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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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kriechen und dort dann einen ganzen Tag lang bleiben!«
    Paxe lachte. »Dann würdest du mich ganz erschöpfen«, sagte sie und fuhr Sorren mit der Hand über das Gesicht.
    Die Katze folgte ihnen die Treppe hinunter. Dicht an der Tür beugte Paxe sich nieder und zog sich die Sandalen an. Sie trug die Kleidung für den Waffenhof: rauhe blaue Hosen und ein sackartiges weißes Hemd. »War Ricard hier, als du heut nacht hereingekommen bist?« fragte sie.
    »Keine Spur!«
    Am Tor zum Waffenhof küßten sie sich. Sorren sah aus dem Augenwinkel Kaleb, der bereits im Hof stand. Er wartete darauf, daß sie sich verabschiedeten, damit er endlich seinen Bericht machen konnte. Er wartete da schon seit Sonnenaufgang, und Sorren hoffte, die Nacht möge glatt verlaufen sein. Wenn es irgendeine Störung gegeben hatte, würde Paxe wütend auf sich selbst sein, daß sie ihn hatte warten lassen.
    Sie trödelte im Garten herum und genoß die Morgenluft in vollen Zügen. Als sie ins Haus kam, winkte Lalith ihr von der Küche her zu. Das braune Mädchen trug das Haar in ihrer Lieblingsfrisur, in vielen kleinen Zöpfen geflochten. Sie sahen wie Stacheln aus. Sie schielte auf die Stundenkerze. »Sie hat bereits zweimal nach dir gerufen!«
    »Mist!« Sorren beeilte sich. »Warum bist du mich nicht holen gekommen?« rief sie über die Schulter. Lalith lachte, und Sorren, bereits auf der Treppe, grinste gleichfalls. Wenn Lalith in das Schlafzimmer gekommen wäre, um Sorren zu melden, daß Arré sie zu sehen wünsche, hätte Paxe dem Mädchen wahrscheinlich die Lampe an den Kopf geschleudert.
    Arré saß auf ihrem Rosenholzschemel. »Wo bist du gewesen?« forschte sie bissig. Sie hatte sich sämtliche Armbänder übergestreift, und sie klirrten bei jeder Bewegung. »Wenn ich dich brauche, dann will ich dich hierhaben und nicht in der Stadt herumstreunen wissen.«
    »Ich war drüben bei Paxe«, sagte Sorren.
    Arré warf ihr einen streifenden Blick zu. Doch dann wurde ihr Gesicht weicher. »Ach, na ja. Jetzt bist du ja da. Setz dich! Ich hasse es, wenn du so über mir aufragst wie ein Baum.« Sorren ließ sich mit gekreuzten Beinen auf den weichen Wollteppich sinken. »Deine Haare sind ganz zerzaust!«
    Sorren errötete.
    Arré runzelte die Stirn. Sie griff neben sich zu dem kleinen Tisch, auf dem die Lampe stand, ihre Juwelenschatulle und eine kleine braune Steinstatuette, die Sorren für einen Hund hielt und von der Arré behauptet hatte, es sei ein Seehund. Arré streichelte dem Seehund über den Rücken. »Gestern abend hast du mir erzählt, daß Isak dich gebeten hat, bei der Verlobung von einem der Ismeninas zu trommeln.«
    »Ja.«
    »Du gehst heut einkaufen.« Dies war keine Frage. Sorren ging jeden Morgen einkaufen. »Ich will, daß du herausbekommst, welcher von den Ismeninjungen sich vermählt und mit wem.«
    »Das kann ich machen«, sagte Sorren. Es gefiel ihr meist recht gut, wenn Arré sie darum bat, Sachen für sie herauszuschnüffeln.
    »Sei diskret dabei!« sagte Arré scharf. Sie hielt ihr eine Schnur mit Geldmuscheln hin. »Da, nimm!«
    Sorren nahm die Schnur und wandte sich zum Gehen.
    »Versuch mal, ein paar süße Beeren zu finden«, sagte Arré hinter ihr drein. »Der Koch sagt, wir haben sie fast aufgebraucht.«
    Als sie hinunterstieg, überlegte Sorren, warum Arré ausgerechnet sie gebeten hatte, etwas über die Ismenin-Verlobung herauszufinden. Sie hatte doch sicherlich eine Einladung dazu erhalten. Aber vielleicht wollte sie ja auch nur wissen, was man sich auf dem Markt so darüber erzählte.
    Lalith wartete in der Küche auf sie. »Ja?« fragte Sorren.
    Das Mädchen rollte die Augen. »Lamm und Fisch«, sang sie, »Anis, Zimt und Salz, Karotten und Zwiebeln, Gelbäpfel, wenn es welche gibt.«
    Choba-Öl, dachte Sorren, und süße Beeren. »Ich danke dir«, sagte sie. Manche Leute nahmen geschriebene Listen mit auf den Markt. Doch sie konnte nicht lesen oder schreiben, also behielt sie alles im Kopf.
    Sie stieg den Hang hinunter und wiederholte dabei singend ihre Einkaufsliste. Drunten im Tal am Fluß war es kalt. Der Nebel war hereingekommen und verhüllte den Fluß und das Meer; er troff von den Flanken der Pferde und von den Segeltuchdächern der Marktstände. An manchen Tagen war der Dunst so dicht, daß er die ganze Stadt überrollte und sogar den Hügel heraufstieg und die Knochen der alten Elith ächzen ließ, so daß sie nichts tun konnte, als herumzusitzen und zu jammern und die Füße in eine Schüssel mit

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