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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Auge an und gähnte ausgiebig. »Ja, gehn wir schlafen.« Die Katze wusch sich die eine Pfote und stakte dann, den Schwanz hoch aufreckend, die Schwanzspitze zuckend wie eine Fahne im Wind, hinter Paxe die Treppe hinauf und zum Bett.
     

12. Kapitel
     
    »Unternimm nichts«, sagte Marti Hok. »Was für ein interessanter Ratschlag.«
    Sie saß mit Arré in dem hellen, dufterfüllten Arbeitszimmer, alle Fenster standen offen, und der Duft der Blüten wehte in den kleinen Raum herauf. Arré hatte in ihrem Brief gebeten: Komm, so schnell du kannst! Und Marti hatte dies ganz wörtlich verstanden und hatte zwei bereits getroffene Verabredungen abgesagt und war ins Med-Haus gekommen. Sie hatte mit Arré die Morgenmahlzeit eingenommen, drüben im Salon, und Arré hatte in allen Einzelheiten von der Unterredung im Tanjo berichtet. Jetzt saß sie in ihrem kissenbelegten Sessel und schlürfte Rosentee aus einer Teeschale mit grüner Glasur.
    »Jerrin-no-Dovria i Elath ist also der Ansicht, ich bin schon zu alt und spiele keine Rolle mehr, wie?« sagte sie.
    »Und Boras ist zu dumm«, sagte Arré.
    Marti blickte finster drein. »Also, alt bin ich, das ist wahr, und Boras ist dumm, aber er ist nicht so dumm, noch bin ich so alt, daß wir eine Drohung nicht erkennen, wenn wir ihr konfrontiert sind.« Ihr Gesicht verzog sich säuerlich. »Pah! Unternimm nichts. Das würde dem Weißen Clan Freude machen.« Die dunklen Augen unter den gelblichen Lidern leuchteten ebenso hart, wie die Senta-no-Joriths es getan hatten, und ihre Stimme klang rauh vor Verachtung und Zorn. »Für was für Narren die uns halten müssen, Arré!«
    Arré grinste schief. Marti wirkte so schockierend und erfrischend wie ein Sprung in den Kaltwasserteich nach einer längeren Sitzung in den Heißräumen des Badehauses. »Ich danke dir dafür, daß du so schnell kommen konntest«, sagte sie.
    »Dein Brief machte es dringlich«, sagte Marti. Sie blickte sich im Arbeitszimmer um. »Habe ich dir je gesagt, wie gut mir dieser Raum hier gefällt?« fragte sie. »Deine Mutter hat ihn auch schon zum Arbeiten benutzt. Damals lag ein gelber Teppich auf dem Boden.«
    »Ja«, sagte Arré, »er liegt jetzt in meinem Schlafzimmer.«
    »Denkst du oft an sie?«
    »Ja«, sagte Arré.
    Marti lächelte. »Ich lege es darauf an, daß meine Kinder sich später an mich erinnern sollen. Ich kann sie sagen hören: Die alte Dame würde das so gemacht haben. Sie sagen das jetzt schon, wenn sie glauben, ich höre es nicht – ›Die alte Dame würde es nicht tun und sie würde auch nicht zulassen, daß du es tust!‹« Sie lehnte sich in ihren Sessel zurück.
    Auf die Innenwand der Teeschalen waren rote und blaue Fische gemalt. Die Fische ließen Arré wieder an den Tanjo denken; sie hatte Marti alles gesagt, nur die Abschiedsworte der Wahrheitsfinderin hatte sie verschwiegen. Diese Worte hatten sie erschreckt, und sie versetzten sie noch immer in Furcht. Doch hatten sie ja nichts mit Schwertern zu tun, nichts mit den Ismeninas, und außerdem hatte sie keine Ahnung, ob es die Wahrheit war, die sie ausdrückten. Man sagte zwar, daß die Wahrheitsfinder nicht logen. Aber man hielt ja schließlich auch den L'hel für einen ehrenwerten Mann. Wenn er glaubt, dachte Arré, er kann mir mit seinem Schoßtierchen von Wahrheitsfinderin einen Schrecken einjagen, dann wird er enttäuscht sein.
    »Also«, sagte Marti, »was werden wir wegen dieses Unsinns beginnen, Arré? Nichts tun? Und die Stadt einfach unter die Herrschaft des Weißen Clans fallen lassen?«
    »Nein«, sagte Arré mit Festigkeit. »Das werden wir nicht!«
    Sorren hatte langstieligen Flieder in die Vase getan und sie am Morgen, ehe sie zu ihren Einkäufen loszog, auf den Lacktisch gestellt: die leuchtend blauen Dolchdolden spiegelten sich in dem schwarzen Lack wider, ebenso die rote Vase. Med-Farben, dachte Arré. Sie berührte die Blüten an einer Dolde. So war es vor der Einsetzung des Rates, dachte sie, zuerst herrschte das eine Haus über die Stadt, dann ein anderes. »Sollten wir vielleicht Boras Sul zu unserer Unterredung hinzuziehen?« fragte sie. Schließlich war er ja ihr Verbündeter.
    Marti hob die Augenbrauen. »Willst du Boras wirklich hier dabeihaben?« fragte sie. »Er wird nur auf dem Hintern herumrutschen und brabbeln und einschlafen, und er wird entsetzt sein über alles, was er zu hören bekommt, und wird nicht einen einzigen brauchbaren Gedanken beisteuern – außerdem, ich glaube, er hat überhaupt keine

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