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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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sie im Schatten der Apfelbäume angekommen waren. Von irgendwoher fand ein Windhauch seinen Weg zwischen die Baumkronen und spielte mit den Blättern, die sich bereits zu verfärben begannen. Der Herbst war offensichtlich nicht mehr weit.
    „Kern? Ihr meint Kern? Er soll uns begleiten?!“ Erich war fassungslos.
    „ Aber ja mein Junge, es gibt keinen, der Sumpfrosen sicherer findet als er. Ah, Kern, da bist du ja! Und wie ich sehe bist du bereit für unsere ruhmvolle Queste.“
    Tatsächlich hatte Kern so etwas wie sumpftaugliche Kleidung angezogen. Er hatte zwar nur einen einzelnen kniehohen Stiefel an und der war noch dazu bestimmt nicht mehr wasserdicht, aber er hatte, wie es sich gehörte, einen Weidenkorb bei sich und etwas auf dem Kopf, das entfernt an einen Sonnenhut erinnerte. Um seine Hüften war ein Gürtel geschlungen, in dem ein mit Erde verschmiertes Messer steckte.
    „Au ja! Suchen wir Goldbeere, die Tochter des Flusses! Allzeit bereit Drachen zu erschlagen. Und … ah! Einsteigen bitte.“, antwortete Kern mit einem breiten Grinsen.
    „ Haltet Ihr das wirklich für eine gute Idee? Was ist, wenn er plötzlich wegläuft oder irgendeine Verrücktheit anstellt?“
    Sarn wandte sich mit einem Zwinkern an Kern. „Würdest du weglaufen oder Verrücktheiten anstellen? Bedenke es geht hier um Sumpfrosen.“
    Kern blickte Sarn für einige Sekunden von unten herauf verständnislos an und schüttelte dann so heftig den Kopf, dass man hören konnte, wie seine Lippen schlackerten und zu beiden Seiten in hohem Bogen Speicheltropfen wegflogen.
    Sarn lächelte. „Da siehst du’s. Er wird keine Verrücktheiten anstellen.“
    Erich wusste nicht so recht, was er von Sarns Fröhlichkeit halten sollte. Diese Sumpfrosen mussten ja etwas ganz Besonderes sein, wenn sie dem sonst so strengen Mann ein Lachen entlocken konnten. Und Erich war auch nicht überzeugt, dass es eine gute Idee sei, den senilen Alten mitzunehmen. Er hatte nichts gegen seine Anwesenheit, schließlich kam er nach wie vor oft genug bei ihm zu einem kurzen Besuch vorbei, aber er hatte Angst von Sarn zum Aufpasser gemacht zu werden. Doch Kern schien niemanden zu brauchen, der auf ihn aufpasste. Er blieb zwar manchmal ohne ersichtlichen Grund stehen oder machte komische Geräusche, aber ansonsten folgte er Sarn und Erich ohne Anstalten zu machen den Weg hinunter, den auch alle anderen benutzten.
    Es war natürlich nicht der gleiche Weg, den Erich genommen hatte, als er zum ersten Mal nach Hornhus gekommen war. Es gab stattdessen einen Tunnel, der direkt an den oberen Rand des Geröllfeldes führte und mit einem Felsbrocken verschlossen war, wenn ihn gerade niemand benutzte. Der Abstieg war zwar voller Rauch von den unzähligen Laternen und Fackeln, die für Licht sorgten, aber ansonsten ziemlich bequem. Kein Vergleich zum Pfad, der außen um den Basaltblock herumführte und von den Hürnin 'flüssige Schlange' genannt wurde. Einmal hatte Erich zusammen mit Brogu während eines Gewitters einen Blick auf den Pfad geworfen. Das abfließende Wasser gab ihm tatsächlich das Aussehen eines dem Sumpf entgegeneilenden Reptils.
    Während ihres Abstiegs waren sie umringt von fröhlich schwatzenden Hürnin, die sich an diesem einen Tag im Jahr auch nicht zu fein waren sich mit Sarn und sogar Kern zu unterhalten. Ich weiß zwar nicht, ob Kern auch nur ein Wort von dem verstand, was man zu ihm sagte, aber er hatte sichtlich Spaß daran verworrenes Zeug vor sich hinzuplappern. Sobald sie den Tunnel verließen, verteilten sich die Hürnin über das Moor. Jeder hatte seine spezielle Stelle, wo er besonders viele Sumpfrosen oder ein ungestörtes Plätzchen zu finden hoffte, aber Sarn blieb zunächst einmal stehen und beobachtete Kern. Der versuchte mit seinen Lippen so perfekt wie möglich ein Furzgeräusch nachzuahmen.
    „ Na los mein alter Freund. Lass uns nach Gold suchen.“
    Kern stand zunächst nur da und rieb die Handflächen aneinander, dann rannte er plötzlich lachend los und die beiden anderen mussten sich gewaltig anstrengen, um mit ihm Schritt zu halten. Einige der übrigen Hürnin deuteten mit dem Finger auf sie und lachten, aber selbst wenn Sarn oder Erich das bemerkten, machte es ihnen nichts aus. Kern war auf einer Spur und das verhieß fette Beute.
    Wir umrundeten den Schutthügel unter Hornhus zur Hälfte und stiegen an seiner nördlichen Seite ins Moor hinunter. Hier waren nur wenige andere Hürnin zu sehen, denn das Moor war im Norden trockener als

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