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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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bedeutet nicht, dass es richtig ist.“, murmelte Erich zu leise als dass Sarn es hören konnte.
    Sie gingen zurück zu den anderen und warteten darauf, dass Sirr die Suppe zum Essen freigab. Sie schmeckte für die Umstände, unter denen sie zubereitet worden war, hervorragend und brachte ein wenig Wärme in ihre Körper zurück. Aber dennoch blieb die Stimmung kalt. Der Halken achtete darauf so weit wie möglich von Sirr weg zu sitzen und Sarn war so angespannt, dass er Kern wütend anfuhr, als dieser wieder irgendeinen Schabernack treiben wollte.
    Während der Halken sich nach dem Essen in seine Hängematte zurückzog, und bald leise vor sich hin schnarchte, Sarn seinen Oberschenkel mit einer Salbe einrieb und die anderen beiden plötzlich irgendwohin verschwunden waren, ging Erich zur Mitte der Insel, um sich einen Baum zu suchen, auf den er hinaufklettern konnte. Er wollte sich von oben einen Überblick über den See und die Küste ringsum verschaffen und die Aussicht von einem Baum aus schien ihm dafür am geeignetsten, auch wenn er nicht viel Erfahrung mit dem Klettern hatte. Um sein Dorf herum erstreckte sich hauptsächlich Nadelwald mit Ästen, die so dicht standen, dass nicht daran zu denken war auf sie hinaufzukommen.
    Er hatte deshalb anfangs ein wenig Mühe am feuchten, mit Moos bewachsenen Stamm hinaufzukommen, aber sobald die ersten Äste anfingen, gab es keine Probleme mehr. Als er fast oben angekommen war, bemerkte er, dass der Verband, den ihm der Halken an seiner Hand angelegt hatte, abgefallen war, aber die Wunde darunter war inzwischen verschorft und fast verheilt. Von den Ameisen waren nur noch ein paar kaum sichtbare Punkte übrig geblieben, dort wo sie sich in an seiner Haut festgekrallt hatten.
    Erich hatte sich nicht den höchsten Baum ausgesucht, aber auch so hatte er einen guten Blick in alle Richtungen. Die Insel war ein wenig größer als er angenommen hatte und bis auf die kleine Bucht, an der er Kern gefunden hatte, kreisrund. Außerdem drehte sie sich kaum wahrnehmbar um ihre eigene Achse, was irgendwie mit dem Wind und der Strömung zusammenhängen musste.
    Inzwischen war die Wolkendecke weiter aufgebrochen und die Sonne schickte vielfingrige Strahlenbündel durch die Risse auf die glitzernde Oberfläche des Sees hinab. Als er selbst kurz von der Sonne berührt und gewärmt wurde, musste Erich lächeln. Unter anderen Voraussetzungen hätte er das alles hier schön und aufregend gefunden. So reichte es zumindest für einen Moment wehmütigen Erinnerns daran, wie es war, sich nicht nur frei sondern auch sicher zu fühlen. So lange sein Bauch voll war konnte er sich zumindest der Illusion hingeben, dass schon alles gut gehen würde.
    Er sah zu, wie ein Schwarm von Wasservögeln im Tiefflug über den See hinweg glitt, vermochte aber nicht zu sagen, ob es sich dabei um Enten, Gänse oder etwas anderes handelte. Im Süden lagen die Berge noch immer unter einem Schleier von Wolken, die wie Rauch aus dem dichten Wald drangen und auch im Westen war nichts als Dunst und Schatten zu erkennen. Aber im Norden war die Luft so klar, dass Erich weit über das Moor blicken konnte, das auch in dieser Richtung von Bergen und Hügelketten begrenzt wurde.
    Im Osten schien das Land hinter dem See flacher anzusteigen, allerdings konnte er hier nichts Genaues ausmachen.
    In der Betrachtung der sich ständig verändernden Muster von Licht und Schatten über dem Wasser versunken blieb er eine ganze Weile in der Baumkrone sitzen, bis er plötzlich ein Geräusch hörte, das ihn aufhorchen ließ. Er sah sich nach der Ursache um und entdeckte Sirr, die behände wie ein Eichhörnchen einen benachbarten Baum erklomm. Ihre Hände und Füße schienen kaum die Äste zu berühren und sie beugten sich auch nicht so sehr unter ihrem Gewicht, wie Erich das erwartet hätte. Die Elfe schien fast schwerelos zu sein. Sie verharrte in der Baumkrone, nickte Erich stumm zu und starrte dann eine Weile nach Osten, um danach genauso geschwind wieder nach unten zu klettern, wie sie gekommen war.
    Erich versuchte herauszufinden, was sie gesehen haben mochte, konnte aber immer noch nichts erkennen. Vielleicht war es ja genau das, was Sirr zu sehen erwartet hatte. Er hoffte es zumindest. Alles andere würde wahrscheinlich nichts Gutes bedeuten.
    Um einiges weniger elegant als die Elfe rutschte Erich später am Baumstamm zurück nach unten. Die scharf geschnittenen Sonnenstrahlen verwandelten den Wald auf der Insel in eine gestreifte

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