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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Haar in einem Knoten oben auf dem Kopf gestrafft, die Kleidung frischgewaschen und mit Lavendel parfümiert. »Komm rüber ins Haus!« sagte sie.
    Er folgte ihr zur Kate. »Setz dich!« Sie wies auf die Bodenmatten. Er ließ sich im Schneidersitz nieder, direkt neben dem Tisch; Paxe setzte sich ihm gegenüber.
    »Ist was nicht in Ordnung?« fragte er.
    Sie faltete die Hände im Schoß; sie überlegte, wie sie es ihm beibringen sollte. Am besten mache ich's ganz drastisch, dachte sie. »Ivor? Hast du je mit einem Schwert gearbeitet?«
    Auf seinem Gesicht trat eine kaum merkliche Veränderung ein. »Nein, Hofmeisterin.«
    »Warum schaust du mich so komisch an?«
    Er berührte mit den Fingerspitzen sein Gesicht. »Ich weiß nicht, wie mein Gesicht aussieht.«
    »Du hast doch von den Gerüchten gehört, die in der Stadt umgehen?«
    »Daß die Ismenin-Soldaten mit dem Kurzschwert kämpfen lernen? Natürlich hab' ich das gehört.«
    »Es ist wahr«, sagte Paxe.
    Ivor senkte den Kopf. Ist es, damit ich sein Gesicht nicht sehen kann, dachte sie. Dann blickte er wieder auf. »Die Klingen, die widerrechtlich in die Stadt gebracht wurden – jedenfalls die, die wir entdeckt haben, waren Kurzschwerter.«
    »Und? Hast du jemals andere als diese Schwerter gesehen?« fragte Paxe. Er schüttelte den Kopf. »Wie willst du es denn dann wissen?«
    Er fummelte an seinem Schnurrbart herum. »Borti hat es mir gesagt. Er meint, das kann wichtig sein.«
    »Es ist wichtig. Die Kurzschwerter werden nämlich vom Bann nicht betroffen. Und darum scheuen sich die Ismeninas nicht, mit ihnen Unterricht zu erteilen. Vor mehreren Tagen ist Arré Med in den Tanjo gegangen, um mit dem L'hel über die Schwerter in dieser Stadt zu konferieren. Ich weiß nicht, was sie besprochen haben, sie hat es mir nicht gesagt. Aber die Kurzschwerter fallen noch immer nicht unter den Bann. Und auch wir werden die Kampftechnik mit ihnen unseren Soldaten beibringen.«
    »Wie?« fragte der Hauptmann.
    »Mit sejis. Schwertern aus Holz. Sie sind bereits angefertigt und liegen im Waffenschuppen bereit.« Paxe streifte den Schlüssel des Lagers aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch. Ivor hob ihn auf. »Arré Med wünscht, daß die Wachen bis zum Herbstfest mit diesen Waffen einigermaßen anständig umgehen können!«
    Ivor schluckte. »Hofmeisterin ...«, begann er und brach ab.
    »Sag es schon!« befahl Paxe.
    »Mein ganzes Leben lang hat man mir eingehämmert, daß es ni'chea ist, Waffen in der Stadt, innerhalb der Mauern, zu tragen, ja zu besitzen ...«
    Paxe blickte auf ihre Hände und merkte, daß sie sie zu Fäusten geballt hatte. Sie öffnete sie wieder. »Wenn sie ni'chea wären, meinst du nicht, der Weiße Clan hätte sich dazu inzwischen eindeutig geäußert?«
    »Ich glaube ja«, sagte Ivor. »Aber – Hofmeisterin, bist du jemals über einen Boden gegangen, der fest und sicher aussah und der dann unter deinem Schritt wankte und wich wie Treibsand unter den Gezeiten? Du sagst mir, die Kurzschwerter sind nicht ni'chea, und mein Magen fühlt sich an, wie wenn der Boden unter mir wegsackt.«
    »Ich weiß. Ich spüre es auch«, sagte Paxe. »Aber ich bin Meisterin im Hof der Med, und so lauten meine Befehle von Arré Med, daß wir den Schwertkampf lehren sollen. Das einzige, was ich zu wissen brauche – und was du zu wissen brauchst, Hauptmann! – ist, daß es nicht gegen das Gesetz ist.«
    Er verbeugte sich aus den Hüften, die Handflächen zusammengefaltet, und stand dann mit einer fließenden Bewegung auf. Er wollte zur Tür gehen.
    »Warte noch!«
    Er machte eine Kehrtwendung. »Hofmeisterin?« Sein Gesicht war wie aus Stein.
    »Du hast meinen Lagebericht noch nicht gehört«, sagte sie.
    »Hofmeisterin!«
    »Es war ruhig.« Verdammt noch mal, viel zu ruhig, dachte sie. Ivor beobachtete sie noch immer mit seinen Achataugen, und sie hätte ihm am liebsten eine harte Kopfnuß versetzt, oder ihn in die Arme genommen – was immer, wenn es ihn aus dieser Erstarrung befreit hätte. »Die Posten bei den Badehäusern haben wieder zwei Männer beim Ofen schlafend aufgegriffen und sie zu einem der Asyle für Fahrende geschickt. An der Grenze des Batto-Bezirks haben sich zwei Männer geprügelt, und die Batto-Wachen haben sie getrennt. Auf der Ölstraße entdeckte man eine kranke Frau, ein Batto-Posten hat sie in den Tanjo eingeliefert ...« Sie zwang ihn, ihrer Aufzählung zu lauschen, und merkte, wie seine Augen sich langsam veränderten, sie wieder wahrnahmen. Als

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