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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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abzupressen – der L'hel hat zu mir gesagt, der Tanjo würde die Ratsentscheidung unterstützen, den Bann auch auf das Kurzschwert auszudehnen, wenn der Rat dem Weißen Clan die Mitgliedschaft verleihen würde. Kim Batto war der Verbindungsmann zwischen dem L'hel und den Ismeninas, er verkehrt mit beiden.«
    »Also das hast du gemeint«, sagte Cha, »als du Kim gefragt hast, ob er über das Training im Med-Hof vom Tanjo erfahren hat.«
    »Ja, das habe ich gemeint«, sagte Arré.
    Ihre Arme waren von Gänsehaut überzogen, der Abend war sehr kühl geworden. Arré dachte: Ich hätte Sorren bitten sollen, ein Feuer im Kamin anzuzünden, ehe ich sie ins Bett schickte. Der zunehmende Mond ritt auf dem Horizont und schickte seine silbrigen Strahlen in das Gemach. Arré blickte zu der Stelle hinter Chas Sessel. Paxes Schatten fiel lang über den Teppich. Arré mühte sich, ihr Gesicht zu erkennen, sah jedoch nichts. Sie wandte sich wieder Cha zu.
    »Geh nach Hause, Cha!« sagte sie sanft. »Geh heim und mach dir keine Sorgen! Alles wird sich lösen.« Die Platitüde ließ sie zusammenzucken. »Wünschst du eine Eskorte? Ich werde dir einen meiner Wachsoldaten zur Begleitung mitgeben.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin kein kleines Kind, das sich vor Schatten fürchtet«, sagte er und fügte mit einer Grimasse hinzu: »Wenn ich Fehler begehe, sind es große Fehler. Ich sehe Schatten und bilde mir ein, ich sehe die Sonne.« Er stand auf. »Ich hätte gleich zu dir kommen sollen.«
    »Ich verstehe aber, warum du das nicht getan hast«, sagte sie.
    Sie begleitete ihn ans Tor. Die Feuchtigkeit ließ sie erschauern. Er ging durch das Tor und drehte sich dann um und sagte: »Warum glaubst du, daß Kim den Antrag nicht ein zweitesmal vor den Rat bringen wird, Arré? Hat er das gesagt?«
    »Nein«, sagte Arré. »Aber ich glaube einfach, daß er es nicht tun wird.«
    »Irgend etwas willst du mir nicht sagen«, sagte Cha. »Nun, du hast natürlich recht, mir nichts anzuvertrauen.« Er reckte die Schultern, wandte sich zum Gehen, und der Nebeldunst verschluckte ihn.
    Sein Verschwinden bewirkte, daß Arré von einem plötzlichen Panikgefühl befallen wurde. Selbst seine Schritte, die von der Nässe gedämpft wurden, konnte sie nicht von den anderen Nachtgeräuschen unterscheiden. Sie drehte sich dem Posten zu. »Schicke ihm jemand nach!«
    »Herrin?«
    »Er hat keine Eskorte. Schicke ihm jemand nach und sag ihnen, sie sollen sich nicht sehen lassen. Ich will sicher sein, daß er unbehelligt zu seinem Haus gelangt, nach dem, was heute in der Stadt geschehen ist.«
    Der Posten spitzte die Lippen, doch wagte er es nicht, ihr etwas zu entgegnen. Er stieß die drei Pfeiftöne aus. Kurz darauf tauchte eine kapuzenverhüllte Gestalt am Hügelhang auf. Sie redeten, die Gestalt nickte und wandte sich nach Osten, dem Minto-Bezirk zu.
    »Hani wird ihm folgen, Herrin«, sagte der Posten. »Es wird ihm nichts geschehen.«
    »Ich danke dir.« Und vor Kälte zitternd eilte sie ins Haus zurück.
    Elith stand wartend da. »Narretei«, brummte sie und schloß die Tür. Sie begann die Riegel vorzuschieben.
    »Warte noch!« sagte Arré und eilte in den Salon. Der Mond schien nun direkt durch die Fenster, übergoß die Chobatalampen auf dem Kaminsims mit Silber, daß das Porzellan schimmerte, versilberte die Messingzangen vor der Feuerstelle und ließ das graue Holz der großen geschnitzten Türen silbern leuchten ... Arré trat zu dem Sessel, aus dem Cha sich erhoben hatte, weil sie damit rechnete, daß Paxe sich darin niedergelassen hatte. Er war leer.
    Elith stand in der Tür. »Wen suchst du denn?« fragte sie. »Hier ist keiner. Ich werde jetzt abschließen.«
    »Warte!« befahl Arré. Sie hob die Chobata vom Tisch auf und trug sie in die Ecke, in der sie Paxes Schatten zuletzt erblickt hatte.
    »Paxe?« rief sie fragend. Doch in der Ecke war niemand – und auch in dem Flur war niemand, und als sie nachsah, war auch keiner mehr in der Küche. Paxe war fort.
     
    Die Tanjokuppel schimmerte in dem sterbenden Licht des Mondes. Paxe stand dicht vor dem Tor. Der Wind zerrte wie ein grämliches Kind an ihren Haaren, rief ihr zu, sie solle hineingehen, es sei kalt draußen ... Sie spürte die Kälte nicht. Das kühle Licht des Mondes fiel über die Landschaft, von den Chobaplantagen in Shirasai bis zu den Westbergen. In Tors Rest, dachte sie, liegt Tyrés Grab in Mondlicht gebadet da. Die Granitplatten des Tanjohofes schimmerten wie Wasser. Wie wäre

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