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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Rücken. Sorren war neugierig, ob die Soldaten sie anhalten würden. Wenn sie es taten, dann wollte sie ihnen Arrés Brief zeigen. Aber sie ritten an ihr vorbei und würdigten sie kaum eines Blickes. Später am gleichen Tag kam sie an einer zweiten Patrouille vorbei. Der Hauptmann, dessen Helm mit einer goldfarbenen Feder verziert war, lauschte einem Karawanenführer des Blauen Clans.
    Als sie in die Nähe von Nuath kam, wurde die Straße breiter. An einer Stelle verlief sie eine Weile unter einem Aquädukt dahin. Eine Wegstunde von den Stadttoren entfernt, bildete sich eine Verkehrsstockung. Worte sickerten nach hinten, daß die Posten die Straße blockiert hätten. Sorren erfuhr aus den Bemerkungen der anderen Reisenden ringsum, daß dies ein nicht seltenes Ereignis sei; einmal, zweimal die Woche pflegten die Soldaten die Reisenden auf der Straße anzuhalten und befragten sie sämtlich, woher sie kämen und wohin sie führen. An den übrigen Tagen schienen sie sich damit zufrieden zu geben, nur den einen oder anderen stichprobenhaft herauszugreifen.
    Als sie bei den Soldaten angelangt war, hatte sie den Brief in der Hand. »Name?« forderte ein fetter schnauzbärtiger Mann. Er erinnerte sie an Borti.
    »Sorren-no-Kité.«
    »Ausgangspunkt der Reise?«
    »Kendra-im-Delta.«
    »Ziel der Reise?«
    »Nuath.«
    »Zu welchem Behufe?« leierte der Soldat.
    Sie hielt ihm den Brief hin. Er blickte an ihr vorbei und sah das Schreiben nicht. »Geschäfte, Vergnügungsreise, Familienangelegenheiten ...«
    »Hier ist der Grund«, sagte Sorren und fuhr ihm mit dem Brief unter der Nase hin und her.
    »Heinh?« Er besah sich den Brief. Seine Augen verengten sich. »Ah!« Er trat zurück und stieß den Posten dahinter an. Sie flüsterten miteinander. Der zweite Posten steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus. Eine Frau mit Federhelm kam langsam an die Holzschranke. Sie hatte helles Haar und das gelbliche Gesicht der Leute von anhardischem Blut. Hinter Sorrens Rücken rief jemand schrill: »He da, wer hält denn da schon wieder auf?!« – »Macht weiter!«
    Die behelmte Frau achtete nicht auf das Geschrei. »Was gibt es?« fragte sie. Die Soldaten zeigten ihr Sorrens Brief. Sie drehte ihn hin und her, schaute auf die Inschrift, dann zu Sorren hin. »Wann bist du in Kendra-im-Delta aufgebrochen?« fragte sie.
    »Vor dreizehn Tagen«, antwortete Sorren.
    Sie nickte. »Pitor!« rief sie. Am Ende der Postenkette drehte sich ein Mann um. »Geleite dieses Mädchen zum Haus des Lord Tarn Ryth!«
    Sie halfen ihr hinter dem Mantel in den Sattel. »Halt dich mit den Armen an meinen Hüften fest«, sagte er. Er war noch jung, und sein Lächeln wirkte fröhlich. Auf der rechten Achsel hatte er ein Rangabzeichen, und an der Hüfte hing ihm eine Axt, aber er hatte weder eine Rüstung noch ein Schwert. Er ritt auf einem kastanienbraunen Wallach, dem das zusätzliche Gewicht wenig ausmachte. »Ich heiße Pitor-no-Ellita«, sagte der junge Mann.
    »Sorren«, antwortete Sorren.
    »Du mußt wer Wichtiges sein, was?« Er schielte sie über die Schulter an. »Ach, vergiß es, ich bin bloß neugierig. Kennst du Nuath schon von früher?«
    »Nein.«
     
    Von außen erinnerte Nuath sie an Kendra-im-Delta. Es war eine Großstadt, nicht bloß eine Siedlung. Dunkle Steinmauern bildeten einen abweisenden Schutzwall um sie. Doch drinnen, auf den Straßen konnte Sorren dann die Unterschiede zwischen beiden Städten erkennen. Kendra-im-Delta roch nach Fisch und nach Salz, Nuath roch nach Eisen und nach Fleisch und nach Pferden. Die Häuser waren aus Stein, nicht aus Holz, und die Fenster hatten dickes opakes Glas und nicht Schirme wie daheim. Alle Soldaten trugen Schwerter, und Sorren sah viele normale Leute, die ganz ungeniert Messer in Scheiden am Gürtel trugen.
    Auch die Bevölkerung sah anders aus. Die Menschen waren größer gewachsen, waren breiter als die im Süden. Viele hatten helle Haut und gelbliches oder rötliches Haar, und Sorren empfand sich – zum erstenmal in ihrem ganzen Leben – als völlig unauffällig.
    Während sie auf die Vorderfront des Herrenhauses zuschritt, fragte sich Sorren flüchtig, ob sie vielleicht einen Schritt in die Vergangenheit getan habe. Es war ein großes Haus, und es war weiß und lag über dem Fluß. »Großartig, wie?« fragte Pitor, als er ihr Gesicht erblickte. Als sich die große Vordertür auftat, hätte sie fast erwartet, dort Tokki, den Majordomus, zu erblicken. Aber im Inneren war

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