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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Leiter wieder an den Turm und betrat zögernd die unterste Sprosse. Er schaute hoffnungsvoll nach oben. Tatsächlich erschien ein bärtiger Kopf zwischen den massigen Felsblöcken und blickte mit einer sorgenvoll in Falten gelegten Stirn zu ihnen hinunter. Der Mann dort oben im Turm mochte um die dreißig Jahre alt sein, was aber im Schatten des Turms nur schwer zu erkennen war. Das konnte unmöglich der alte mächtige Zauberer sein, der Flamme genannt wurde.
    „ Bei Merlins Bart, meinetwegen. Ich werde euch nicht daran hindern! Aber wagt nicht, den Turm zu betreten! Wehe euch! Ich verbrenne euch zu weißer Asche, wenn ihr auch nur einen weiteren Fuß auf die Leiter setzt.“
    Vorsichtig stieg Sarn von der Leiter herunter.
    „Schafft dieses Riesenkalb in den Stall. Da ist eine leere Box, die ihr mit Stroh auslegen könnt.“ Nach kurzem Zögern fügte der Mann hinzu: „Und bleibt auf den Wegen. Ist besser für euch.“ Dann verschwand das bärtige Gesicht im Dunkel des Eingangs. Wir hörten, wie eine Tür zugeschlagen wurde.
    Sarn rief dem Mann seinen Dank zu und machte sich mit Erich daran den Halken in den Stall zu schaffen.
    „Wenn das die Flamme ist, dann bin ich Sigwar höchstpersönlich.“, flüsterte Erich, als er den Riegel von der schief in den Angeln hängenden Stalltür schob und Sarn dabei half, den immer noch phantasierenden Ork nach drinnen zu schaffen.
    Im Stall war es dunkel und überraschend warm, da innen ein dickes Laken vor der Tür den Wind von draußen abhielt. Es roch nach den erdigen Ausdünstungen von Ziegen und als sich seine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, erkannte Erich eine kleine Herde in der größeren der zwei Boxen, in die der Stall unterteilt war. Die Tiere hatten sich auf ihre Hinterläufe gestellt und die Vorderhufe gegen die Bretterwand gestemmt, um die drei Neuankömmlinge besser sehen zu können.
    Sarn wies mit dem Kopf zu einem Loch in der Decke, das zu einer Art Heuspeicher führte. Erich nickte und kletterte die krumme Stiege hinauf, um von dort ein halbes Fuder Heu nach unten zu schaufeln, das er daraufhin in die kleinere Box schaffte. Sie bereiteten dem Halken daraus ein halbwegs angenehmes Lager.
    Mit steifen Fingern machte sich Sarn daran seinen Verband zu lösen, um zu untersuchen, wie schlimm es darunter aussah. Es sah schlimm aus.
    „Du Idiot!“, schimpfte er. „Warum hast du nicht früher gesagt, wie es um dich steht?“
    Der Blick des Halken klärte sich für einige Momente und er schaffe es Sarn schwach anzulächeln. „Der Halken hat jetzt Rast. Mehr braucht er nicht.“
    Sarn stieß mit einem Ton des Missfallens die Luft aus. „Erich sieh zu, dass du eine Schüssel findest und füll sie mit Schnee, ich muss seine Wunde sauberbekommen. Obwohl ich mich wirklich frage, wie ich das bei so viel Dummheit rechtfertigen kann. Eigentlich geschieht es ihm recht.“
    Erich schluckte den bitteren Geschmack hinunter, den der Anblick der vor Blut und Eiter feuchten Wunde in ihm hervorrief und fand nach einigem Suchen auf einem Balken eine Holzschale und trug sie nach draußen. Ein Stück abseits des Trampelpfads, der zum Bergfried führte, schaufelte er eine Handvoll Schnee in die Schale. Er erstarrte, als er sah, was unter dem Schnee verborgen gewesen war: Auf dem Pflasterstein, der ans Tageslicht kam, entdeckte er Linien und Zeichen, die wir bereits auf dem Sommerfeld gesehen hatten, wenn auch größer. Eilig deckte er das magische Siegel wieder mit Schnee ab, machte die Schale voll und lief zurück zu Sarn.
    Der hatte inzwischen den Oberkörper des Halken vollkommen freigelegt und Erich konnte deutlich die entzündete Wunde sehen, die sich quer darüber hinzog. Er verzog angewidert sein Gesicht und hielt Sarn schnell in eine andere Richtung blickend die Schale hin.
    „ Wird er es überstehen?“, fragte Erich.
    „ Der Halken ist ein zäher Knochen. Der hat schon ganz andere Sachen überstanden.“, erwiderte Sarn, aber der Klang seiner Stimme passte nicht zu dem, was er sagte. Obwohl er seinen Umhang abgelegt hatte und es immer noch kalt war, stand Schweiß auf seiner Stirn und sammelte sich in seinen Falten wie in Kanälen. Immer wieder griff er in die Schale mit Schnee, um damit das Blut und den Eiter von der Brust des Halken zu wischen. Dann tastete er den Schnitt vorsichtig ab. Frisches Blut sickerte aus den geschwollenen Wundrändern. Der Halken hatte seine Augen geschlossen und warf den Kopf unruhig hin und her, so als würde er träumen.
    „

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