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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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trippelnden Schritten setzte sich das Ding in Bewegung und nahm schnell Fahrt auf. Hund hatte keine Probleme mit den Hürnin Schritt zu halten und auch wenn neben dem Halken noch etwas Platz war, zog ich es vor mich auf die Kraft meiner Flügel zu verlassen. Es war ungewohnt mich fliegend fortzubewegen, aber nachdem ich mich erst einmal daran gewöhnt hatte, gab es nichts Schöneres. Erst blieb ich dicht bei den anderen, aber dann ließ ich mich von Aufwinden in die Höhe tragen und warf einen eingehenden Blick auf das Land ringsum. Das Stampfen und Beben der Maschine war ohnehin zu laut, als dass man sich auf ihr miteinander hätte unterhalten können, aber ich konnte an den Blicken, die sich Drigg und die beiden Hürnin zuwarfen, ablesen, dass sie stillschweigend einen Waffenstillstand vereinbarten. Der Magier schien hier ohne seine Macht zu sein. Dafür war er wie die Hürnin mit weit größerer Körperkraft ausgestattet. Er war nicht so eindrucksvoll wie der Hürnin und Erich, der nun den Namen wiedererlangt hatte, dem ihn seine Eltern gegeben hatten, aber es reichte, dass ich Respekt vor ihm hatte. Zumindest in meinem Körper. Aber in der Welt der Menschen hätte ich mit meiner jetzigen Gestalt immer noch allerorten Panik ausgelöst. Meine Flügel waren lang und die Klauen an meinen Beinen scharf. Auch das zweite Armpaar unter meinen Flügeln war kräftig und mit krallenbewehrten Fingern versehen. Doch im Vergleich zu den Hürnin fühlte ich mich wie eine Fledermaus neben Krokodilen. Und ohne es ausprobiert zu haben wusste ich, dass es in meiner Welt keinen Weg mehr gab, in Gilcris' Körper zu schlüpfen. Das lag nicht nur daran, dass ich nun einen eigenen Körper hatte und erst lernen musste, ob und wie ich ihn verlassen konnte, sondern auch daran, dass Gilcris' Panzer undurchdringlich schien. Undurchdringlich gegen Angriffe aller Art, egal ob körperlich oder geistig.
    Erst nach und nach wurde mir bewusst, in welcher Lage ich mich befand. Wie ein neuer Tag schob sich die Welt um mich herum erst langsam in mein Bewusstsein. Wir hatten es nach Drachall geschafft und es war nicht das, was wir erwartet hatten. Ich war nach Hause gekommen ohne dass ich wusste, ob ich hier überhaupt willkommen war. Ich bezweifelte es. Das, was langsam in mein Gedächtnis zurückkehrte, zeichnete mir ein trostloses Bild. Ich war in eine Gesellschaft von Dämonen hineingeboren worden, die sich allen anderen Dämonen für überlegen hielten. Der Pakt mit den Hürnin hatte die Horndämonen in die Lage versetzt die Herrschaft über weite Teile meiner Welt an sich zu reißen. Es gab hier niemanden, der sich den Horndämonen entgegenstellen konnte ohne mit ernsten Konsequenzen zu rechnen und in diesem Bewusstsein wurden die jungen Horndämonen erzogen. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, oder was man in mir gesehen hat, was dieser Überzeugung nicht entsprochen hat. Aber was es auch war, ich wurde nicht für würdig befunden der Gemeinschaft aus Herrschern und Gebietern anzugehören. Ich wurde in die Menschenwelt verbannt. Langsam begann alles einen Sinn zu ergeben. Die ersten Horndämonen, die den Pakt mit den Hürnin eingegangen waren, hatten dieses Opfer zum Wohl ihres Volks gebracht. Für eine Zeit gewannen Hürnin und Horndämonen gleichermaßen an Stärke. Bis zu den Tag, an dem wir Horndämonen in unserer eigenen Welt keine Feinde mehr zu fürchten hatten und der Pakt gebrochen werden konnte. Wahrscheinlich hatte der Bruch des Paktes die Horndämonen in der Menschenwelt ebenso überrascht wie die Hürnin. Von diesem Zeitpunkt an war die Menschenwelt nichts weiter als ein Exil und ein Gefängnis. Ein Ort für diejenigen, die unbequem und störend waren. Kein Wunder, dass die Horndämonen in der Menschenwelt nur auf eine Chance gewartet haben ihr Joch abzuschütteln. Zumindest diejenigen, die klug genug waren zu begreifen, was vor sich ging. Der Rest, der sich wie ich hatte täuschen lassen, ahnte noch nicht einmal, welches Spiel gespielt wurde.
    Weit über mir kreisten noch immer die geflügelten Wesen, die zu diesem roten Himmel gehörten wie Wolken oder Sterne zu anderen Firmamenten und ich wusste, dass diese geflügelten Wesen die Wächter waren, die die Ausgänge der Welt beschützten. Sie hatten nicht nur die Macht darüber, wer die Welt der Dämonen verlassen konnte, sondern auch darüber, was er an Gegenständen, Fertigkeiten oder Erinnerungen mit sich nahm. Und einer dieser Wächter hatte mir die Erinnerung daran

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