    „ Das war unvorsichtig von dir.“, beschwerte sich Sarn als er vom Mahlen der Steine wach wurde. „Es wird bald jemandem auffallen, dass eine der Ziegen fehlt.“
    Der Halken zuckte mit den Schultern. „Dem Halken fällt schon lange auf, dass in seinem Magen Fleisch fehlt.“
    „Du Ärmster siehst auch schon halb verhungert aus.“, erwiderte Sarn sarkastisch.
    „ Seit die Hexe tot ist, kommt der Appetit zurück.“
    „ Halt deine Zunge im Zaum, Ork. Sie war ein Teil unserer Gruppe und hat mit uns gekämpft.“
    Der Halken lachte überrascht auf. „Sie hat sich von einem Wald fressen lassen … Von diesem glorreichen Kampf werden noch Generationen singen.“
    Sarn fiel nichts mehr ein, was er darauf erwidern konnte und setzte sich grollend zu Erich.
    „ Hoffen wir, dass das die Ziege eines armen Hirten war und nicht die des Königs.“
    „ Glaubst du wirklich, dass es jemandem auffällt, wenn eine Ziege fehlt?“, fragte Erich.
    „ Du hast wohl noch nie einen Hirten getroffen, was? Sie wissen nicht nur ganz genau, wie viele Tiere in ihrer Herde sind, sondern kennen jedes einzelne beim Namen und wissen, ob es am Morgen guten Stuhlgang hatte oder nicht. Ich glaube nicht, dass es hier irgendwelche Raubtiere gibt. Die Ziegen werden den fleischfressenden Pflanzen nicht zu nahe kommen und so muss es einfach auffallen, wenn eine fehlt.“
    Erich war nicht so recht davon überzeugt und er hatte auch keine Angst vor irgendwelchen Ziegenhirten. Was sollten sie schon ausrichten? Wahrscheinlich würden sie schreiend wegrennen, sobald sie den Halken zu Gesicht bekämen. Und das Fleisch würde ihnen helfen bei Kräften zu bleiben, sollte es wirklich zu einer Konfrontation kommen.
    Jetzt, da Sirr nicht mehr bei uns war, würden wir alle Kraft brauchen. Erich konnte sich vorstellen, was es für sie bedeuten würde ohne die Elfe zu reisen. Von nun an würden sie sich zu dritt die Nachtwache teilen müssen. Was Sirr an Proviant getragen hatte, fiel nicht weiter ins Gewicht, aber mit ihr war auch ein wenig Sicherheit verschwunden. Die Elfe hatte nicht nur scharfe Sinne besessen, sondern war auch eine geschickte Kämpferin. Aber nicht nur deshalb würde Erich sie vermissen.
    Sie aßen schweigend das Ziegenfleisch und während Erich die erste Wache übernahm, legten sich die anderen schlafen. Der Halken würde ihn ablösen und Sarn die letzte Wache vor dem Sonnenaufgang übernehmen.
    Während die Sterne über den Himmel zogen, versuchte Erich ruhig zu atmen, um seinen Magen zu beruhigen. Das Ziegenfleisch bekam ihm nicht besonders und er war froh, dass der Halken schließlich seinen Posten übernahm und er sich unweit des Lagers erleichtern konnte. Es dauerte eine Weile, bis er danach endlich eingeschlafen war.
    Er wurde wach, weil ihn jemand unsanft an der Schulter rüttelte. „Was ist los? Bin ich mit der Wache dran?“, murmelte er verschlafen und versuchte seine Augen auf zu bekommen. Aber schon bevor er klar sehen konnte, merkte er, dass etwas nicht stimmte. Es roch nach Rauch und Gewürzen und irgendetwas flackerte in der Morgensonne. Dann sah er die hochgewachsenen Gestalten mit ihren Speeren. Ein gutes Dutzend Männer hatte uns umstellt und blickte feindselig auf uns herab.
    Sarn stand auf dem Platz, an dem er Wache gehalten hatte und in seinem Gesicht lag ein Ausdruck der deutlich verkündete, dass er die Augen offen gehalten, aber die Männer nicht gesehen hatte.
    Sie waren in

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