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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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befinden mußte. Er war das allerinteressanteste Ereignis in Kendra-im-Delta seit der Institution des Bannes. Und er war auch der Grund, warum sie sich den Saphir geleistet hatte, ganz abgesehen davon, daß der Stein wundervoll schön war. Sie hatte die Absicht, mit dem Mann zu sprechen, und um dafür einige Zeit zu gewinnen, mußte sie sein Interesse lang genug wachhalten. Und Barbaren – gleich ob von außerhalb Aruns oder von innerhalb – standen in dem Ruf, notorische Liebhaber schöner Steine zu sein.
    Cha Minto war auch wieder da. Sie trat zu ihm. »Einen guten Tag, Cha.«
    Er wich ihren Augen aus. »Guten Tag. Arré. Ein beeindruckendes Büffet, nicht wahr?«
    »Ich möchte, daß du mir Tarn i Nuath Ryth vorstellst.«
    Er nahm ihren Arm. »Schau mal, da sind die Musikerinnen!« Und er drehte sie so, daß sie die drei Flötenspielerinnen in ihren Gazekleidern erblicken mußte. »Wollen wir nicht rüberschlendern und ihnen zuhören?«
    »Nein«, sagte sie. »Übrigens kann ich jederzeit einen anderen bitten, Cha. Du beträgst dich wie ein Narr, weißt du das? Hat dir mein Bruder befohlen, mich von ihm fernzuhalten?« Sie schüttelte seine Hand von ihrem Arm ab.
    Hilflos starrte er sie nur einfach so an. Die Musikerinnen begannen zu spielen, eine leichte Tanzmelodie, die die musikalischeren Gäste dazu bewegte mit den Köpfen zu wackeln. »Die Musik ist wunderschön«, sagte Arré. »Wirst du tun, worum ich dich gebeten habe?«
    »Ich kann nicht«, sagte Cha Minto, und in seinen Augen stand panische Angst.
    »Dann bemüh dich nicht weiter. Aber wenn dir deine Dienstbereitschaft für die Pläne meines Bruders einmal zu sauer aufstößt, dann komm zu mir!«
    Karya Holleth Ismenin trat an ihre Seite. »Arré, einen guten Morgen. Ist es nicht ein wundervoller Tag für eine Verlobung? Es ist lange her, seit du zuletzt hier warst. Darf ich dir das restliche Haus zeigen? Wir haben vieles geändert.«
    »Ich danke dir«, sagte Arré. »Ein andermal gern, Karya. Im Augenblick möchte ich mit Tarn i Nuath Ryth sprechen. Würdest du uns bekannt machen?«
    Karya sagte verzweifelt: »Ach, der ist überhaupt nicht so interessant, das kann ich dir versichern. Schau mal, hör mal die Flötistinnen, sind sie nicht gut?«
    »Zweifellos«, sagte Arré. »Entschuldige mich bitte.« Sie drängte sich an Karya vorbei und strebte der Ecke zu.
    Kim Batto fing sie ab. »Arré, ich möchte gern wissen, was deine Worte bedeuten sollten, als du an mir vorbei hereinkamst.«
    Sie musterte ihn von oben bis unten, sah den Schweißfilm auf seiner Stirn und überlegte sich, ob seine kahle Tonsurstelle auf dem Schädel wohl ebenfalls schwitzte. »Du weißt ganz genau, was ich sagen wollte«, fuhr sie ihn an. »Ich weiß Bescheid über das Papier, das du nach Norden geschickt hast, weiß, was darin stand, und ich weiß auch, daß es nicht an seiner Bestimmung angelangt ist. Möchtest du, daß der Rat davon unterrichtet wird, daß du Geheimabsprachen mit anderen Clans getroffen hast? Ich bezweifle, daß der Rat das billigen wird. Und ich werde ihn darüber informieren, wenn du mir weiterhin Steine in den Weg legst.« Sie spürte, wie der Jähzorn in ihr zu wachsen begann.
    Plötzlich ertönte eine Glocke. Allmählich trat Stille ein. Unauffällig hatten Dienstboten überall im Raum Faltstühle aus Kalbsleder aufgestellt, auf denen sich die Gäste ausruhen konnten. Die Musikerinnen spielten einen Tusch. Auch die Menge in der Ecke wurde nun still, und die Leute am Rand setzten sich. Arré erblickte kurz einen braunhaarigen Mann mit mächtigem Bart, der eine leuchtendgelbe Tunika und einen schwarzen Kilt trug. Goldene Ketten (reichlich viele) hingen ihm um den Hals.
    Kim schob seinen Arm durch den ihren, als sie sich weiterzuschieben begann. »Horch doch, die Musik!« sagte er drängend. »Das ist die Musik für die Pantomime. Das mußt du dir anschaun!« Er setzte sich und zog sie auf den Nachbarhocker nieder. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als dazusitzen, wenn sie ihm nicht schreiend ins Gesicht schlagen wollte, und so hockte sie kochend vor Wut da und wartete. Dann tauchte der Pantomime hinter einem Vorhang auf. Er war schmal und leicht und bemerkenswert geschmeidig. In rascher Folge stellte er mimisch eine Frau dar, die sich das Haar kämmt vor einem Spiegel, einen alten Mann, der im Fluß Kleider wäscht, einen Matrosen, der in eine Schiffstakelage hinaufsteigt, einen Mann aus der Stricherstraße (das war ziemlich gewagt), der auf einen

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