Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
heraus und bat sie, mich ins Scottsdale Memorial Hospital zu bringen, wo mein Leibarzt mich operieren würde.
Ich hatte nicht wirklich einen Leibarzt, aber das Rudel hatte einen. Dr. Snorri Jodursson gehörte selbst zum Rudel, und er war der Arzt der Wahl der gesamten paranormalen Gemeinde in und um Phoenix. Er verzog keine Miene angesichts ungewöhnlich schneller Heilungsprozesse, und er genoss einen Ruf als exzellenter Knochenflicker und flinker Chirurg. Außerdem war er bereit, Operationen durchzuführen, die niemals in den offiziellen Krankenhausakten auftauchten; er verfügte über einkomplettes chirurgisches Team, das für obszöne Mengen Bargeld streng vertraulich arbeitete. Ich war Snorri einige Male bei Ausflügen mit dem Rudel begegnet – er war vermutlich der sechste oder siebte in der Hierarchie –, aber ich hatte seine Dienste bisher noch nie in Anspruch nehmen müssen.
Warum Leute wie ich Snorri so dringend brauchten, konnte man an der Reaktion der Sanitäter ablesen, die mich untersuchten.
»Ich dachte, Sie sind angeschossen worden«, wunderte sich einer von ihnen.
»Wurde ich auch. Ich hab Blut in der Lunge«, gurgelte ich. »Mein Zustand ist stabil, aber ich muss dringend zu meinem Arzt.«
»Und wo ist das Einschussloch?«
Hoppla. In meinem Bemühen, eine Infektion zu verhindern, hatte ich womöglich etwas zu voreilig Haut darüber wachsen lassen. Die Stelle war sicher noch rot, aber keine offene Wunde mehr. Ich hatte all meine Energie darauf verwandt, Haut und Lunge zu schließen, aber das Muskelgewebe zu beiden Seiten war immer noch ziemlich zerfetzt. Es würde einige Zeit dauern, bis es wieder zusammengewachsen war – und auch das Haut- und Lungengewebe würde Zeit zur Regeneration benötigen.
»Äh, es war ein Gummigeschoss. Hat mich dort getroffen und eine innere Blutung verursacht«, erwiderte ich.
»Detectives verwenden keine Gummigeschosse. Und selbst wenn sie das täten und es eine innere Blutung verursacht hätte, dürften Sie trotzdem keine Flüssigkeit in der Lunge haben.«
»Ich sag Ihnen was, Sportsfreund. Legen Sie mich einfach auf die Trage, schaffen Sie mich zu meinem Arzt und überlassen Sie ihm die Untersuchung.« Ich war bereit zum Abmarsch. Ich hatte hier alles getan, was in meiner Macht stand, inklusivemeinen Bären-Anhänger aufzuladen. Jetzt brauchte ich einen Chirurgen und etwas Ruhe.
»Wollen Sie etwa behaupten, die Einschusswunde wäre so schnell geheilt?«
»Ich will, dass Sie mir eine dieser Sauerstoffmasken aufsetzen und mich hier wegschaffen. Und dieses Schwert hier kommt mit.« Ich tätschelte Fragarach, woraufhin der Rettungssanitäter nach unten blickte und das Schwert zum ersten Mal wahrnahm. »Es weicht nicht von meiner Seite.«
»Was? Waffen sind im Rettungswagen nicht gestattet.«
»Es steckt in einer Scheide und es ist unglaublich wertvoll. Sehen Sie sich meinen Laden an.« Ich deutete auf die kaputte Tür. »Ich kann es unmöglich hier zurücklassen.«
Hal, der sich bisher im Hintergrund gehalten und alles schweigend verfolgt hatte, beugte sich plötzlich drohend über die Schulter des Sanitäters. »Weigern Sie sich etwa, meinen Klienten in einem akuten medizinischen Notfall zu transportieren?«
»Nein«, erwiderte der Sanitäter und blinzelte zu ihm auf, »ich weigere mich nur, seine Waffe zu transportieren.«
»Sie meinen dieses äußerst wertvolle keltische Kunstobjekt? Das ist keine Waffe, Sir. Es ist ein Familienerbstück von unschätzbarem Erinnerungswert, und das Trauma, davon getrennt zu werden, wäre für meinen Klienten gravierender als die physischen Schmerzen, unter denen er akut leidet. Und gegen die Sie, wie ich feststelle, seit Ihrer Ankunft noch nichts unternommen haben.«
Der Sanitäter mahlte mit den Kiefern, atmete scharf durch die Nase aus und wandte sich wieder mir zu. »Verdammte Anwälte«, murmelte er leise, wohl in dem Glauben, Hal könnte ihn nicht hören. Aber Werwölfe haben ein ausgesprochen feines Gehör.
»Richtig, Sir, ich bin ein verdammter Anwalt, und ich werdeeinen verdammten Prozess gegen Sie anstrengen, wenn Sie nicht verdammt schnell meinen Klienten und sein Kunstobjekt ins Scottsdale Memorial schaffen!«
»Na gut, meinetwegen!«, schnaubte der Sanitäter, der es offensichtlich nicht länger ertragen konnte, mit Anklagedrohungen bombardiert zu werden. Er und sein Partner gingen die Trage holen, und kurz darauf wurde ich ins Heck des Rettungswagens geschoben, wobei ich Fragarach fest mit der rechten
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