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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Säulenhalle und es schmerzte ihn in den Augen wenn er zu lange hinsah. Trotzdem stand er auch hier eine Weile einfach nur da, um dieses Schauspiel in sich aufzunehmen. Dann wanderte er ziellos herum, bis er eine Lichtung fand, die von der Sonne halbwegs getrocknet worden war. Eine umgestürzte Birke bot ihm einen Sitzplatz und der vertraute Geruch von Harz, Torf und Moos stieg in seine Nase. Seine Anspannung war inzwischen von ihm abgefallen und als die Wolken weiter schwanden und ihn die Sonne zu wärmen begann, konnte er spüren, wie sich seine verkrampften Muskeln lockerten. Aber als er plötzlich bemerkte, wie sehr seine Kleidung inzwischen nach Schweiß roch, beschloss er baden zu gehen, sobald sich die Wolken ganz verzogen hatten. Aber ein Bad stand auch den anderen bevor.
     
    Wir trieben weitere zwei Tage über den See, bis die östliche Küste in Reichweite kam. Inzwischen hatte sich eine gespannte Langeweile unter den Hürnin breit gemacht und sie konnten es kaum erwarten, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Sich treiben zu lassen war zwar eine anstrengungslose Fortbewegungsmethode, allerdings kamen sie damit nicht besonders schnell vorwärts. Sarn befürchtete, dass Chulak ihnen zuvorkommen und sie am östlichen Ufer abpassen könnte, aber Sirr schüttelte nur den Kopf.
    „ Wird er nicht.“, sagte sie, ohne näher darauf eingehen zu wollen, was sie da so sicher machte. Aber egal ob sie Recht hatte oder nicht, irgendwann und irgendwo würden sie an Land gehen müssen.
    Der Schwarze Halken nutzte inzwischen die freie Zeit, um Erich die Grundlagen beizubringen, wie man mit einem Messer umging. Zumindest gab er sich redliche Mühe, denn Erichs Vorstellungen von einem Messerkampf stimmten nur bedingt mit denen des Halken überein. Denn was Erich darüber wusste, hatte er aus abenteuerlichen Erzählungen reisender Schauspieler und Gaukler in denen sich die Helden todesmutig auf ihre Gegner gestürzt und dadurch immer gewonnen hatten.
    „Lass dir Zeit.“, sagte der Halken zum vierten oder fünften Mal. „Bleib außer Reichweite.“
    „ Aber wie soll ich gewinnen, wenn ich nur außer Reichweite bleibe?“, beschwerte sich Erich.
    „ Wenn du deinen Feind die Fehler machen lässt.“, sagte der Halken.
    Erich machte ein unzufriedenes Gesicht, aber Sarn, der ihnen zusah nickte. „Er hat Recht. Ein Sieg, bei dem du nicht mit unversehrter Haut davonkommst, ist keiner. Bei einem Turnier vielleicht, aber nicht hier draußen. Besser du lässt dir schnell und sauber den Kopf abschlagen, als dich vom Wundbrand fressen zu lassen.“
    Erich seufzte und wischte sich den Schweiß von den Handflächen. Obwohl der Halken ihn nur spielerisch angriff, fand er es jedes Mal schwierig ihm auszuweichen, ganz zu schweigen davon selbst zu versuchen einen Treffer zu landen.
    „ Bleib fern, ziel nah.“, riet ihm der Halken.
    „ Was soll das jetzt wieder heißen?“
    „ Hände, Handgelenke, Unterarme.“
    „ Ein Gegner der keine Waffe mehr halten kann ist leichter zu besiegen.“, pflichtete Sarn dem Halken bei. „Du musst den ganzen Gegner im Auge behalten. Es gibt viele verletzliche Stellen am Körper. Manchmal reicht auch schon ein kleinen Schnitt um einen Schock auszulösen.“
    Erich sah das ein, aber an der Umsetzung haperte es. In den Stunden, in denen er mit dem Halken übte, schaffte er es zwar bald zur Seite auszuweichen, wenn der Halken auf ihn zugestürmt kam, aber dessen verwundbaren Stellen blieben dabei immer außer Reichweite, obwohl der Ork sich nicht besonders anstrengte sich zu schützen. Erich verstand auch nicht, wie es möglich sein sollte zurückzuweichen und dabei gleichzeitig nah genug an seinem Gegner zu bleiben, um ihn anzugreifen.
    Hinzu kam, dass Sarn ihm zu erklären versuchte, dass man sich in einem Kampf in einer ganzen Gruppe anders verhalten musste, als im Zweikampf. Wer in einer Schlachtreihe stand und ständig versuchte zur Seite auszuweichen, würde sich keine Freunde damit machen.
    „ Was soll ich denn machen, wenn wir zum Beispiel von Chulak angegriffen werden?“, wollte Erich wissen.
    „ Lauf weg. Wenn du Glück hast, verfolgt dich keiner und du entkommst. Wenn wir Glück haben teilt Chulak seine Männer auf und wir müssen uns nur mit einem Teil von ihnen herumschlagen, während dich der Rest niedermacht.“
    Sarn lächelte schief, aber es lag kein Humor darin und Erich fand es auch überhaupt nicht komisch.
    Dieser Unterricht verschaffte ihnen ein wenig Abwechslung,

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