Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
Vom Netzwerk:
Driggs Hals einfach durchbrechen, aber dann hob er den Kopf, um auf ein Winseln zu hören, das immer lauter wurde.
    Hund stand noch immer ein Stück von uns entfernt und erst jetzt fiel mir auf, dass er in dieser Welt tatsächlich das Aussehen eines riesenhaften Hundes hatte, dessen Reißzähne weit über sein Maul hinausragten, fast so wie die Hauer eines Wildschweins. Zwischen seinen Gliedmaßen spannte sich eine schrumpelige Flughaut, die aber kaum zu mehr taugen konnte als zu einem schlingerndem Gleitflug. Er war ein Mischling. Ich wusste es plötzlich. Die Horndämonen verachteten alle anderen Dämonenvölker. Aber noch mehr verachteten sie alle, die sie für schwach oder missgestaltet hielten. Kein Wunder, dass sie Hund dazu auserkoren hatten als Diener in die Welt der Menschen geschickt zu werden.
    Hunds bedrohliches Aussehen passte ganz und gar nicht dazu, wie er mit eingekniffenem Schwanz und angelegten Ohren dastand. Aber ich wusste genau, wie er sich fühlte. Hätte ich einen Schwanz besessen, hätte ich ihn auch zwischen meine Beine geklemmt. Es gibt nichts Beängstigenderes als nach Hause zurückzukehren und nichts Vertrautes vorzufinden.
    Der Halken ließ Drigg los und ging langsam mit erhobenen Händen auf Hund zu. Der wich noch einige Schritte zurück, aber als der Halken begann beruhigend auf ihn einzureden, blieb er stehen, entspannte sich und leckte schließlich mit seiner dampfenden Zunge die Hände seines Herrn.
    „ Was ist passiert? Wo ist Sarn? “
    Erich stand auf und blickte wieder staunend auf seine Hände und Arme hinunter. Er fuhr mit den Fingern vorsichtig über die Panzerplatten an seinen Unterarmen, über die Stacheln an seinen Knöcheln und klopfte dann damit auf seine geharnischte Brust. Es klang als würden Kiesel auf Granit treffen. Erich ließ seine Hände sinken und begann dann aus vollem Halse zu lachen. Hund stimmte begeistert bellend in das Lachen mit ein und schließlich lachte auch der Halken grollend wie ein Gewitter.
    „Das Feuer sei mit mir. Wir sind tatsächlich in der Welt der Dämonen.“, sagte Drigg, als könne er es nicht glauben. „Wir sind an dem Ort, wo sich einst Drachall befunden hat. Die Dämonen haben keinen Stein auf dem anderen gelassen.“
    Erich atmete ein paar mal tief durch und blickte sich dann mit glühenden Augen um. Der rotbraune Boden um uns herum wies an manchen Stellen Verfärbungen auf, die andeuten mochten, dass hier Grundmauern und Kellerräume verschüttet lagen, aber mit Sicherheit sagen ließ sich das nicht.
    „ Ich erinnere mich. Sarn ist fort, nicht wahr? “
    Der Halken knurrte etwas und Drigg nickte.
    „Wir haben eine Schwelle überschritten. Niemand kann den Fluss des Schicksals vorhersagen, wenn das passiert. Vielleicht werden wir Sarn eines Tages an einer anderen Schwelle wiedersehen.“, sagte der Magier.
    „ Das hier soll Drachall sein? Selbst wenn es zerstört wurde, wo sind dann die Ruinen? “, wollte Erich wissen und der Magier hatte eine Antwort darauf: „Die Legende von Drachall ist wahr. Die Stadt konnte nie von Menschen eingenommen werden, weil kein einziger Mensch sie aus eigener Kraft heraus erreicht hätte. Sie wurde erst zerstört als die Dämonen ihre Herren verrieten. Von innen heraus. Sie haben keinen Stein auf dem anderen gelassen. Es gibt keine Ruinen.“
    Bevor er fortfahren konnte, stimmte Hund wieder ein heiseres Winseln an und starrte in gespannter Körperhaltung über die hitzeflirrende Ebene. Bis zu den Hügeln, die die Ebene von Drachall auch hier wie die Ränder einer Schüssel einschlossen, war nichts zu sehen als Staub und aufgeheizte Luft, aber zahlreiche Luftspiegelungen über dem Boden machten es schwierig das mit Sicherheit zu sagen.
    „ Was ist? “, fragte Erich, der wie wir anderen versuchte dem Blick von Hund zu folgen.
    „ Da ist etwas. “, sagte der Halken. „ Oder jemand. Wir sollten vorsichtig sein. Es kommt hier her. “ Er streckte seine rechte Hand aus und mit seiner Rüstung geschah etwas. Erst dachte ich ein Stück seiner Armpanzerung würde sich lösen und zu Boden fallen, aber dann sah ich, dass das Band, das um seinen Arm herum nach unten glitt, zwei Augen und ein Maul voller spitzer Zähne besaß. Das Ding glich einer Schlange aus kaltem Eisen und der Halken hielt sie in seiner Hand wie eine Peitsche.
    Instinktiv formierten wir uns zu einem Halbkreis, um so den zu erwarten, der auf uns zukam. Erich stellte sich dabei neben mich und bedachte mich mit einem eingehenden Blick

Weitere Kostenlose Bücher