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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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standen und dass es auch unter meinesgleichen verschiedene Hierarchieebenen gab. Der Krieger hatte mich Berater genannt und den anderen Kommandeur, was offensichtlich mehr wert war. Was der Mann mit Block und Jägern gemeint hatte konnte ich nur vermuten. Vielleicht handelte es sich auch da um verschiedene Ränge, vielleicht aber auch um Funktionen innerhalb der Gruppe.
    So lange ich es geschickt anstellte, konnte ich mit dem Halken so ohne großes Aufsehen zu erregen reisen. Dennoch hielten wir es für besser die Straße fürs erste zu meiden. Es gab noch zu viel, was ich nicht über meine eigene Welt wusste und ein einziger Fehler konnte fatal sein.
    Wenig später passierten wir eine Hütte, um die sich eine Gruppe Händler mit ihren Karren und Zugtieren scharte. Ich konnte aus der Entfernung nicht verstehen, worüber sie sprachen, aber sie hatten eindeutig schlechte Laune und deuteten immer wieder in den Norden. Von der Straße, die von der Raststation in diese Richtung führte, trafen immer weitere Fuhrwerke und Gespanne ein. Allesamt leer und mit Lenkern, die ihre Umgebung mit bösen Blicken bedachten. Offenbar gab es im Norden im Moment für diese Dämonen nichts zu verdienen. Es machte Sinn. Sie wurden wahrscheinlich dafür bezahlt, dass sie Hämolithen in den Süden transportierten. So lange man sich auf dem Sommerfeld, wo die Steine abgebaut wurden, davor fürchten musste, dass Gilcris den Steinbruch überfallen würde, ruhte dort die Produktion. Oder zumindest war sie nur eingeschränkt möglich.
    Der Halken, Hund und ich reisten die Straße immer in Sichtweite behaltend nach Norden. Wir trafen auf eine weitere, kleinere Raststation und dann, als die Sonne verschwand und sich der volle Mond den Himmel zurückeroberte, endete der Wald beiderseits der Straße abrupt. Vor uns tat sich ein gewaltiger Krater auf. Rötlicher Staub lag träge in der Luft und wie verwaiste Felsen am Rand einer Klippe ragten in regelmäßigen Abständen Statuen in den Himmel. Es dauerte eine Weile, bis ich im Halbdunkel erkennen konnte, worum es sich dabei handelte: Es waren steinerne Wächter, um ein vielfaches höher als ich oder sogar der Halken. Ihre Hände, die sie um ihren Körper geschlungen hatten, liefen in Fingern dünn wie Spinnenbeine aus, ihre stämmigen Beine waren direkt mit dem Untergrund verbunden. Sie bestanden aus dem gleichen Blutstein, aus dem auch der Krater gebildet wurde.
    „ Das Sommerfeld. “, sagte der Halken. „ Die Schmach der Hürnin. “
    Jetzt wo er es sagte, erkannte auch ich es. Hier wurde das Blut abgebaut, dass in der letzten Schlacht der Hürnin vergossen worden war. Weiter im Nordwesten waren die Ausläufer der Berge und Hügel zu erahnen, hinter denen die Sümpfe um Hornhus herum lagen, doch wo sich in der Menschenwelt eine breite Ebene erstreckte, klaffte hier ein tiefes Loch in der Erde.
    Eine breite Rampe führte aus dem Wald hinunter zu einer Reihe von Plateaus und Terrassen, auf denen bereits behauene Steine lagerten, Hütten standen oder Fuhrwerke Platz hatten, um auf ihre nächste Fuhre zu warten. Auf halbem Weg hinunter ins Zentrum des Tagebaus befand sich ein Dorf, das aus armseligen Hütten und einzelnen größeren Häusern bestand. Flackerndes Licht offenbarte Bewegung dort unten und ich konnte sehen, wie gerade ein Horndämon seine Flügel ausbreitete, um sich in die Lüfte zu schwingen. Er überflog uns, ohne auf uns aufmerksam zu werden und verschwand dann im Süden über den Bäumen.
    „ Ein Gefängnis. “, murmelte der Halken und Hund stimmte ihm mit einem leisen Winseln zu.
    Er hatte recht. Diese Mine erfüllte zwei Aufgaben: Zum einen wurden hier Unmengen an Steinen gebrochen und zum anderen verhinderten die leicht zu kontrollierenden Wege, dass die Arbeiter entkommen konnten.
    Allerdings machte mich stutzig, dass alles in kontrollierten Bahnen zu laufen schien. Gilcris musste inzwischen hier angekommen sein, aber es gab nirgends einen Hinweis auf Kämpfe. Hatte man ihn also gefangen genommen oder sogar getötet? Nein, auch dafür war es zu ruhig. Die Bewacher der Mine waren noch immer in Alarmbereitschaft und je länger ich hinunter ins Halbdunkel starrte, desto mehr von ihnen entdeckte ich. Da war eine Gruppe von grauhäutigen Dämonen, wie sie uns auch schon auf der Brücke begegnet waren, aber auch andere, die ich nicht so genau erkennen konnte. Nach einiger Zeit entdeckte ich auch eine Handvoll Wachstationen um den Krater herum und schätzte, dass wir es hier

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