Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
Vom Netzwerk:
Gedanken zu machen, was das bedeuten solle, bis die Stalltür auch schon wieder geöffnet wurde und Sarn sich neben Erich ins Stroh fallen ließ. Ein dünner Schneeschleier lag auf seinen Schultern und er machte ein unzufriedenes Gesicht.
    „Er hat sich nicht blicken lassen. Auch nicht auf mein Rufen geantwortet.“, sagte er zur Erklärung. „Und die Leiter war oben. Ich wollte nicht, dass er noch einmal einen Feuerball nach mir wirft, egal ob echt oder nicht.“
    „ Hat das eigentlich weh getan?“, fragte Erich vorsichtig. „Der Feuerball meine ich?“
    „ Nein, ich habe überhaupt nichts davon gespürt. Aber es hat mir einen gehörigen Schrecken eingejagt.“
    Eine Weile starrte Sarn schweigend vor sich hin, dann sagte er: „Weißt du, seltsam ist, dass meine Wunden schon lange verheilt waren, als die Angst vor dem Feuer angefangen hat.“
    Erich suchte nach Worten, aber Sarn brauchte keine Ermunterungen um weiterzusprechen.
    „ Als ich mit Kern vor zwölf Jahren nach Hornhus zurückgekommen bin, habe ich gedacht, man würde uns mit offenen Armen empfangen.“ Sarn lachte bitter. „Ich war nicht mehr jung, aber ich war immer noch dumm. Dumm und blind. Ich hätte es eigentlich besser wissen müssen. Kern und ich haben den Hürnin ein Leben lang gedient. Auf die alte Art und Weise. Wir haben keinen Lohn dafür erwartet. Den Weg unserer Väter zu ehren und Schaden von den Hürnin fernzuhalten war uns Dank genug.“ Sarn seufzte. Er achtete nicht darauf, dass der Schnee auf seinen Schultern schmolz und seinen Umhang durchnässte. „Es dauerte ein paar Tage bis meine Wunden es zuließen mich in Hornhus umzuhören. Die Stimmung unter den Hürnin war angespannt. Alle waren sehr freundlich zu Kern und mir und alle lobten unsere Tapferkeit. Aber keiner wollte uns verraten, was mit den anderen Generälen geschehen war.“
    „ Die anderen Hürnin, die Hornhus verlassen haben, um gegen die Völker ringsum zu kämpfen?“, fragte Erich nach.
    Sarn nickte. „Ja. Früher befehligten sie tatsächlich noch Armeen als sie aus Hornhus und den anderen Städten der Hürnin loszogen, aber schon zur Zeit meines Großvaters und dessen Großvaters waren wir darauf angewiesen uns unerkannt unter fremde Heere zu mischen. Und nun waren die letzten beiden Generäle heimgekehrt. Keiner wollte derjenige sein, der uns die Nachricht überbringen musste, dass wir die letzten beiden waren. Lern trug natürlich auch den Titel eines Generals, aber er war König und hatte Hornhus noch nie für längere Zeit verlassen. Neben Kern war ich somit der letzte einsatzfähige General der Hürnin – ein General, der entstellt war, seine besten Tage bereits überschritten hatte und sich noch dazu vor Feuer fürchtete!“ Schnarchend versuchte der Halken sich auf die Seite zu drehen und Sarn unterbrach sich kurz, um ihn daran zu hindern und weitere Salbe auf seine Wunden zu tupfen. Erich hatte sich unterdessen an der Bretterwand des Verschlags ins Heu sinken lassen und hing gebannt an Sarns Lippen.
    „Natürlich war das in Hornhus schon lange Thema. Bis zu unserer Rückkehr hatte man sogar schon damit gerechnet, alle Generäle verloren zu haben.“
    „ Wie viele waren es?“, hakte Erich nach. Sarn musste kurz überlegen und zog dabei doch noch seinen Umhang aus und warf ihn zum Trocknen über die Bretterwand.
    „ Wenn man Lern mitrechnet dreizehn. Bal war schon ein alter Mann als ich mit Kern fortzog und starb während wir unterwegs waren, aber die anderen neun waren wie wir mit der Aufgabe unterwegs, die Feinde der Hürnin in Schach zu halten. Von ihnen ist kein einziger zurückgekommen. Ich habe Pipin, Roland, Poleon, Cort, Wallen, Kusta, Friedrich und Penthesilea nie wiedergesehen.“
    „ Einer der Generäle war eine Frau?“, wunderte sich Erich.
    Sarn musste schmunzeln. „Ja. Sie war vielleicht sogar einer unserer besten Generäle. Allerdings konnte sie mit Männern nicht viel anfangen.“
    „Was ist passiert? Mit den Generälen meine ich? Hat die Flamme sie alle getötet?“
    Sarn zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Kustas Armee wurde angeblich am Fuß des Großhorns eingekesselt und aufgerieben, Wallen wurde von seinen Offizieren ermordet und vom Rest gibt es nur widersprüchliche Nachrichten oder überhaupt keine. Bestenfalls Gerüchte. Aber auf jeden Fall weiß niemand etwas von einem mit Feuer um sich werfenden Magier, der sie alle getötet hat. Trotzdem konnte das Verschwinden der Generäle kein Zufall sein. Das war

Weitere Kostenlose Bücher