Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
empfehlenswert, vor ihnen zu laufen, wenn sie derart in Rage sind. Nach einigen Kilometern muss dann Laksha wieder übernehmen und ihr Ding erledigen, aber vorher möchte ich, dass du diese Erfahrung machst.«
Granuaile wirkte ein wenig überwältigt, und sie beschränkte sich auf ein Nicken und ein kleinlautes: »Okay.«
In diesem Moment klingelte mein Handy.
»Wow, du hast hier draußen Empfang?«, staunte Granuaile.
»Wir sind nur acht Kilometer vom Freeway entfernt.« Ich kannte die Nummer nicht, hielt es aber für besser, dranzugehen.
»Mr. O’Sullivan«, meldete sich eine Stimme mit einem vertrauten polnischen Akzent, »ich habe wichtige Informationen für Sie.«
»Und es werden sicher Lügen sein, Malina«, entgegnete ich, »denn etwas anderes habe ich bisher von Ihnen nicht zu hören bekommen.«
»Ich habe Sie niemals bewusst belogen«, sagte Malina. »Ich habe meine Äußerungen für die Wahrheit gehalten. Erst heute Nachmittag habe ich herausgefunden, dass Radomila und Emily mich als Lügnerin haben dastehen lassen, dass sie mit AENGHUS ÓG gemeinsame Sache machen und mich und andere bewusst getäuscht und hintergangen haben. Ich bin belogen und manipuliert worden, ebenso wie Sie. Ich habe die beidendeswegen zur Rede gestellt, aber sie haben sich geweigert, von diesem irrwitzigen Kurs abzuweichen. Daher ist unser Zirkel jetzt geteilt.«
»Wie hat er sich geteilt?«
»Sechs warten gerade auf Sie in den Superstition Mountains. Sicher wurden Sie bereits von ihnen kontaktiert.«
Ich tat so, als hätte ich den letzten Satz nicht gehört. »Und wo sind die anderen sieben?«
»Wir halten uns momentan in meinem Haus auf, und dort bleiben wir auch, solange wir über unser Vorgehen beratschlagen. Wir bilden einen neuen Zirkel und haben viel zu diskutieren.«
»Wer sind die sechs in den Superstitions?«
»Diese undankbare Rotzgöre Emily, dann natürlich Radomila, sowie Jadwiga, Ludmila, Miroslawa und Zdzislawa.«
»Und welche Hexen sind bei Ihnen?«
»Bogumila, Berta, Kazimiera, Klaudia, Roksana und Waclawa.«
Keiner dieser Namen sagte mir etwas, aber ich speicherte sie für zukünftige Gelegenheiten ab. »Woher weiß ich, dass auch nur ein Funken Wahrheit in all dem steckt?«
Malina stöhnte verzweifelt. »Natürlich kann ich Ihnen übers Telefon nichts davon beweisen. Aber wenn Sie es heute Nacht mit meinen ehemaligen Schwestern zu tun bekommen, werden Sie gewiss meine Abwesenheit bemerken.«
»Sie würden mich wohl kaum anrufen, wenn Sie davon ausgehen würden, dass ich heute Nacht sterbe. Sie versuchen also zu verhindern, dass ich morgen Jagd auf Sie mache.«
»Nein, Sie werden mit Sicherheit sterben.«
»Oh. Wie charmant.«
»Ich wollte nur nicht, dass Sie denken, ich hätte Sie betrogen. Im Gegensatz zu meinen ehemaligen Schwestern besitze ich nämlich Ehrgefühl.«
»Das werden wir sehen«, sagte ich und legte auf. Ich würde es auf keinen Fall versäumen, sie morgen anzurufen. Dann streifte ich meine Schuhe ab, während die Werwölfe ihre Verwandlung abschlossen, ungeduldig umherwanderten und auf mein Aufbruchssignal warteten. »Habt bitte Geduld«, forderte ich sie auf. »Ich muss noch kurz ein wenig Magie wirken.«
Ich versah Granuaile mit den versprochenen Fähigkeiten, dann erklärte ich den Wölfen, wir seien bereit. Ich selbst musste in menschlicher Gestalt bleiben, um das Schwert tragen und mich mit Granuaile verständigen zu können. »Wir werden sprinten«, erklärte ich ihr. »Lauf so schnell du kannst und sorg dich nicht ums Einteilen deiner Kräfte. Du wirst nicht außer Atem geraten. Achte nur darauf, dass du dir keinen Knöchel verstauchst.«
Und dann jagten wir los, lautlos, bis auf ein gelegentliches aufgeregtes Jaulen aus dem Rudel. Gunnar hatte bereits im Vorfeld jedes Heulen und Bellen strikt untersagt, in der Hoffnung, damit unsere Anzahl und unsere Entfernung vor AENGHUS ÓG und den Hexen geheim zu halten. Die Werwölfe konnten sich ohnehin durch ihre Rudel-Verbindung untereinander verständigen. Vielleicht hatten unsere Feinde die schmerzgepeinigten Schreie des sich verwandelnden Rudels gehört, vielleicht aber auch nicht. Tony Cabin lag gute acht Kilometer entfernt und der Hügel zwischen uns hatte den Lärm möglicherweise geschluckt.
Ich fragte mich, ob ich mein Bewusstsein vor Oberon würde abschirmen können, wenn wir in Reichweite kamen. Ich hatte nie zuvor Grund gehabt, mir so etwas zu wünschen, aber wenn er meine Nähe spürte, würde er sofort mit dem
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