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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Asech. »Das werde ich, wenn ich kann, Herr«, sagte sie.
    Er sagte kurz: »Gib dir Mühe, daß du kannst!« Und ehe sie antworten konnte – und was hätte sie sagen können? –, verschwanden die beiden Männer in der Dunkelheit. Marti Hok kam an die Vordertür, sie stützte sich schwer auf ihren Stock beim Gehen. Sorren drückte sich an die Wand, um sie bequem vorbeizulassen. Die Träger halfen ihr in den Tragstuhl und trabten davon, und die Bronzeglöckchen an ihren Fesseln verklangen leise in der Ferne.
    Arré kam an die Tür. Sie sah müde aus. Sie seufzte. »Verschließ jetzt die Tür!« befahl sie leise. »Ich will zu Bett gehen.«
    Gemeinsam stiegen sie hinauf. Sorren schneuzte die Lampe im Schlafgemach und zündete sie dann an. Arré entkleidete sich währenddessen. (Sie ließ sich nicht gern dabei helfen. Als Sorren es versucht hatte, war sie angefaucht worden: »Ich bin noch nicht so klapprig!«) Sorren goß Wasser aus dem Krug auf dem Waschständer in eine Schüssel. Es war mit Rosenblättern parfümiert, die man im Garten gepflückt hatte. Sie brachte Arré die Schüssel und dazu ein Tuch. Arré wusch sich das Gesicht. Dann streifte sie ihre Armbänder ab, und Sorren legte sie in die Schmuckkassette. Die war aus Holz, und das Dreieckszeichen des Hauses Med war darauf eingeschnitzt. Arré hatte ihr einmal erzählt, die Schatulle habe ihrer Mutter gehört. Das Kästchen roch nach Moschus. Die kleinen Fächer waren mit bernsteingelbem Samt ausgeschlagen.
    Arré saß nackt auf dem Bettrand. »Hat Boras dich heute abend belästigt?« fragte sie plötzlich.
    Sorren trat an die Truhe, in der die Steppdecken aufbewahrt wurden. »Ach, kaum.«
    »Ich werde ihm erklären, daß er damit aufhören soll«, sagte Arré. »Je älter er wird, desto weniger Manieren hat er, und er hat noch nie gute gehabt. Was hältst du von dieser letzten Sitzung?«
    Sorren sagte: »Meistens höre ich gar nicht zu. Ich fand Isaks Tanz hervorragend.«
    Arré runzelte die Stirn. »Hat er dich angesprochen, während ihr euch umgezogen habt, oder später, nach dem Tanz?« Sie kratzte sich am Schenkel, wo ein Insektenstich eine Schwellung hinterlassen hatte.
    »Doch. Ja. Er hat mich gebeten, bei einer Verlobungsfeier bei den Ismeninas zu trommeln.«
    Arré hob eine Augenbraue. »Oh? Hat er gesagt, wessen Verlobung?«
    »Nein.«
    »Wann findet sie statt?«
    »In drei Wochen.«
    »Hmm.« Arré gab einen brummigen Laut von sich. Sorren legte die Steppdecke über sie. Arré bedeckte sich die Augen mit einem Arm. »Laß das Licht brennen.«
    Sorren zupfte die Decke an den Kanten glatt. Als sie sich wieder aufrichtete, sah sie Arré, die sich auf beide Ellbogen gestützt hatte und sie beobachtete. »Was stimmt denn nicht?« fragte die ältere Frau.
    Das Wort quoll ihr im Mund auf, fast vermochte sie es nicht auszusprechen. Sie holte tief Luft. »Was ist T-T-Tornor?«
    »Was stotterst du denn so herum? Das ist eine Grenzfeste, eine Wachburg, an der nördlichen Grenze.«
    »Was ist eine Grenzfeste, eine Wachburg?«
    »Ein Schloß, eine Befestigungsanlage.«
    »Gibt es da einen Turm?«
    Arré streckte sich wieder flach aus. »Ich bin niemals dort gewesen, wie sollte ich's also wissen? Laß mich jetzt ruhen, Kind! Ich möchte schlafen.«
    Sorren hob die Schüssel mit dem schmutzigen Waschwasser vom Ständer. »Gute Nacht. Schlafe wohl.«
    Vor Arrés Tür blieb sie stehen und lauschte. Das Geräusch schlurfender Füße und der pfeifende Atem verrieten ihr, daß Elith noch wach war. Die alte Frau stand früh auf und ging spät schlafen, und oft wanderte sie in dem dunklen Haus herum. Leise stieg Sorren ins Erdgeschoß hinab. Aus den Geräuschen schloß sie, daß Elith sich in dem langen Wohnzimmer aufhielt, und sie huschte an der Doppeltür vorbei, ehe die Alte sie sehen konnte. In der Küche war alles still. Sie schüttete das Waschwasser aus dem nächsten Fenster. Es würde dem Kräutergarten zugutekommen.
    In ihrem eigenen Zimmer war der Fensterschirm halb geöffnet. Der Duft aus dem Garten stieg ihr in die Nüstern. Durch den Spalt sah sie den zunehmenden Mond, wie er weiß und strahlend über seinen Fluß von Sternen segelte.
    Tor-nor. Sorren trommelte die Silben sacht gegen die Wand. Tor-nor Keep. Pah-pah-dam. Ihrer Erfahrung nach bedeutete »Norden« die Weingärten. Doch sie wußte, daß der Fluß durch die Weinfelder zog und weiter zur See floß, und da er nicht in dem Weinland entsprang, mußte er ja wohl von anderswo herkommen, und Flüsse,

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