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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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verbunden.«
    »Du dagegen?« sagte Arré.
    Seine Stimme gewann an Kraft. »Ich sehe alles vereinigt, zusammengefügt, zu einem Ganzen geschmiedet.«
    »Und wen siehst du als Herrscher über dieses Ganze?« fragte sie.
    »Ich weiß nicht, wer das sein könnte«, sagte er. »Eine solche Entscheidung liegt vielleicht nicht in Menschenhand.«
    »Könntest es vielleicht du sein?« fragte Arré.
    »Wenn das Chea es so will.« Er breitete die Arme aus, als ziehe er die Möglichkeit an seine Brust. Dann faltete er die Hände im Schoß. »Oder es könntest du sein.«
    Arré kam sich in ihrem Sessel wie gefangen vor, wie an den Sitz genagelt. Sie stand auf und glitt zwischen Tisch und Stuhl hindurch und trat dann hinter den Sessel. Sie stützte sich auf den Holzrahmen der Lehne. Eine Stadt regieren, das ist ein Ding, dachte sie. Aber wie könnte ein einziger Mensch über ganz Arun herrschen? »Es bereitet mir schon genug Schwierigkeiten, einen einzigen Stadtbezirk in Kendra-im-Delta zu regieren.«
    »Du unterschätzt dich«, sagte Jerrin.
    Arré schloß die Augen und bemühte sich, sich in das Bild hineinzutasten, das ihr die Worte des L'hel ausmalten. Sie fragte sich, wie es möglich sein sollte, wie es geschehen könnte, daß dieser Traum von einem einzigen geeinten Land unter der Herrschaft eines einzigen Herrschers sich verwirklichte. Durch Gewalt? Denn es würde nicht leicht sein, alle die einzelnen Stadtgemeinden und ihre Räte dazu zu bewegen, ihre Macht abzugeben. »Hast du von dieser Vision Kim Batto etwas mitgeteilt?«
    Der L'hel schnaubte: »Kim Batto ist ein Schwächling und ein Narr!«
    »Das ist aber keine Antwort auf meine Frage.«
    Jerrin blickte finster drein. »Ja«, sagte er und spuckte das Wort aus wie etwas Unangenehmes. »Wir sprachen darüber. Zu einer Zeit, in der ich besser von ihm dachte, als dies nun der Fall ist. Und kurz darauf überraschte er mich damit, daß er sich davonmachte und mit diesem Barbaren aus dem Norden ein Geheimbündnis schloß.« Verachtung schwoll in seiner Stimme an. Sein Gesicht verhärtete sich. Arré nickte langsam. Sie überlegte sich, ob hier die Wahl lag, die getroffen werden mußte. Erforderte es die Zukunft, daß sie sich mit Tarn Ryth verbündete oder mit Jerrin-no-Dovria i Elath? Sie schätzte Jerrin mit dem Blick ab: sie brauchte nicht die Gabe eines Wahrheitsfinders, um zu erkennen, wie tief das Verlangen nach Macht in ihm verwurzelt war. Er gierte danach, geil wie ein gefräßiger Jagdwolf. Der Mann hatte keine Wärme in sich, kein Mitgefühl und keinen Raum für Gleichberechtigte. Er sei gekommen, um einen Pakt zu schließen, hatte er gesagt, doch der wirkliche Grund seines Kommens war gewesen, aus ihr seine Kreatur zu machen: ein Ding, das tat, was er wollte, und das nicht ausbrechen und abspringen würde wie Ron Ismenin oder Kim Batto.
    Sie stützte sich mit beiden Unterarmen auf die Sessellehne. »L'hel du verschwendest nur deine Zeit.«
    Er saugte sich in ihren Augen fest, und sie spürte die Stärke des Bösen in ihm. »Wieso denn das?«
    »Weil ich mit dir keine gemeinsame Sache mache.«
    »Dann bist du eine Törin!« sagte er.
    »Dann bin ich eine Törin.« Sie reckte sich hoch auf, trat um den Sessel herum und beugte sich über den Tisch. Sie nahm das Glöckchen und läutete. »Du wirst das, was immer du tun wirst, ohne mich tun müssen.«
    Er starrte sie an, dann reckte er, während er sich erhob, einen Finger auf ihr Glas zu. »Es wird der Tag kommen, da wirst du dir wünschen, eine andere Wahl getroffen zu haben«, sagte er und ballte die Hand zur Faust, und das Glas zersprang. Die Scherben schossen durch die Luft und ein paar drangen tief in den Stoff seines Lehnsessels ein. Das Wasser bildete eine Pfütze auf dem Tisch und troff langsam auf den Fußboden. »Dann wirst du weniger für mich sein als dieses Glas da.« Lalith tauchte im Türrahmen auf und stierte verblüfft auf die verstreuten Kristallscherben.
    »Der L'hel wünscht zu gehen«, flüsterte Arré. Er machte kehrt und ging hinter dem Kind drein. Arré schaute ihm nach. Ihre Haut fühlte sich eiskalt an, und ihre Hände zitterten. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen und griff mit beiden Händen nach dem Glas des L'hel und hob es an die Lippen. Der Wein brannte im Magen. Einen flüchtigen Augenblick lang empfand sie Mitleid mit Kim Batto, der sich zwischen dem Felsen Tarn Ryth und dem Hammer L'hel hatte fangen lassen. Draußen klingelten die Glöckchen der Sänfte. Sie stellte das Glas weg. Mit

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