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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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preßte. Sie machte einen schleppenden Schritt. »Alle deine Freunde gaffen mich vom Küchenfenster her an. Was werden die sich denken?«
    »Das weiß ich nicht, und es ist mir auch egal«, sagte Sorren. »Hast du gegessen? In der Küche sind noch Fischkuchen, ich kann dir welchen holen.«
    Kadra lachte, doch das Lachen endete in einem schrecklichen krampfartigen Husten. Schließlich hustete sie den Schleim hoch und spuckte ihn in ein Blumenbeet. »Es geht schon wieder«, sagte sie und wischte sich mit dem Handrücken die Lippen ab. »Ich halt nach dir Ausschau, wenn das Schiff abfährt, vergiß es nicht. Mit der Flut am Tag nach dem Fest.« Sie hob eine Hand zum Abschied und schleppte sich langsam zur Straße hin davon.
    Toli hing aus dem Fenster. »Pssst!« machte er. »Wer war denn das?«
    »Ich denke nicht daran, dir das zu sagen«, erklärte Sorren. »Laß mich zufrieden!«

20. Kapitel
     
    Arré und Myra Med standen im Hof und redeten miteinander. Sorren steckte den Kopf in die Küche. Lalith grinste sie an, sie stand inmitten eines Haufens von Töpfen und Pfannen. »Wir gehen jetzt«, sagte Sorren. »Bis später!« Sie eilte durch den Flur, am Salon vorbei, in dem noch die Überreste des Abendessens herumlagen: Fischgräten und Muschelschalen, Pfirsichsteine und Kavarinden.
    Im Vorderhof warteten zwei Sänften. Es war eine vollkommene Nacht für das Fest. Die Hexer hatten gutes Wetter prophezeit, und sie hatten ihr Versprechen gehalten: nach Tagen voller Dunst und Hitze war der Nebel in den Süden abgezogen. Die Dämmerung knisterte vor Erregung: Menschenmassen zogen wirbelnde Kreise in den schattigen und lichterglitzernden Straßen und redeten und lachten und sangen alle zusammen. Der Himmel stand klar und von unzähligen Sternen besät da.
    Isaks zwei jüngste Kinder kletterten zuerst in der einen, dann in der zweiten Sänfte herum und kreischten vor Vergnügen. Sorren hatte ganz vergessen, wie lärmend kleine Kinder sein können. Riat, der Achtjährige, der Älteste und Erbe, stand an der Seite seiner Mutter und blickte in seinem neuen Seidenanzug ernst und erwachsen drein. Sorren holte tief Luft. Ihre Füße zuckten vor Lust, sich zu bewegen. Im Geist ging sie noch einmal die Vorbereitungen durch. Die Decken lagen in beiden Sänften bereit. Myra und Arré hatten ihre Umhänge. In der vorderen Sänfte lag der Korb mit dem Essen, und sie hoffte, es werde genug von allem da sein. Sie biß sich auf die Lippen und überlegte, ob Arré und Myra zum Aufbruch bereit seien. Eigentlich konnte sie Myra Med ganz gut leiden: sie war eine dralle, frische Person, angenehm und mit freundlichen Manieren und ziemlich viel gesundem Menschenverstand. Sie war fast nie in Eile, und sie drängte auch jetzt nicht, sondern stand da auf der Treppe und redete mit Arré über die Verwaltung der Weingärten.
    Sorren blickte sich suchend nach Paxe um. Die Hofmeisterin war früher dagewesen, um mit Arré die Einzelheiten der Wacheinteilung zu besprechen. Aber sie war wieder verschwunden, und das war keineswegs verwunderlich, denn die Nachtwache war mit doppelt so vielen Männern besetzt als üblich war, und sie mußte auf sie alle ein Auge haben. Kaleb stand am Tor und schaukelte eine Laterne in der Hand. Er redete mit den Sänftenträgern, und Sorren hörte ein Klirren, als Bontastücke von einer Hand in eine andere glitten. Der Wächter am Tor wechselte Stand- und Spielbein und schaute gelangweilt drein.
    Arré sah heute abend sehr elegant aus. Sie trug rote Hosen und eine rote Tunika. Sie hatte sich das Haar gewaschen und mit Jasminduft besprüht, und es stand um ihren Kopf in weichen Locken wie das Federkrönchen eines Pfaus. Myra hatte etwas Dunkles an, etwas Dunkelgrünes, so gedeckt, daß es fast blau aussah. Sie und Arré kamen blendend miteinander aus, solange sie nicht zu lange zusammensein mußten. Der Tag und der Abend des Festes »sind so ungefähr das höchste, was ich aushalte«, hatte Arré am Morgen gesagt. »Sie redet von der Weinlese und von ihren Kindern, unablässig, und nach einer Weile möchte ich am liebsten schreiend aus dem Zimmer rennen.« Aus der zweiten Sänfte ertönte ein durchdringender Lärm, und alle zuckten zusammen. Das kleine Mädchen (von drei Jahren) saß in der Sänfte und blies auf einer Rohrpfeife.
    Sorren trat an die Sänfte und lehnte sich über den Einstieg. »Warum wartest du nicht damit, bis wir im Park sind? Dann kannst du blasen«, sagte sie. Das Mädchen lächelte süß und schüttelte

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