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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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ohne ein weiteres Wort in der prallen Sonne zurück.
    „ Seid ihr in Ordnung?“, rief Sarn den anderen zu. Sie waren so weit voneinander entfernt angebunden, dass sie schreien mussten, wenn sie sich verständigen wollten.
    Erich und der Halken bejahten. Auch Kern sah nicht verletzt aus, sagte aber nichts. Aus den Augenwinkeln konnte Erich erkennen, wie der Halken seine Muskeln anspannte, um die Seile zu sprengen, die ihn hielten, aber sie gaben nicht nach. Er schnaufte und fluchte. Erich erlaubte mir zu versuchen in seinen Körper zu fahren um die Seile zu zerreißen, aber auch mir gelang es nicht. Aus welchem Material sie auch gefertigt sein mochten, sie saßen fest wie Stahl. Auch die kleinen Helfer des Halken kauten vergeblich an den zähen Tauen herum, die aus den Blättern der Palmen geflochten sein mussten. Ich konnte erkennen, dass sie kleine Teile herausbeißen konnten, aber in einem Tempo, dass es Tage dauern würde, bis der Halken seine Arme frei bekommen würde. Dennoch war es eine kleine Hoffnung auf Freiheit.
    Da sie im Moment offensichtlich nichts tun konnten, um ihre Situation zu verbessern, gaben sie es bald auf sich über Kamelscheiße hinweg anzubrüllen. Nur Kern summte noch immer sein Lied vor sich hin, das ab und zu leise vom Wind zu den anderen herüber geweht wurde. Erich nickte an den Pfahl gelehnt ein, wurde aber wieder wach, als die Sonne weiter in den Himmel stieg und ihre Strahlkraft zunahm. Das schien auch das Kommando für die Bewohner des Zeltlagers zu sein, um zu den Pfählen hinauszugehen, und ihren Darm und ihre Blase zu erleichtern. Die meisten machten das abseits der Gefangenen, ein paar junge Männer fanden es aber lustig auf die Gefesselten zu urinieren. Der Halken tobte, Erich begann vor Scham zu weinen und Sarn versuchte es stoisch über sich ergehen zu lassen. Nur Kern lachte darüber.
    Mit der Mittagssonne kam auch die Hitze. Anfangs war Erich froh darum, denn sie trockneten den Urin in seiner Kleidung, doch dann stieg die Temperatur weiter und er wurde bald von einem schrecklichen Durst geplagt, der um so schlimmer war, da er wusste, dass man ihnen nichts zu Trinken geben würde. Den ganzen Tag ließ man sie unbeachtet in dem Gestank hocken, erst dann kam eine Handvoll Männer und überschüttete sie mit einigen Eimern brackigem Wasser, bevor man sie von den Pfählen losmachte und mit auf den Rücken gefesselten Händen zurück ins Lager führte. Erich versuchte sich die Wassertropfen von seinem Gesicht zu lecken, aber damit konnte er seinen Durst nicht stillen.
    Im Lager wartete ein dunkel gebräunter Mann auf sie, der einen Helm mit Ziegenhörnern auf seinem Haupt trug. Vor den versammelten Männern beschuldigte er sie erneut ihres Verbrechens und vergaß auch nicht, erneut anzukündigen, dass sie als Strafe der Baum erwartete.
    Wie schon zuvor versuchte Sarn zu protestieren, aber ein erneuter Schlag mit einem Hirtenspeer brachte ihn zum Schweigen.
    Der Mann mit dem Ziegenhörnerhelm wurde von den anderen Bräg genannt und war offensichtlich so eine Art Anführer, der zwar nicht aus dem Stamm der Hirten stammte, dessen Weisungen sie aber Folge zu leisten hatten. Irgend etwas ging hier vor sich, aber Erich konnte nicht sagen, was.
    „ Wohin bringt ihr uns?“, wollte Sarn wissen, als sich die Menge um sie herum zerstreute , man hölzerne Ringe um ihre Hälse schloss und diese mit einem festen Seil verband. Einige Kamele standen bereit, die Bräg und seiner Eskorte als Reittiere dienten.
    „ Nach Wüstende.“, antwortete einer der mit Krummschwertern bewaffneten Männer, die Bräg begleiteten.
    „ Bräg wird entscheiden, wie lange ihr dort bleibt, bevor man euch an den Baum stellt.“
    Der Mann schien weniger verschlossen zu sein als die anderen und so fragte Sarn weiter. „Was hat es mit diesem Baum auf sich? Welche Strafe erwartet uns?“
    Der Mann grinste schief. „Schätzt euch glücklich, dass ihr das nicht wisst. Wenn euch zuvor jemand einen gnädigen Dolch anbietet, rate ich euch ihn anzunehmen.“
    Erich schniefte. Sein Gesicht war verquollen und er hatte Probleme auf den Beinen zu bleiben. Dennoch wollte er meine Hilfe nicht annehmen, als sich die kleine Karawane in Bewegung setzte. Bräg ritt voraus, hinter ihm einige Krieger, die Gefangenen und dann weitere Berittene, die den Abschluss bildeten.
    „Was werden die mit uns machen?“, fragte Erich ängstlich.
    „ Töten. Ihrem Baum opfern vielleicht. Aber auf jeden Fall töten. Der Halken hat versagt.“,

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