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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ja.« Abu Dun nickte. »Ich weiß, du hasst Schiffe, Hexenmeister, aber die Elisa läuft in einer Woche aus, und er hätte nichts gegen zwei zusätzliche Paar Hände an Bord, die zupacken können.« »Ich will nicht nach Spanien«, sagte Andrej. »Gegen wen führen sie denn gerade Krieg? Frankreich? England?« »Wenn jetzt noch nicht, dann sicher bald«, antwortete Abu Dun. »Aber wohin willst du denn überhaupt? Ich meine: Irgendwo müssen wir einmal bleiben, oder?« »Dann such dir ein Stück Land und werde sesshaft«, antwortete Andrej in deutlich schärferem Ton, als er beabsichtigt hatte. Gleich darauf tat es ihm leid, dennoch konnte er nicht anders, als spöttisch hinzuzufügen: »Aber das hast du ja schon einmal versucht, nicht wahr? Wie ist es noch einmal ausgegangen?«
    Abu Dun nahm die Bemerkung hin, ohne mit der Wimper zu zucken, aber auch diese Worte bedauerte Andrej augenblicklich. Ein einziges Mal in seinem so unglaublich langen Leben hatte der Nubier tatsächlich ein Haus gebaut und sich eine Familie genommen, wahrscheinlich waren diese wenigen Jahre damals auf Malta die glücklichsten seines Lebens gewesen. Aber sie waren im gleichen Feuersturm vergangen, der die gesamte Insel verschlungen hatte.
    »Verzeih«, sagte er. »Das … hätte ich nicht sagen sollen.« Abu Dun erteilte ihm keine Absolution, indem er etwas darauf antwortete, sondern fuhr fort, als hätte Andrej nichts gesagt: »Von Spanien aus gehen immer mehr Schiffe in die Neue Welt. Wir könnten sicherlich eine Passage bekommen.«
    »Die Neue Welt? Findest du die alte nicht schon schlimm genug?«
    »Und ich dachte immer, ich wäre der Schwarzseher von uns beiden«, antwortete Abu Dun. Andrej verzog nur kurz und humorlos die Lippen. Irgendwo mussten sie schließlich leben … das mochte stimmen. Aber vielleicht würde es auf dieser Welt nie einen Platz geben, andern Männerwie sie wirklich in Frieden leben konnten. »In einer Woche?« »Plus minus ein paar Tage«, bestätigte Abu Dun. »Aber wohl eher plus. Sie müssen noch etliche Reparaturen vornehmen, bevor sie sich wieder auf die offene See hinauswagen können, und der Kapitän scheint mir doch ein wenig optimistisch, was ihre Dauer angeht. Aber so ungefähr, ja.« Etwas Aufforderndes erschien in seinen Augen. »Wir können uns das Schiff wenigstens einmal ansehen. Nein sagen kannst du dann immer noch.« Was er ganz zweifellos nicht akzeptieren würde, dachte Andrej. Trotzdem stand er auf und machte stumm eine Kopfbewegung zur Tür. Abu Dun erhob sich ebenfalls, verließ das Gasthaus und blieb draußen sofort wieder stehen. Als Andrej ihm folgte und neben ihn trat, wusste er auch, warum.
    Aus irgendeinem Grund kam der Mann Andrej größer vor als bei ihrem ersten Zusammentreffen vor vier Tagen. Vielleicht lag es daran, dass er in seinen Augen jetzt nicht nur Misstrauen las, sondern auch böse Vorfreude. Vielleicht lag es aber auch an dem guten Dutzend Soldaten, das in einem lockeren Halbkreis hinter ihm stand und mit seinen Musketen auf Abu Dun und ihn zielte.
    »Ich sagte doch, dass es nicht klug ist, die falsche Partei zu ergreifen, Ungläubiger.«
    Andrej schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Abu Dun nichts Unüberlegtes tat, aber der Nubier stand einfach nur da und bescherte dem Soldaten das für ihn vermutlich höchst ungewohnte Gefühl, in das Gesicht eines anderen Mannes hinaufsehen zu müssen.
    »Ja, ich glaube, so etwas habt Ihr gesagt«, antwortete Andrej, der endlich seine Überraschung überwand. Obwohl er den Blick fest auf die Augen seines Gegenübers gerichtet hielt, stellte er fest, dass das Dutzend Soldaten, das der Mann mitgebracht hatte, Janitscharen waren, die Elitetruppen des Sultans. Und sie hatten diesen Ruf durchaus zu Recht, wie er aus mehr als nur einer leidvollen Erfahrung wusste.
    Trotzdem zwang er sich zu einem Lächeln und fuhr in leicht scherzhaftem Ton fort: »Ist das nicht ein bisschen viel Aufwand, nur weil Euch eine kleine Betrügerin entwischt ist?«
    »Oder hattest du selbst ein Auge auf sie geworfen und bist jetzt verärgert?«, fügte Abu Dun hinzu.
    Andrej fand die Provokation überflüssig, behielt seine Meinung aber für sich, und der Soldat-der nicht wie die anderen die Uniform eines Janitscharen trug – reagierte nicht darauf, sondern machte nur eine herrische Geste, woraufhin zwei seiner Begleiter ihre Waffen senkten und im Haus verschwanden.
    Für eine kurze Weile geschah nichts. Dann wurde es im Haus laut, weil offenbar ein Streit

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