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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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das Haus Ryths nicht mit dem Herrenhaus der Ismeninas zu vergleichen: helle Hängelampen erleuchteten breite Steinkorridore; Fellteppiche bedeckten den Boden, und an den Wänden hingen riesige Bildteppiche. Der Gang wurde von duftenden Kohlebecken erwärmt.
    Eine Frau in einem gelben Kleid begrüßte Sorren an der Tür.
    »Sei willkommen in Nuath!« sagte sie. »Mein Name ist Widra. Ich bin hier die Hausdame. Der Lord Tarn i Nuath Ryth ist gerade beschäftigt, doch sobald er frei ist, wünscht er dich zu empfangen; er hat mir aufgetragen, dir indessen etwas zu essen anzubieten, saubere Kleidung und, wenn du es wünschst, ein Bad.«
    »Ich wünsche es«, sagte Sorren. Das letzte Bad hatte sie in Kendra-im-Delta genossen, und der Reisestaub klebte dick auf ihrer Haut. Die Frau geleitete sie zu einer Kammer im Innern des Hauses; dort stand ein mit heißem Wasser gefüllter Zuber, ein Tisch, auf dem sich Essen häufte, und ein Bett mit Baldachin.
    »Wenn du irgend etwas wünschest, läute mit dieser Glocke, dann kommt jemand«, sagte die Frau. Sie schloß die Tür. Sorren streifte sich ihren Pack ab. Dann zog sie sich aus und stieg wollüstig seufzend ins Wasser. Eine Seifenkugel, die nach Orangen duftete, lag für sie da. Sie räkelte sich wohlig in dem Holzzuber und ließ den Staub der Straße von Haut und Haaren weichen. Und als sie dann aus dem Wasser stieg, war die Haut an ihren Fingern schrumpelig und weißgelaugt. Sie trocknete sich in einem zeltgroßen Badetuch ab, das länger war als sie selber, und zog sich dann die Kleider an, die auf dem Bett für sie bereitlagen. Es war praktische Kleidung, Reisekleidung; braune Stepphosen, eine blaue Wolltunika und leichte pelzgefütterte Stiefel.
    Die Gerichte erschienen ihren an den Süden gewöhnten Augen als seltsam: es gab Fisch, natürlich, aber es gab auch viel mehr Fleisch, als sie es gewohnt war, und Gemüsesorten, wie sie sie nie zuvor gesehen hatte. Vorsichtig probierend nahm sie sich davon. Und sie hatte sich kaum die Hände saubergerieben, als Widra die Tür öffnete. »Der Lord Tarn Ryth möchte dich nun empfangen«, sagte sie. Sorren folgte ihr durch einen Gang in ein kleines Gemach. Den Brief trug sie in der Hand. »Geh nur hinein«, sagte die Hausdame, und Sorren betrat allein den Raum, der Tarn Ryths Arbeitszimmer sein mußte, wie sie rasch erkannte. Überall standen Schränke für Schriftrollen herum, weit mehr als in der Bibliothek des Hok-Hauses. Tarn Ryth stand mitten im Raum und erwartete sie. Er wirkte mächtiger, als sie ihn in Erinnerung hatte; er trug einen gewaltigen Krausbart, und in der goldenen Pracht seiner Kleidung sah er nach etwas Größerem aus als nur nach dem Herrn einer Stadt. Da sie nicht wußte, was sie sonst hätte tun können, ließ Sorren sich vor ihm auf ein Knie nieder und war recht überrascht, als er sie am Ellbogen abfing und wieder emporzog.
    Durch das dichte Bartgestrüpp blitzten seine Zähne. »Wir hier sind noch nicht ganz so zeremoniell und steif wie ihr im Süden«, sagte er. »Du hast ein Schreiben an mich?«
    »Ja, Herr und Lord«, sagte Sorren und reichte ihm den Brief.
    Er nahm ihn ihr aus der Hand und riß mit dem Daumennagel das Siegel auf. »Aha«, sagte er, während seine Augen über die Seite glitten. »Aaaha!« Die Augen wurden schmal. Und am Schluß grinste er. »Weißt du, was in diesem Brief steht?« fragte er und blickte auf.
    »Nein, mein Herr und Lord.«
    »Ich werde darin unterrichtet, daß Isak Med ins Exil geschickt worden ist – das und noch ein paar andere Dinge. Wann bist du von Kendra-im-Delta fortgereist?«
    »Drei Tage nach Isaks Verbannung, Herr und Lord.«
    »Den ganzen Weg zu Fuß?«
    »Ja.«
    Seine Lippen stülpten sich vor, doch er fragte sie nicht, warum. Statt dessen bat er: »Sag mir, wie es Arré Med geht. Hat sie sich sehr bekümmert über die Untat ihres Bruders? Hat sie sich erholt? Geht es ihr gut? Und hat sie irgendwelche Kontakte zu dem L'hel gehabt, seitdem sie mir geschrieben hat?«
    All diese Fragen ausführlich zu beantworten, das machte eine Unterhaltung von mehreren Stunden nötig. Doch schließlich war er befriedigt und sagte: »Ich werde ihr noch heute abend schreiben und den Brief am Morgen absenden. Soll ich sie von dir grüßen?«
    »Das wäre überaus freundlich von dir, Herr und Lord!«
    Seine dunkle tiefe Stimme wurde sanft. »Du liebst sie, nicht wahr?«
    Sorren nickte.
    »Sie bittet mich in ihrem Brief, dir zur Verfügung zu stellen, was immer du brauchst. Sie

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