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Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)

Titel: Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Hearne
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Schlachtruf aus, als ich losrannte. Schlachtrufe sollen den Gegner einschüchtern, und ich konnte AENGHUS ÓG nicht einschüchtern. Stattdessen hoffte ich, ihn zu überraschen. Aber Fragarach aus der Scheide zu ziehen war offensichtlich genau das, worauf sie gewartet hatten, denn Radomilas Augen klappten auf und sie schrie aus ihrem Silberkäfig: »Er kommt!«
    Hätte ich die Gelegenheit gehabt, noch einmal innezuhalten und nachzudenken, hätte ich sie genutzt. Wieso wusste Radomila, dass ich mich näherte, sobald ich Fragarach zückte? Aber ich hatte mich entschieden: Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Oberon erspähte mich sofort, als ich ins Licht stürmte, und er stieß in meinem Kopf ein Geheul der Erleichterung und der Angst aus.
    ›ATTICUS!‹, rief er.
    Ich komme, mein Freund. Ich liebe dich. Aber sei jetzt still, ich muss mich konzentrieren. Und brav wie er war, hörte ich nichts mehr von ihm.
    Stattdessen vernahm ich ein unheiliges Kreischen, als AENGHUS ÓG in Richtung Feuerloch gestikulierte und dafür sorgte, dass eine Höllenschar Dämonen daraus hervorbrach.

     

24
    Menschen in diesem Teil der Welt stellen sich Dämonen gerne als feurige rote Kreaturen mit gehörnten Köpfen und stacheligen, peitschenartigen Schwänzen vor. Und wenn sie ihren Fantasien über das Böse so richtig freien Lauf lassen, fügen sie auch noch Ziegenbeine hinzu und heben dabei unvermeidlich die gespaltenen Hufe hervor, falls man diese übersehen haben sollte. Ich bin mir nicht sicher, wer das als Erster aufgebracht hat – vermutlich ein fiebriger, unter Sex-Entzug leidender Mönch in Europa zur Zeit der Kreuzzüge, eine Epoche, der ich nach Möglichkeit zu entgehen versucht hatte, indem ich mich in Asien aufhielt. Es blieb auf jeden Fall über mehrere Jahrhunderte hinweg eine unausrottbare und offensichtlich sehr fesselnde Vorstellung. Tatsächlich sah ich eine ganze Reihe Wesen dieser Art aus dem Höllenloch quellen, denn es ist beinahe so etwas wie eine vertragliche Verpflichtung, dass ein paar Dämonen in dieser Gestalt erscheinen. Aber die meisten von ihnen waren Alpträume aus einem Gemälde von Hieronymus Bosch oder vielleicht von Pieter Bruegel dem Älteren. Manche flatterten auf ledrigen Schwingen durch die Wüstennacht, die krallenartigen Finger gestreckt, um sie in irgendetwas Weiches zu schlagen. Manche krochen mit schwankendem Gang über den Boden, was sie der ungeraden Zahl ihrer Beine oder der unterschiedlichen Länge ihrer Gliedmaßen verdankten. Ein paar von ihnen galoppierten auf den berühmten gespaltenen Hufen einher. Aber alle, ohne Ausnahme, wiesenjede Menge scharfer, spitzer Körperteile auf und stanken hundserbärmlich.
    AENGHUS ÓG verschwendete keine Zeit auf Eröffnungsreden oder auch nur auf ein respektables Erzschurken-Lachen. Weder überschüttete er mich mit Hohn und Spott, noch verkündete er meinen baldigen Tod. Er deutete einfach nur mit dem Finger auf mich und rief das irische Pendant zu »Schnappt ihn euch, Jungs!«.
    Fast alle folgten seinem Befehl, nur ein paar der Größeren nicht – ich konnte deutlich erkennen, wie einer von den Kerlen mit den gespaltenen Hufen in Richtung Berge davoneilte, und die größte der geflügelten Kreaturen verschwand irgendwo am Himmel.
    AENGHUS war angesichts dieser Befehlsverweigerung allen Ernstes überrascht – ja, er brüllte ihnen sogar hinterher, sie sollten zurückkommen. Vermutlich hatte er damit gerechnet, dass sie mir endgültig den Garaus machen würden, nachdem die Kleineren mich ein wenig aufgemischt hatten. Ich sah, wie das Rudel zum Schutz von Hal und Oberon herbeieilte, die angekettet waren und sich nicht gegen die fahnenflüchtigen Dämonen verteidigen oder weglaufen konnten, und ich verspürte einen kurzen Moment der Erleichterung.
    »Was hast du erwartet, AENGHUS ?«, spottete ich, während ich der Vorhut die Köpfe abschlug. »Es sind verfluchte Dämonen .« Doch dann blieb keine Zeit mehr zum Reden, denn sie fielen in Scharen über mich her, und ich musste mich darauf konzentrieren, was ich als Nächstes töten sollte, und darauf, meinen Mageninhalt bei mir zu behalten.
    Nach etwa drei Sekunden wurde mir klar, dass ich schon bald durch ihre bloße Anzahl oder durch heftige Übelkeit überwältigt werden würde. Eine verfluchte Menge dieser Mistkerle war aus dem Loch gekommen und quoll immer noch daraus hervor. Glücklicherweise befanden sie sich immer noch alle vormir – sie hatten bisher nicht die Zeit gehabt, mich einzukreisen.

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