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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Leben und bei Kräften halten.
    „ Morgen werdet Ihr vielleicht lernen, wie man Sumpfratten jagt. “
    Dass ich ihm die Jagd auf weitere kleine Tiere beibrachte, bedeutete nicht, dass er tatsächlich Jagdglück hatte. Es mochte daran liegen, dass der Sumpf einfach nicht genug Nahrung für mehr als eine Handvoll Jäger hergab, oder daran, dass er einfach kein Talent dafür hatte. Jedenfalls bekamen wir den ganzen Tag über außer ein paar verwischten alten Spuren und einem verlassenen Bau nichts zu Gesicht, was Beute versprach.
    Erich war deswegen ziemlich frustriert. Er aß zwei Tage lang den Rest des Fisches, den er erlegt hatte, und danach war das Knurren seines Magens wieder deutlich zu hören. Zumindest hatte der Nahrungsmangel ein Gutes: Er kam nie in die Gelegenheit sich zu fragen, wie und wo man mitten im Sumpf am besten sein Geschäft verrichtete. Ich hätte ihm dabei nicht weiterhelfen können und schlug sein Wasser da ab, wo ihn gerade das Bedürfnis überkam.
    Auch für die juckenden Stellen, an denen sich die Blutegel an ihm festgesaugt hatten, wusste ich keinen Rat. Die kleinen kreisrunden Bisswunden waren inzwischen gerötet und Erich kratzte sich bald am ganzen Körper.
    „Wie hält man das nur aus?“, schimpfte er, nachdem er sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. „Davon ist in keiner Geschichte die Rede, wenn jemand hinauszieht, um ein Abenteuer zu erleben.“
    „ Was für Geschichten, Herr? “
    „ Na Märchen und so was alles. Meist kommen irgendwelche Prinzessinnen und Drachen darin vor.“
    „ So etwas gibt es bei uns nicht. “
    „ Was? Drachen und Prinzessinnen?“
    „ Nein. Märchen. Niemand würde auf die Idee kommen so etwas zu erzählen. “
    Erich sah einen Moment lang so aus, als ob er noch etwas sagen wollte, drehte sich dann aber nur um und rollte sich zusammen, um zu schlafen. Wenig später streckte er aber die Füße wieder aus und setzte sich auf.
    „Aber es muss doch bessere Wege geben durch die Wildnis zu stolpern, als das was wir jetzt machen. Ich weiß, das Zeug das hier wächst ist darauf aus einen zu fressen, aber kann man nicht aus irgend was davon etwas Nützliches machen? Zumindest eine Decke wäre ganz nett. Warum haben wir keine Decke mitgenommen? Hättest du nicht Bescheid geben können, dass ich eine brauchen werde?“
    „ In diese Welt zu kommen war eine schwierige Erfahrung für mich, Herr. Ich bin noch immer dabei mich an das zu gewöhnen, was ich um mich herum wahrnehme. Es ist so anders als alles was ich gewohnt bin. Und mein Gedächtnis weist Lücken auf. Wir hätten ins Dorf zurückkehren müssen, um uns mit Ausrüstung und Proviant einzudecken, aber das Dorf war kein sicherer Ort mehr für Euch. Deshalb ist es mir nicht eingefallen, dass ich euch das vorschlagen könnte. “
    „ Das hier ist auch nicht gerade der sicherste Ort.“, murrte Erich. Ich wusste erst nicht, was ich darauf erwidern sollte, denn er hatte vollkommen Recht. Dann sagte ich:
    „ Aber es ist der einzige Ort, der Euch zu Eurem Zuhause zurückbringen kann. “
    Erich brummte noch etwas und bereitete sich dann auf die Nacht vor.
    Der folgende Tag war wenig geeignet seine Laune zu verbessern. Bei Tagesanbruch wälzten sich schwere Wolken über den Himmel und wenig später begann es in Strömen zu regnen. Verdrossen stapfte Erich durch den Schlamm, bis wir auf einen windschiefen Unterstand stießen, den nur jemand an dieser Stelle mitten im Nichts errichtet haben konnte, der entweder ziemlich verrückt oder ziemlich verzweifelt war. Auch hier drang die Feuchtigkeit an allen Ecken herein, aber zumindest bot das aus Gestrüpp, einigen Brettern und gestampftem Lehm zusammengeklebte Bauwerk ein Minimum an Schutz.
    „ Ich wünschte du könntest es ein wenig wärmer machen.“, sagte Erich zähneklappernd. „Wenn man angeregnet wird weiß man wenigstens, warum man friert.“
    „ Ich könnte in euren Körper fahren um … “
    „ Kommt nicht in Frage. So kalt ist mir nun auch wieder nicht. Ich dachte Dämonen können Feuer speien und ganze Landstriche mit ihrem Atem verwüsten.“
    „ Mag sein, dass es Dämonen gibt, die diese Fähigkeit haben, aber ich gehöre leider nicht zu ihnen. “
    „ Was kannst du dann? Ich meine, kannst du auch was Besonderes, wenn du nicht von mir Besitz ergreifst?“
    „ Ich weiß es nicht. Noch nicht. Unsere Talente bilden sich langsam oder brechen manchmal erst nach Jahren ganz plötzlich hervor. Ebenso ist es mit den Hürnin. Durch uns bekommen manche ein

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