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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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sanft.
    Sorren ließ die Hände in den Schoß fallen und nickte. »Er hat nichts gesagt. Aber ich weiß, er war's.«
    »Er braucht es nicht zu sagen, Kind. Sein Körper redet für ihn. Kind, du brauchst nicht mehr für ihn zu trommeln. Er kann sich für das Fest einen anderen Trommler suchen.«
    Sorren biß sich auf die Lippen. »Das wird er wahrscheinlich sowieso tun. Er wird mich nicht mehr sehen wollen. Aber ich ... ich spiele gern für ihn.« Die letzten Worte kamen wie ein Wimmern. Arré streckte die Hand über den kleinen Zwischenraum hinaus und ergriff eine der Hände Sorrens. Das Mädchen schluckte schwer und atmete tief. »Ich fürchte, Marti Hok hat recht – er ist böse!«
    »Wann hat sie dir das gesagt?« fragte Arré.
    »Als ich bei ihr im Haus war.«
    Arré erinnerte sich an Martis vorhin geäußerte Bitte. »Würdest du sie gern einmal wieder besuchen?«
    Sorren antwortete: »O ja!« Ein Hauch ihrer gewöhnlichen Lebhaftigkeit kehrte in ihr Gesicht zurück. »Darf ich denn? Sie möchte nämlich meine Karten sehen.«
    »Aber gewiß doch, sie muß sie sehen.« Arré gab Sorrens Hand frei. Munter sagte sie: »Und du darfst dir Isaks wegen keinen Kummer machen. Er ist es nicht wert, daß du dich quälst.« Mein kleiner Bruder, dachte sie, ich vermute, er hat mich einst sogar geliebt.
    Die freudige Erregung in Sorrens Gesicht verblich bei der Erwähnung von Isaks Namen. Sie ließ den Kopf sinken.
    Arré suchte nach etwas, was das Mädchen ablenken könnte. »Sing mir etwas«, bat sie.
    Sorren hob ihr das Gesicht entgegen. »Ich kann doch nicht singen!«
    »Aber ich kann«, sagte Arré. »Sing nur, ich helf dir.«
    Automatisch zog Sorren die Trommeln auf den Schoß. »Irgendwas?« fragte sie. Arré nickte. Sie hoffte, das Mädchen würde kein allzu schlüpfriges Lied auswählen.
    Die Sänfte schwankte im Schritt der Träger, als sie den Hang hinanstiegen. Sorren sang leise: »Wo sind sie hin, die Auserwählten? Wo reiten sie nun, die Tänzer stark und fein?«
    Das war ein Lied, das Arré kannte, und so stimmte sie mit ein und dachte dabei an Tarn Ryth, an seine Kinder, an seine Vision. »Das Langschwert scharf und das Langhaar im Winde. Wo sind sie hin, und wo mögen ihre Lieder sein?«
     
    Am Nachmittag darauf stellte sich Jenith wieder im Hause Med ein. Sie hockte in Arrés Arbeitszimmer, blies Rauchringe zur Decke und redete über Tarn Ryth. »Seine Eskorte kampiert auf dem Batto-Waffenhof«, sagte sie, »und die Diener erzählen, daß er und Kim Batto nicht mehr miteinander sprechen.« Sorren, die gerade über den Flur kam, sah Arrés breites Grinsen.
    Der nächste Tag war Waschtag. Sorren und Lalith weichten sämtliche Arbeitskleidung des Haushalts ein und wuschen sie (sogar die Schürze des Kochs) und hängten sie im hinteren Hof zum Trocknen an die Luft. Arré hatte das Haus früh verlassen (an Waschtagen tat sie dies immer, sie behauptete, der Seifengeruch verursache ihr ein Würgen in der Kehle). Am Südende des Bezirks gab es einen Brunnen, der, wie die Leute klagten, angeblich schlechtes Wasser führte. Arré ging ihn inspizieren. Sorren fühlte sich sehr tugendhaft nach der Wäsche, und so nahm sie die Schachtel mit ihren Karten und lief den Hügelhang hinab. In sämtlichen Gassen sah sie Haufen von Seifenschaum, es war, als veranstalte die ganze Stadt heute große Wäsche. In der Luft schwebte auch der Duft gerösteter Walnüsse. Sorren eilte durch den Minto-Bezirk in den Hok-Bezirk, folgte der Weberstraße, bog in die Lerril-Straße – irgendwann einmal würde sie Arré fragen, wer Lerril gewesen war.
    Morgen würde sie wieder auf die Koppel im Batto-Bezirk gehen und wieder mit Pfeil und Bogen schießen. Sie spannte die Finger, spürte, wie sich die Muskeln unter der Haut bewegten. Allein in ihrem Zimmer, wo keiner sie sehen konnte, hatte sie Armgymnastik gemacht, Schulterübungen, wie Paxe das tat, hatte sich mit gestrecktem Körper vom Boden abgestemmt. Als sie es das erstemal versucht hatte, waren ihr die Arme nach fünf Liegestützen weggesackt, aber an diesem Morgen hatte sie schon zehn geschafft.
    Der Hok-Wachtposten winkte sie ohne weiteres ins Haus, und sie wurde wie eine richtige Besucherin in Marti Hoks Zimmer geleitet. Marti saß da und hatte einen Stapel Schriftrollen auf dem Schoß. Sie wirkte sehr müde. Als Sorren eintrat, lächelte sie und legte die Schriftrollen auf den kleinen Tisch an ihrer Seite.
    Sorren sagte: »Ich kann an einem anderen Tag wiederkommen, wenn du

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