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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Brauen aufs Gesicht malte.
    Cha Minto – er sah ungeheuer elegant aus in seiner fahlgrünen Seidenrobe – sagte: »Deine Schwester steht am Tor.«
    Isak erbleichte unter der Schminke.
    Das Blut wich aus seinem Gesicht und strömte ihm in die Hände, die sich um den Spiegel krampften. Er preßte ihn, als wolle er ihn zertrümmern ... Als er dann sprach, war seine Stimme wie Eis. »Was hat Ron getan?«
    »Er bittet sie ins Haus. Selbstverständlich. Was sonst könnte er tun?«
    »Nichts«, sagte Isak. Die Farbe kehrte ganz langsam wieder in sein Gesicht zurück. »Nichts. Also gut. Geh und mach dich beliebt! Nein ...«, sagte er scharf, als der andere Mann zum Sprechen ansetzte. »Ich kann jetzt nicht kommen. Schau doch, wie ich angezogen bin! Geh!«
    Cha Minto ging hinaus. Isak schaute Sorren an. Sie mußte schlucken. Ihre Hände waren kalt. In Isaks Augen war keine Spur von Wärme, kein Gefühl, kein Fünkchen von jenem Humor, den sie noch kurz vorher gemeinsam empfunden hatten ... Sie fummelte mit ihrer Tunika herum und bekam sie schließlich über den Kopf. Und während sie ihr auf die Schultern glitt, sagte Isak leise: »Du hast gewußt, daß sie kommen will.«
    Sorren nickte. Ihr Mund war so trocken wie in der Hitze gebackene Erdfladen.
    »Hättest du es mir gesagt, wenn ich dich danach gefragt hätte?« bohrte er.
    Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, merkte, daß sie nicht zu sprechen vermochte, und schüttelte nur den Kopf. Jeshim in seiner Ecke verfehlte einen Ball; er hüpfte ihr über den Fuß hinweg.
    Isak nickte, einmal und kurz. »Zieh deine Hosen an!« befahl er und stand auf – eine juwelenfunkelnde prachtvolle Märchengestalt, das Abbild eines Prinzen der Vogelwelt.
     
    Arré Med amüsierte sich prächtig. Der Ausdruck auf Cha Mintos Gesicht – und sein abruptes Verschwinden im Innern des Hauses und das Gesicht Ron Ismenins, als ihm klar wurde, daß er unter gar keinen Umständen eine Entschuldigung dafür würde finden können, sie nicht eingeladen zu haben – das war Balsam für ihre Seele. Sie nahm die gestammelte Begrüßung Ron Ismenins mit einem Lächeln entgegen und trat dann zurück, um Marti Hok (die älter war als sie, kränkelnd und das Oberhaupt des Rates) unter dem Portal des Herrenhauses den Vortritt zu lassen. Auch der Posten an der Pforte mit seiner Rüstung und den Schweißtropfen auf der Stirn hatte sie amüsiert. Cha Minto amüsierte sie. Die gezwungen ausdruckslosen Mienen der sensibleren Gäste, die spürten, daß etwas nicht stimmte, aber keine Ahnung hatten, was es war, hätten sie beinahe laut auflachen lassen.
    Sie marschierte zu Kim Batto hin, der schwatzend neben einem Kaufherrn stand. »Einen guten Tag«, sagte sie zu ihm. Er stand mit dem Rücken zu ihr, und als er sich umdrehte, bot sich ihr zu ihrem diebischen Vergnügen der Anblick seiner herabsinkenden Kinnlade. »Ich weiß, du hast gedacht, ich komme nicht. Es tut mir leid, daß ich dich enttäuschen muß. Wie hat es deinem Kurier auf seinem kleinen Ausritt in den Norden gefallen?« Sie ließ ihn mit offenem Mund stehen und ging Edith Isara und ihre hochgewachsenen Töchter begrüßen. Das Haus, sie gestand es sich widerwillig ein, sah entzückend aus, und es roch bezaubernd. Die Ismeninas hatten anscheinend keine Kosten gescheut bei ihrem Wunsch, die Gäste zu befriedigen, sie zu unterhalten und ihnen zu gefallen. Eine lange Tafel mit vorbereiteten Platten, Früchten in Honigkandierung und anderen Fleisch- und sonstigen Delikatessen war über die ganze Längsseite des Großen Salons hin aufgebaut. Überall standen frischgeschnittene Lilien. Stehlampen mit parfümiertem Öl erhellten das ziemlich düstere Gemach, und Spiegel, sowohl aus Bronze wie aus Silber, reflektierten das Licht von den Wänden. Arré erhaschte in einem der Spiegel ihr eigenes Abbild und nickte sich selber zu. Die Robe – rot und lang – stand ihr sehr gut, und sie trug zu ihren Silberarmbändern noch einen riesigen Saphir, der in seiner Silberfassung wie ein großes indigoblaues Auge an ihrem Halsansatz saß.
    Sie hatte den Saphir am selben Morgen beim Goldschmied Tian erworben. Der Schmuck war prachtvoll – protzig, aber das war der Anlaß, zu dem sie ihn gekauft hatte, ja ebenfalls. Sie fragte sich, wo Isak war – sich umziehen wahrscheinlich. Sie nahm sich ein Seetangbällchen und aß. In einem Winkel des Salons drängten sich zahlreiche Leute zusammen, und sie vermutete, daß in ihrer Mitte Tarn i Nuath Ryth sich

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