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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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und wenn wir ihn aufrichten, fangen seine Wunden wieder an zu bluten. Nein, es ist besser wir lassen ihn liegen und halten seine Wunden sauber.“
    Er hob den Tiegel vom Schemel, öffnete den Deckel und roch daran. Schulterzuckend steckte er einen Finger hinein und zog ihn bedeckt mit einer zähen grau-gelben Paste wieder heraus.
    „Kamille.“, vermutete er und tupfte vorsichtig etwas davon auf die geschwollene Haut um die Wunde des Halken herum.
    Kauend sah Erich zur Stalltür hin. „Das ist nicht die Flamme, oder? Ich meine, das kann einfach nicht die Flamme sein.“
    „Nein, ich denke nicht. Das ist zumindest nicht der Magier, der uns vor zwölf Jahren die Hölle heiß gemacht hat.“
    „ Aber wer ist es dann?“
    „ Ein Schüler.“, sagte plötzlich der Halken. Er räusperte sich und versuchte sich aufzurichten, aber Sarn hielt ihn zurück. Nachdem sie ihn endlich davon überzeugen konnten, dass er liegen bleiben musste, um seine Heilung nicht zu gefährden, rückte er auch mit der Sprache heraus, was ihn zu dieser Vermutung veranlasste.
    „ Bevor der Halken zum Schwarzen Halken wurde, trug er die Farbe Grün. Er war ein grüner Halken. Er war ein Schüler. Meister tragen keine Farbe.“
    Sarn runzelte die Stirn und reichte dem Halken nach und nach kleine Stückchen Brot, Käse und Speck, die der Ork beinahe ohne zu kauen hinunterschluckte.
    „Aber das kann nicht der einzige Grund sein.“, sagte er.
    Der Halken schüttelte träge den Kopf und nahm sich selbst ein Stück Speck. „Er isst Fleisch. Kein Meister der Magie isst Fleisch.“
    „Warum nicht?“, platzte Erich heraus, aber Sarn brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    „ Das ist nicht das erste Mal, dass du einen Magierschüler siehst, oder? Wo bist du schon einmal einem begegnet?“
    Der Halken brachte ein dumpfes Lachen zu Stande. „Der Halken begegnete ihm in der Steppe. Nachdem der Halken erwacht ist. Er sollte den Halken jagen, aber der Halken war schlauer.“
    „Du hast es nie jemandem erzählt, oder?“
    Der Halken schüttelte den Kopf. „Nur die Ahnen wissen davon.“
    „Was ist damals passiert?“, wollte Sarn wissen.
    Der Halken schluckte ein Stück Käse hinunter und langte dann nach der Kanne mit Wasser, um einige tiefe Züge daraus zu trinken. „Der Halken ist erwacht und hat den Weg nach Hornhus eingeschlagen. Drei Tage und er bemerkte den Verfolger. In einem Wald hat der Halken seine Falle aufgestellt, doch der Schüler konnte entkommen. Er hat ihn nie wieder gesehen.“
    Sarn nickte. „Erich bleib beim Halken, ich werde mit diesem Zauberschüler reden.“
    „ Seid ihr sicher, dass das eine gute Idee ist?“ Erich erhielt nur ein schnelles Schulterzucken als Antwort.
    „ Besser als hier rumzusitzen und uns zu fragen, wann er das nächste Mal auftauchen und uns wie der Kolaus beschenken wird.“
    Erich stutzte und musste dann lachen. Wenn er so darüber nachdachte, hatte Sarn vollkommen Recht. Der lange Bart, der rote Umhang und die Geschenke passten tatsächlich wunderbar zu der Märchenfigur, die zu Beginn des Winters angeblich von Haus zu Haus ging, um Geschenke zu verteilen, die die lange Wartezeit bis zum nächsten Frühling verkürzen sollten. Doch der Kolaus lebte nicht in einem verbrannten Schloss und er hatte bestimmt auch keine Ziegen in seinem Stall.
    „Wenn er uns wirklich feindselig gestimmt wäre, hätte er uns nichts zu essen gebracht. Und einen echten Feuerball auf uns geworfen …“
    „ Aber das war doch ein echter Feuerball.“, widersprach Erich. „Ich meine, er hat den Schnee geschmolzen.“
    Sarn zuckte mit den Schultern, zog die Verschlussschnüre an seiner Kleidung fester zusammen und hatte schon die Stalltür in der Hand als Erich noch etwas einfiel: „Bleibt auf dem Pfad. Ich habe vorhin gesehen, dass der Boden hier wie auf dem Sommerfeld mit Siegeln bedeckt ist.“
    Sarn nickte und verschwand dann in der Dunkelheit.
    „ Hast du gewusst, was wir hier finden würden?“, fragte Erich, als Sarns Schritte verklungen waren. „Hast du uns deshalb hier her geführt?“
    Der Halken schüttelte den Kopf. Er hatte noch nicht alles gegessen, was ihm an Ration zustand, aber als Erich ihm ein weiteres Stück Käse reichte, lehnte er ab. Er sah sehr müde aus.
    „Nicht gewusst … “, murmelte er. „Aber gehofft. Der Faden der Ahnen … Knoten … “Danach war nur noch leises Schnarchen und das Blubbern in seinen Gedärmen von ihm zu hören.
    Erich hatte nicht viel Zeit sich darüber

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