Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
das Fleisch des Dings trieben. Kaum hatten vier oder fünf dieser Harpunen ihr Ziel gefunden, als sich auch schon Kamele sternförmig in Bewegung setzten und die an den Harpunen befestigten Seile spannten. Mit einem widerlichen Schmatzen wurde die Knochenfrucht in mehrere Teile gerissen und eine Wolke fauliger Luft verteilte sich um uns herum.
Die einzelnen Stücke der Knochenfrucht zuckten zwar noch immer, aber sie stellten bald jede Bewegung ein, als sie von den anderen Kämpfern mit langen Äxten in immer kleinere Stücke gehackt wurden.
Den anderen Monstern erging es nicht besser. Der Eber hatte die Krake inzwischen besiegt und auch er machte Bekanntschaft mit den Harpunen der Männer, die uns so plötzlich zu Hilfe geeilt waren. Doch er machte es ihnen nicht so leicht wie ihr erstes Opfer. Obwohl sechs Harpunen aus seinem Körper ragten, schaffte er es, eines der Kamele zu Boden zu reißen und sich nach einigen wütenden Schlägen zwei der Harpunen zu entledigen. Aber gegen sechs Bewaffnete, die alle auf ihn einschlugen und mit ihren Speeren durchbohrten, hatte auch er keine Chance. Die Männer setzten ihre Widerhaken neu an und schließlich wurde auch der Eber wie ein fauler Apfel auseinandergerissen. Der Gestank von Fäulnis stieg wie ein Schwarm von Fruchtfliegen in den Himmel.
Plötzlich war Erich wieder da und bemächtigte sich seines Körpers. Ich sah wie schlagartig alle Farbe aus seinem Gesicht wich und er schwer atmend in die Hocke ging. Doch abgesehen davon, dass er nahe dran war sich zu übergeben oder ohnmächtig zu werden, schien er unversehrt.
Vom Halken konnte man das allerdings nicht behaupten. Er lag auf dem Rücken und befestigte irgendwelche Tiere über dem langen Riss über seiner Brust. Sein Brustgurt hatte den Hieb gestoppt, so dass die Wunde nur vom Schlüsselbein bis über den linken Brustmuskel verlief. Aber sie war tief und blutete stark.
Auch Sirrs Kleidung hing in Fetzen und war voller Blut. Sie war am Ende ihrer Kräfte und merkte noch nicht einmal, dass Erich immer noch das Ritualmesser hatte. Sarn stand zitternd an eine Mauer gelehnt und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Er konnte kaum noch stehen.
Am besten schienen Kern und Erich den Kampf überstanden zu haben. Kern weinte zwar noch immer und hielt seinen Kopf zwischen seinen Händen verborgen, aber von ein paar kleineren Wunden abgesehen war er in Ordnung.
Auch Erich hatte nicht mehr als ein paar Kratzer und Blutergüsse an den Armen und Beinen. Aber seine Augen starrten ins Leere und sein Atem ging flach und stoßweise.
Sarn wischte sich das Blut aus dem Gesicht und schaute sich nach dem Anführer unserer so unvermittelt aufgetauchten Retter um. Er fand ihn in einem Mann, der auf seinem Kamel saß und dabei zusah, wie sich seine Kämpfer um das Krakenwesen, das kaum noch Widerstand leistete und die beiden Knochenfrüchte in den Kellergewölben kümmerten. Die Hürnin beachteten sie kaum.
„Wer seid ihr?“, wollte Sarn wissen.
„ Wir sind Peregrin. Verbindet eure Wunden und packt eure Sachen, wir bringen euch an einen sicheren Ort.“
An einen sicheren Ort … Diese Männer waren keine Hürnin, denn ich konnte im Kristallgefüge keine Hinweise auf Dämonen sehen. Vielleicht würden sie mit uns genauso umspringen wie mit den Knochenfrüchten, wenn sie erst einmal herausfanden, wer wir waren.
Außerdem waren da immer noch die anderen Knochenfrüchte, die hinter Erich her waren. Aber selbst als Sarn dem Mann erklärt hatte, dass Erich nach dem Zusammenstoß mit dem Scharif mit diesem in Verbindung stand und so immer von ihm gefunden werden konnte, blieb dieser unverändert bei seiner Aussage, dass die Peregrin einen Ort kannten, an dem sie vor den Knochenfrüchten und allen anderen Schergen des Scharif sicher waren. Sarn hatte seine Zweifel daran, aber zunächst einmal war es schwierig genug, sich und die anderen reisefertig zu machen. Der Halken war so schwer verletzt, dass er nicht mehr im Sattel sitzen konnte und auf eine Trage gebunden werden musste. Er war nicht glücklich darüber, aber auch zu schwach, um mehr als halbherzig zu protestieren.
„ Woher habt ihr gewusst, wo ihr uns finden würdet?“, wollte Sarn von dem Mann wissen, der von seinen Männern Tamis genannt wurde.
„ Wir haben unsere Mittel.“, antwortete Tamis ausweichend, aber Sarn entging nicht, dass er einen kurzen prüfenden Blick zum Himmel warf. Als ich ebenfalls nach oben blickte, konnte ich einen schlanken Schatten sehen, der vor
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