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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Können wir etwas für ihn tun?“, wollte Erich wissen, während er geistesabwesend den Kopf einer der Ziegen streichelte, die zu uns herüber lugten.
    „ Nicht viel.“, seufzte Sarn. „Vielleicht können wir von diesem seltsamen Zauberer Verbandsmaterial bekommen, ansonsten braucht der Halken Ruhe und ausreichend zu trinken. Vor allem müssen seine Wunden sauber bleiben.“
    Er hatte wieder etwas Schnee in die Hand genommen und ließ das Schmelzwasser auf die Lippen des Halken tropfen. Manches rann an seiner Wange hinunter ins Heu, aber Erich konnte sehen, dass der Halken ein paar Mal schluckte. Immer wieder öffnete er auch die Augen, aber er erkannte weder Sarn noch Erich.
    „Wenn er zu sich kommen würde, könnten wir vielleicht mit einem von seinen Tieren nachhelfen, aber ich fürchte viel sind ihm nicht mehr treu geblieben.“
    Sarn hatte Recht. Erst jetzt erkannte Erich, dass im Gesicht des Halken nur noch ein paar der Zecken hingen, die ihn zuvor geziert hatten und auch die Stellen über seinen Augen waren frei von Heuschrecken oder anderen Insekten. Seine Haarwülste waren nicht nur durchnässt vom Schnee sondern auch fast völlig leblos, zumindest konnte ich dort im Gegensatz zu sonst nichts herumkrabbeln sehen.
    Erich wollte gerade sagen, wie ausgemergelt der Ork aussah, als es plötzlich um ihn herum heller wurde, als er Schneegestöber sah. Überrascht blickte Erich sich um, doch die Tür zum Stall war fest verschlossen und durch die Ritzen in den Brettern drangen nach wie vor nur ein paar dünne Sonnenstrahlen.
    Ein Blitz der Erkenntnis durchfuhr meinen Herren und mich. Erich erkannte, dass er mit den Augen einer Knochenfrucht über eine verschneite Ebene blickte und ich erkannte, dass ich das gleiche sehen konnte wie mein Herr. Wie war das möglich? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, setzte sich die Knochenfrucht in Bewegung und das Sichtfeld raste auf einen dunklen Punkt zu, der sich von der weißen Fläche des Schnees ringsum abhob. Eine dünne Rauchfahne stieg davon auf und die Knochenfrucht hielt kurz inne, um sich umzusehen. Rings war nichts zu sehen als schneebedeckte Hügel und ein paar verstreute Wäldchen. In der Ferne waren Berge zu erahnen und nicht weit entfernt zogen sich Wagenspuren durch den Schnee. Der Rauch, der vor der Knochenfrucht aufstieg, war das Einzige, was sich an diesem Wintertag bewegte.
    Die Vision verblasste so schnell wie sie gekommen war und die Ziege, die von Erich am Kopf gekrault worden war, stieß ihn aufmunternd an, damit er damit weitermachte.
    „ Ich habe es gesehen. “, sagte ich unbeholfen. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen.
    „ Das Ding war hinter Sirr her.“, erwiderte Erich tonlos, ohne seinen Blick vom Halken abzuwenden.
    „ Was?“ Sarn drehte sich um und sah Erich verwundert an.
    „ Eine Knochenfrucht. Ich hatte wieder eine Vision von einer Knochenfrucht.“
    „ Sind sie in der Nähe?“, fragte Sarn alarmiert.
    „ Nein.“ Erich schüttelte den Kopf und in sein Gesicht kehrte ein wenig Farbe zurück. „Es war weit weg von hier, aber ich konnte deutlich sehen, was die Knochenfrucht gesehen hat. Ich hatte das Gefühl, dass sie hinter Sirr her gewesen ist.“
    „ Was hast du gesehen?“, wollte Sarn wissen und stand auf, um sich neben Erich zu stellen. Auch er begann eine der Ziegen zu streicheln, die sich mit einem Meckern bedankte. Sie sahen ganz anders aus als die Tiere, die wir gleich nach der Überquerung des Sommerfelds gesehen hatten. Diese Ziegen hier hatten seidiges weißes Fell und einen Haarschopf, der wie ein Helmbusch zwischen ihren Ohren empor stand.
    Erich erzählte Sarn in knappen Worten von der Ebene und dem Rauch, der die Aufmerksamkeit der Knochenfrucht erregt hatte.
    „Und sonst hast du nichts gesehen?“
    „ Nein, gesehen habe ich sonst nichts, aber ich habe gespürt, dass die Knochenfrucht auf der Suche war. Sie verfolgte eine Spur und ich bin mir sicher, dass das Sirrs Spur war.“
    Sarn fragte nicht weiter nach, was Erich da so sicher machte, sondern klopfte ihm nur auf die Schulter und wandte sich dann wieder dem Halken zu. Die Ziege meckerte protestierend.
    „Ich werde auf ihn aufpassen. Such dir einen Platz im Heu und versuch ein wenig zu schlafen, du kannst es gebrauchen.“
    Erich wollte erwidern, dass Sarn mindestens ebenso müde sein musste, aber er nickte. Die relative Wärme, die im Stall herrschte, machte sich langsam bemerkbar.
    Über der Box mit den Ziegen suchte er sich auf dem

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