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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Empfangsraum zurück. Cha Minto hockte zusammengekauert in seinem Ledersessel wie ein kleiner Junge, der auf seine Bestrafung wartet. Arré trug die Lampe vom Kaminsims herüber und stellte sie auf den Tisch zwischen sie beide. Sorren stieß mit der Schulter die Tür auf und brachte ein Tablett herein, das sie auf den Tisch setzte.
    »Ich danke dir«, sagte Arré. »Laß die Tür offen, wenn du gehst!« Sorren nickte und drückte sich die Faust an den Mund, um ihr Gähnen zu verbergen.
    Arré goß den Tee ein und sah zu, wie die schwarzen Blätter wirbelnd auf den Boden sanken. Cha Minto beugte sich in seinem Armsessel vor und nahm die ihm nächste Tasse. »Marti hatte recht, oder?« sagte er. Sein Gesicht zuckte. »Ich war ein ziemlicher Tölpel.«
    »Ein Gimpel, ja«, sagte Arré. Sie legte den Kopf schief, da sie Schritte hörte. Wie ein wuchtiger Schatten glitt Paxe durch die offene Tür in den Salon. Geräuschlos wie ein Schatten trat sie hinter Chas Sessel und verschwand. »Wie lange behandelt dich mein Bruder schon, als wärest du sein Leibeigener, Cha?«
    Er rieb sich die Augen. »Hat es diesen Anschein?«
    »Ja.«
    »Es hat nicht so angefangen.«
    »Aber wann hat es angefangen?«
    »So um die Zeit des Mittsommerfestes, glaube ich. Ich habe ihn tanzen gesehen, und ich bin zu ihm hin – bloß um ihm zu sagen ... ach, du weißt schon, was man halt so sagt – wie wundervoll ich seinen Tanz gefunden habe. Er ... er war ganz bezaubernd zu mir. Witzig, voller Komplimente und Schmeicheleien – wie soll ich es dir beschreiben?«
    »Du brauchst es nicht«, sagte Arré trocken. »Ich kenne Isak. Sprich weiter!«
    Irgendwo in dem großen Raum knarrte etwas; der Wind an den Fensterschirmen, oder Paxe, die sich in ihrem dunklen Versteck reckte. Arré versteifte sich, doch Cha Minto hatte anscheinend nichts gehört. »Dann hat er mich in sein Haus eingeladen. Ich erwiderte seine Einladung. Wir haben viel geredet, und es war immer so angenehm.«
    »Worüber habt ihr geredet?« fragte Arré.
    »Über dich, meistens. Im Anfang nicht. Aber nach einer Weile ging es immer nur um dich.« Er errötete. »Ich ... es tut mir leid. Aber ich muß gestehen, daß ich das meiste geglaubt habe – daß du auf Isaks Schönheit eifersüchtig seiest, auf seine Begabung, daß du ihm nur eine Scheinverantwortung übertrügest, daß du selber alles beherrschen wolltest, daß du ihm, obwohl er ja dein Erbe sein würde, kein Wort über die Geschäfte des Rates sagtest und daß du ihn weder nach seiner Meinung noch um seinen Rat fragtest ...«
    Arré trank und schaute wieder zu, wie sich die Teeblätter auf dem Grund niederließen. »Einiges davon ist wahr«, sagte sie. »Ich bitte Isak nicht zu den Ratssitzungen, und ich frage ihn nicht nach seiner Meinung. Ich vertraue ihm nicht. Und was die Weingärten betrifft – die verabscheut er. Seine Frau kümmert sich da um alles. Und ja, ich nehme an, ich bin eifersüchtig auf seine Schönheit. Aber ich würde niemals diese Eifersucht eine Rolle spielen lassen bei meiner Beurteilung.« Nein, ich glaube, das würde ich nicht, schränkte sie insgeheim ein. Ich hoffe, daß ich das nicht tun würde. »Also seid ihr dann Freunde geworden.«
    »Wir sind Freunde geworden.«
    »Ein Liebespaar?«
    Cha schüttelte den Kopf. »Nein. O doch, ich gebe zu, daß mir das in den Sinn gekommen ist. Aber – leider nein.« Er beugte sich in dem Sessel tief nach vorn. Arré trank von ihrem Tee, sie genoß das süße Minzenaroma.
    »Und dann? Was ist dann geschehen?« soufflierte sie.
    »Ich habe ihm Geld geliehen«, sagte Cha.
    Arrés Augenbrauen hoben sich. »Es gibt keinen Grund, daß mein Bruder knapp an Geld sein müßte«, sagte sie.
    »Er hat mir eine lange Geschichte erzählt – ich ... ich will sie nicht wiederholen. Du warst natürlich im Mittelpunkt von allem. Und es war ja auch nicht viel Geld.«
    »Wieviel?«
    Cha sah elend aus. »Vierhundert Largos«, sagte er.
    »Das würde ich aber doch eine Menge Geld nennen«, sagte Arré. »Heilige Wächter, Cha, einer meiner Soldaten verdient vielleicht die Hälfte davon in einem ganzen Jahr! War es ein persönliches Darlehen?«
    »Ja. Aber Isak hat darauf bestanden, daß wir einen Vertrag darüber unterschreiben. Ich habe ihn mir kaum angeschaut.«
    »Und was geschah dann?«
    »Dann kam die Ratsversammlung«, sagte Cha. Er rieb sich wieder die Augen. »Vorher kam Isak mich besuchen. Er begann von dem Antrag zu reden, daß man die Jalaras und Ismeninas als

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