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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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gab Zeiten, in denen häufiger Hürnin aus versprengten Familien von irgendwo her zu uns zurückgekommen sind, aber Hornhus ist unsere letzte dauerhafte Wohnstätte und nur wenn einer von uns gezwungen ist, seine Kinder mit auf Reisen zu nehmen oder sogar irgendwo fern von hier zur Welt bringt, kann es sein, dass ein Kind zu uns kommt, dessen Eltern nicht hier sind. Aber wir wissen, wer von uns und den anderen Völkern in den letzten zwanzig Jahren außerhalb von Hornhus war und keiner von ihnen hat da draußen ein Kind zur Welt gebracht.“
    Bern hebelte mit seinen Zähnen ein großes Stück aus seinem Apfel heraus und blickte Erich nachdenklich an, während er geräuschvoll darauf herumkaute.
    „Also entweder hat uns irgendjemand ein Kind verschwiegen oder es gibt noch andere Hürnin, von denen wir nichts wissen. Du wirst einsehen, dass wir mit beiden Möglichkeiten nicht besonders glücklich sein können.“
    „ Heißt das, meine Eltern sind nicht hier?“ Erich musste es geahnt haben, als er das Geburtshaus der Menschen betrat, oder vielleicht auch schon, als er einsam der Statue Sigwars gegenübergestanden hatte. Aber das machte die Gewissheit nicht weniger schmerzlich. Er schluckte schwer und versuchte die Tränen zu unterdrücken, aber er schaffte es nicht, die Enttäuschung aus seiner Stimme zu halten.
    „ Aber es ist doch möglich, dass jemand anderes mehr darüber weiß. Vielleicht sind sie nur verreist? Vielleicht ... “, wandte er ein, bevor seine Stimme versagte.
    Bern schüttelte missbilligend den Kopf. Er schätzte es nicht, wenn ihm jemand widersprach, noch dazu unaufgefordert.
    „Keiner weiß etwas. Auch die anderen Völker nicht. Weder die Orks noch die Elfen. Und man hat dich vor der Tür von Menschen ausgesetzt, ist es nicht so?“
    Erich nickte.
    „Man sieht es dir an. Deine Art zu sprechen, dich zu bewegen und auf deine Umgebung zu reagieren kann nur von Menschen kommen. Also waren auch deine Eltern Menschen, zumindest einer von ihnen, denn so ist es bei uns Tradition. Und auch wenn es schon vorgekommen ist, dass Menschenfamilien ihre Kinder zu anderen Rassen gegeben haben, dann doch nie ohne guten Grund. Menschen bleiben unter Menschen und Elfen unter Elfen. So ist es einfacher und sicherer.“
    Von den Kriegern, die Erich und mich in Empfang genommen und ins Haus der Menschen gebracht hatten, waren nur Chulak und der Priester geblieben. Sie hatten offenbar ihre eigene Meinung zu diesem Thema, sagten aber nichts, so lange Bern sie nicht dazu aufforderte.
    „Sarn, was denkst Du? Welchem Umstand haben wir das unerwartete Auftauchen unseres kleinen Freundes hier zu verdanken?“
    Der Priester antwortete prompt, während Chulak die Nase rümpfte. „Es muss eine der versprengten Familien sein. Wer weiß, vielleicht ist er nach einer langen Reihe von Dünnblütigen der erste, der das volle Erbe der Hürnin in sich trägt, vielleicht wissen die Eltern gar nicht, dass sie Hürnin sind.“
    „Du meinst sie haben nie das Ritual vollzogen und leben ohne Dämon? Unwahrscheinlich. Wenn sie nicht gewusst haben, das sie Hürnin sind, hätten sie ihn nicht ausgesetzt.“
    Bern schob sich den Rest des Apfels in den Mund und Erich konnte hören, wie seine Zähne das Kerngehäuse zermalmten. Seine Kiefermuskeln traten dabei deutlich unter der Haut zu Tage.
    „Warten wir ab, was der Rest des Rat dazu sagt. Ihr könnt gehen.“
    Während Bern aufstand und den Saal verließ, konnte ich an Chulaks Gesichtsausdruck erkennen, dass er darüber verärgert war, dass Bern nicht auch ihn nach seiner Meinung gefragt hatte. Die Blicke, die er Sarn zuwarf, verhießen nichts Gutes.
    Damit war die Audienz bei Bern beendet und Erich blieb mit gesenktem Haupt inmitten der Leere des Saales stehen. Chulak gab ihm einen Schubs und sagte:
    „ Hör auf zu weinen Junge, du bereitest deinen Eltern damit nur Schande, wer auch immer sie gewesen sind. Mögen Sie unter guter Erde ruhen.“
    „ Sie sind nicht tot!“, platzte Erich plötzlich heraus. „Sie leben und ich werde sie finden!“
    Während Sarn Mitleid mit meinem Herrn zu haben schien, warf Chulak ihm nur einen geringschätzigen Blick zu und schob ihn dann unsanft vor sich her nach draußen. Sarn folgte ihnen schweigend.
     
    Bis der Rat zusammentreten sollte, blieb Erich in der Obhut Chulaks bei dem Krieger oder im Geburtshaus der Menschen, wobei er aber auch stets unter Beobachtung durch den Priester Sarn stand. Sarn war stets höflich zu Erich, aber Chulak

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