Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
nicht hier, Fagles«, sagte er. »Gehen wir. Und stecken Sie die Waffe weg.«
Fagles knirschte verärgert mit den Zähnen und das grüne Geflecht um seinen Kopf flackerte bedrohlich. Das war der Moment, in dem er auf mich schoss.
16
Sie kennen sicher diese alte Mär, dass im Moment des Todes das eigene Leben noch einmal vor dem inneren Auge abläuft? Nun, wenn man mehr als zweitausend Jahre gelebt hat, dann braucht das Unterbewusstsein schon eine ganze Weile, um eine annehmbare Retrospektive zusammenzustellen. Ich malte mir aus, wie einer dieser »rotierenden Strandbälle des Todes« über meinem Kopf schwebte, die mein Computer immer anzeigt, wenn man ihm zu viele Dinge gleichzeitig abverlangt. Aber das war nicht das Erste, woran ich dachte, als ich mit einem Loch in der Brust zu Boden stürzte. Es war erst der zweite Gedanke.
Als Erstes dachte ich: »Oh nein, ich bin angeschossen!«, in den unsterblichen Worten des goldenen Protokolldroiden, als er in einer Minenkolonie von einem Special-Effects-Laser getroffen wird.
Und während ich noch auf die Filmrolle mit den Höhepunkten meines Lebens wartete – die ich mir so vorstellte wie diese Würdigungen, die sie jedes Jahr bei den Oscar-Verleihungen zeigen –, gerieten in meinem Laden ein paar Leute ziemlich aus dem Häuschen.
Sämtliche Cops, angeführt von Jimenez, zückten erneut ihre Pistolen, richteten sie auf Fagles und brüllten ihn an, er solle sofort die Waffe fallenlassen. Und Oberon wollte sich im selben Moment auf ihn stürzen und ihn zerfleischen.
›ATTICUS!‹
Keine Sorge, Kumpel, bleib, wo du bist. Ich komm schon klar.
Armer Fagles. Obwohl ich mit dem Rücken auf dem Boden lag, konnte ich sehen, wie sich das grüne Geflecht um seinen Schädel auflöste. Jetzt, da er wieder die volle Kontrolle über sein Bewusstsein hatte, fand er sich über mir stehend wieder, mit einer qualmenden Pistole in der Hand, und fünf Cops hielten ihre Waffen auf ihn gerichtet.
Mit dünner, zittriger Stimme sagte er: »Das war nicht ich.«
»Waffe runter, Fagles!«, kommandierte Jimenez. Fagles schien ihn nicht zu hören
»Da war jemand in meinem Kopf. Er hat mir befohlen, das zu tun. Er wollte das Schwert.«
»Hier gibt es kein Schwert!«, meldete sich Hal zu Wort. »Nur meinen unbewaffneten Klienten, der blutend am Boden liegt!«
Das lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Zustand und die heftigen Schmerzen. Vielen Dank dafür, Hal. Ich blutete ziemlich stark, außerdem hatte ich einen durchschossenen linken Lungenflügel, der sich mit Blut füllte. Ich versuchte Kräfte zu aktivieren, um den Heilungsprozess zu starten – aber ich hatte nichts mehr, was ich anzapfen konnte. Alles, was in meinem Bärenanhänger gespeichert gewesen war, hatte ich auf den Tarnzauber und auf das Lösen von AENGHUS ÓG s Bann verwandt. Ich musste rasch nach draußen, wo ich die Erde berühren konnte. Aber Fagles stand immer noch da, die Cops befahlen ihm immer noch, die Waffe runterzunehmen, und niemand würde den Notarzt rufen, solange sie es mit einem bewaffneten, Amok laufenden Polizisten zu tun hatten.
»Aber ich hab nicht auf ihn geschossen. Das war ich nicht«, flehte Fagles. »Ihr versteht das nicht.«
»Es gibt eine Sicherheitskamera, und sechs Augenzeugen haben gesehen, wie Sie auf einen unbewaffneten, kooperativen Mann geschossen haben«, sagte Jimenez. »Sie wissen, was das heißt. Lassen Sie jetzt sofort die Waffe fallen, Fagles.«
Tränen traten in Fagles Augen und sein Kinn zitterte. »Ich verstehe nicht, wie das passiert ist«, sagte er. »Ich würde so was niemals tun.«
»Wir haben alle gesehen, wie Sie es getan haben«, sagte Jimenez. »Letzte Warnung. Lassen Sie die Waffe fallen, oder wir müssen auf Sie schießen.«
Diese Drohung riss Fagles aus seinem Selbstmitleid. »Ach, ihr wollt mich also erschießen?«, höhnte er, und dann ging es mit ihm durch. »Das ist jedenfalls besser, als ins Gefängnis zu wandern! Und noch besser ist es, wenn ich euch gleich alle mitnehme!«
»Fagles, nicht …«
Dann wurde es ziemlich laut. Fagles wütender Aufschrei gegen die vermeintliche Ungerechtigkeit, sein kurzer Versuch, die Waffe hochzureißen, dann der Donner von fünf abgefeuerten Kugeln, die den heulenden Fagles rückwärts durch die Tür schleuderten, und schließlich die Flüche der Cops, die wussten, dass sie nun alle tagelang auf ihrem Hintern sitzen würden wegen der internen Untersuchungen.
»Jemand soll den Rettungsdienst verständigen und
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