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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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sagen, ich habe sie vernichtet. Ich lasse sie dir wieder zukommen, das verspreche ich. Komm jetzt!« Und noch während sie sprach, hatte sie sich in Bewegung gesetzt.
    In der Tür drehte Sorren sich um, sie wollte Adieu sagen, Tukath grüßen, doch der alte Mann stand schon wieder über sein Glasstückchen gebeugt und bemerkte sie nicht. Sie folgte Senta durch die blaugekachelte Halle an die kleine Tür zum Garten und durch den Garten auf die Straße hinaus.
    Die Sonne gleißte auf dem weißen Pflaster. Sie war heiß und stark. Sorren hob schattend die Hand vor die Augen.
    Senta legte ihr behutsam beide Hände auf die Schultern. »Sorren, kann ich dich mit einer zweiten Botschaft belasten?« fragte sie. »Sie ist ebenfalls für deine Herrin bestimmt.«
    »Ja.« sagte Sorren.
    »Ich danke dir. Wenn du Arré Med die Botschaft des L'hel überbringst, dann sage ihr auch, daß ich bei dir war und gehört habe, was er sagte. Und dann sage ihr dies von mir ...« Sie hielt inne. »Sage ihr, daß die ehrgeizigen Pläne des L'hel geteilt werden von einigen, in Elath und anderswo. Man wird sich bald an sie wenden und sie um ihre Zustimmung bitten. Sage ihr, sie soll fest bleiben, und sage ihr, wenn sie Menschen außerhalb der Stadt hat, denen sie vertrauen kann, sie soll sie warnen. Sie wird wissen, wovor sie warnen soll.«
     
    Als Sorren zurückkehrte, befand sich Arré in ihrem Arbeitszimmer. Der Brief an Tarn Ryth lag gesiegelt auf dem Tisch vor ihr, und sie hatte sich entschieden, Jenith zu bitten, ihn für sie an den Herrscher von Nuath zu übermitteln. Sie hörte Sorren im Flur herankommen und dann stehenbleiben. Ein Klopfen ließ sie den Kopf heben. »Ja, was gibt es?« fragte sie.
    Sorren sagte: »Ich habe eine Botschaft aus dem Tanjo für dich.«
    Arrés Brauen hoben sich. »Aus dem Tanjo?« fragte sie verblüfft. »Was hast du denn im Tanjo zu schaffen?«
    »Ich bin mit meinen Karten hingegangen.«
    »Du bist dorthin gegangen?« fragte Arré, und Sorren nickte. Auf ihrem Gesicht war kein Schrecken zu lesen, sie wirkte ruhig und beherrscht und sehr entschlossen.
    »Und was hast du gemacht?« fragte Arré.
    »Ich habe mit der Wahrheitsfinderin Senta gesprochen«, sagte Sorren. »Und noch mit zwei anderen Hexen. Sie waren sehr freundlich zu mir.«
    »Haben sie dir gezeigt, wie man die Karten benützt?«
    Sorren runzelte leicht die Stirn. »Ja und nein. Meine ... mein Talent läßt mich in die Vergangenheit schauen, nicht in die Zukunft, und darum kann ich die Muster der Karten nicht lesen.«
    Arré sagte: »Und darum hast du sie dort gelassen.«
    »Senta wird sie mir zurückgeben. Sie hat es versprochen. Ich habe eine Botschaft für dich. Von ihr und eine vom L'hel.«
    Ein Frösteln ließ die Härchen in Arrés Nacken sich sträuben. »Dann sage sie mir.«
    Sorren wiederholte ihren Auftrag, zuerst die Nachricht des L'hel, dann die Worte Sentas. Die Botschaft des L'hel ließ Arré aus ihrem Sessel hochfahren, und sie war so wütend, daß sie nicht zu sprechen vermochte. Der L'hel meint also, daß der Tod von dreiundzwanzig Mitbürgern »bedauerlich« ist, wie? Eine wilde Wut durchströmte sie, schoß rascher durch ihren Leib als das Blut in ihren Adern, und sie spürte, wie sie vor Zorn dunkelrot anlief. »Dieser ... dieses Ungeheuer!« keuchte sie.
    »Ist er das?« fragte Sorren.
    »O ja, das ist er!« fauchte Arré.
    Doch die zweite Botschaft ließ den Zorn rasch abkühlen. »Hat die Wahrheitsfinderin dir gesagt, wen sie durch mich warnen lassen möchte?« fragte Arré.
    »Nein. Menschen, denen du vertraust, hat sie gesagt, außerhalb der Stadt.«
    Tarn Ryth, dachte Arré. Aber was kann ich ihm schon sagen? »Ich danke dir, mein Kind«, sagte sie geistesabwesend zu Sorren, die sich verneigte und verschwand. Vielleicht sollte ich abwarten, bis man sich an mich »wendet«? Sie überlegte, wer das wohl sein würde, der sich an sie wenden würde – der L'hel selber? Kim Batto? Über Kim Batto konnte der L'hel nicht gerade glücklich sein. Und ebensowenig konnte er sich über die Nachricht gefreut haben, daß seine Marionette Ron Ismenin formell getadelt und vom Rat mit einer Geldbuße belegt worden war.
    Doch sie brauchte nicht lange zu warten, um zu erfahren, was im Kopf des L'hel vorging. Am folgenden Nachmittag fand sich Kim Batto im Med Haus ein. Sorren meldete ihn. Arré blickte ihm kalt entgegen. Sie hatte ihm die Rolle nicht verziehen, die er beim Tod der vielen Menschen gespielt hatte; vielleicht werde ich ihm das

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