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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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betete insgeheim, die ghya möge noch in jenem Haus sein ... Sie würde auch zum Dock gehen, um die Frau zu finden, wenn es nötig sein sollte. Aber Kadra war zu Hause und hockte, die Landkarte im Schoß, im Ziegenstall.
    »Du kommst spät«, sagte sie.
    »Arré hat mich gebraucht.«
    »Hm.« Die Ghya hustete. »Hier!« Sie legte die Karte in Sorrens Hand. »Ich hab' dir deine Route angezeichnet. Die Kreise bedeuten Dörfer. Wo die blauen Kreuze sind, sind die Rastplätze der Kauffahrer. Vielleicht gelingt es dir, einen freundlichen Händler zu finden, der dich auf einem Wagen mitfahren läßt. Die große rote Markierung bezeichnet Elath, die Hexenstadt. Die kürzeste Route bringt dich ans Ostufer des Aruna-Sees –, bis direkt unter die Stadtmauer von Tezera. Und von Tezera gibt es immer ein paar Händler, die zu den Grenzfesten hinaufziehen, und vielleicht kannst du dir bei einem die Fahrt nach Tornor erbetteln. Wenn nicht, wirst du zu Fuß gehen oder dir ein Maultier kaufen müssen. Das Land ist sumpfig dort, wo sich die Flüsse treffen.«
    Sie zählte die Namen der Dörfer auf. »Terzi, Mahita, Warrintown, Elath, Shonet, Sharon, da bist du im Galbareth, Nuath ...«
    »Halt!« bat Sorren. Die Litanei ließ ihr den Kopf wirbeln. »Langsamer!« Kadra wiederholte die Namen noch einmal langsamer, und Sorren sagte sie ihr nach, wobei sie jeweils auf den entsprechenden Kreis auf der Karte zeigte.
    »Mahita wirst du leicht erkennen, weil es größer als die anderen Orte ist, und es liegt am anderen Flußufer, eine Brücke führt über den Fluß. Um Shonet liegen weite Himmelskrautfelder. Du kannst sie schon eine halbe Tagesreise vor der Stadt riechen.« Kadras weingetränkter Atem strich warm über Sorrens Wange. »Die Leute reiten nicht durch Shonet, sie schweben.« Sie brach ab, um sich auszuhusten. Ihr Gesicht rötete sich, sie preßte beide Unterarme gegen den Bauch.
    »Möchtest du Wasser?« fragte Sorren und stand halb auf. An der Hauswand stand ein Wasserfaß.
    »Nein! Bleib hier sitzen!« keuchte die Ghya. Sie rang nach Luft, und die Krämpfe legten sich wieder. »An der Route nach Tezera gibt es reichlich Gasthäuser. Es wird dir nicht schwerfallen, was zu essen zu bekommen. Hinter Nuath ...« – sie deutete auf die Karte – »kommst du nach Yfarra. Dort leben die Flußleute. Dann Morriton, Septh und Kup-in-der-Marsch. Und dann Tezera.«
    Sorren wiederholte die Namen der Reihe nach.
    »Dein Gedächtnis ist gut«, sagte Kadra.
    »Ich danke dir«, antwortete Sorren.
    Sie beugte sich erneut über die Karte und sagte sich noch einmal die Namen vor, bemüht, sie in ihrem Gehirn zu verankern. Terzi, Mahita, Warrintown, die Hexenstadt, wohin sie nicht gehen würde, Sharon, Shonet – nein, das war falsch, erst kam Shonet, dann kam Sharon. Der scharfe Tiergeruch in dem kleinen kastenartigen Stall machte sie schwindlig. Aber es gab hinter dem Haus eben nur in diesem Ziegenstall Schatten.
    Kadra hatte erneut einen Hustenanfall. Als er vorbei war, sagte sie mit einer heiseren Stimme: »Was weißt du davon, daß sie auf dem Hof der Ismeninas mit verbotenen Waffen exerzieren?«
    Sorren wich aus. »Wieso sollte ich darüber was wissen?«
    Die Ghya sagte: »Weil Arré Med mit dir redet, Mädchen, deshalb. Spiel mir hier nicht die Dumme vor. Stimmt es?«
    Terzi, Mahita, Warrintown, die Hexenstadt, Shonet, Sharon, Nuath, Yfarra. Sie trommelte die Namen aufs Knie. »Ich weiß es nicht«, sagte sie, weil sie sich an Arrés Befehl erinnerte, daß sie darüber reden sollten. »Aber ich hab' gehört, wie sie auf dem Markt darüber geredet haben.«
    »Schön, sag mir nichts, wenn du nicht willst«, sagte Kadra.
    »Was hältst du denn davon?« fragte Sorren.
    »Was kümmert mich das alles?« sagte die Ghya. »Ich hau ab – auf die eine oder andere Weise.«
    Kadra zog das Messer aus dem Gürtel und begann sich die Nägel zu schneiden. Der Nagel am kleinen Finger der rechten Hand war lang, lang wie der eines Schreibers. Die anderen Nägel beschnitt sie sich ganz kurz. »Du müßtest ein Messer haben«, sagte sie wieder. »Irgendeine Waffe.«
    »Nein!« Sorren runzelte die Stirn. Terzi, Mahita, Warrinton, die Hexenstadt, Shonet ...
    »Also dann einen Bogen, damit du jagen kannst. Heiliger Wächter, Mädchen, du planst, zu Fuß durch ein wildes Land zu ziehen, das du nicht kennst – was ist, wenn du dich verirrst? Was wirst du dann essen? Beeren und Nüsse wie ein Eichhörnchen? Was ist, wenn du verletzt wirst, oder du trinkst

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