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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Mädchen bemühte sich, die Schlange in den Korb zurückzulocken. Sorren wanderte nach Süden, aufs Meer zu. Hier war der Bezirk der Jalaras. Gelbe Fahnen, das Abzeichen des Hauses Jalar, wehten von Stangen, gelbgekleidete Wachen trieben sich überall herum. Sie wirkten unruhig, und Sorren fragte sich nach dem Grund dafür. Karren polterte über die hölzerne Uferpromenade. Durch den Dunst schimmerten die gelben Segel der Fischerboote. Ringe von Seetang an den Duckdalben zeigten die Hochwassermarkierung. Jetzt stand das Wasser niedrig, doch war es nicht der Tiefststand. Bei Vollmond schien es, als würde das ganze Meer bei Ebbe vom Land fortgesaugt, und das ganze Delta draußen lag dann, dampfend und stinkend, nackt unter der erbarmungslosen Sonne da.
    Sorren trat auf einen Posten zu. »Ich suche Jeshim-den-Gaukler.«
    »Bei der Gleitbahn«, sagte der Posten.
    »Und wo ist das?«
    »Dort rüber.«
    »Dort rüber«, entpuppte sich als ein Labyrinth von engen Gassen. Endlich kam Sorren um ein Gewirr von einem halben Hundert Hafenspeicher herum und sah das Meer. Droben kreisten Möwen. Vor ihr befand sich eine breite ausgehöhlte Vertiefung im Schlick, und in ihr lang das Gerippe, lagen die Planken eines Schiffes. Männer und Frauen kletterten darin herum. Sie schrien laut und machten einen Höllenlärm mit ihren Hämmern. Gerüche dampften von der Baustelle auf, Teergestank, der Geruch von frischem Holz und erhitztem Metall. Es war erregend, und Sorren holte tief Luft.
    Sie fand Jeshim auf der Gangway. Er strahlte sie an: »Sorren!« Er hatte Asechblut und trug blaue Steine in den Ohrläppchen. »Was für eine Überraschung. Was bringt dich den weiten Weg von der Oberstadt herunter?«
    Sorren grinste. »Ich bin natürlich nur deinetwegen herabgestiegen.«
    Der Gaukler seufzte. »Ach, das wenn ich glauben könnte.« Er ließ die Hand auf ihrem Arm emporgleiten. »Du weißt doch, wie ich dir gegenüber fühle. Aber die Hofmeisterin Paxe ...« – er hustete – »würde mich in kleine Stücke schneiden und an die Muscheln verfüttern, wenn ich dich auch nur anfaßte.«
    »Du hast ganz recht, das würde sie«, sagte Sorren und trat beiseite, so daß seine Hand abglitt.
    Jeshim zuckte die Achseln. »Magst du einen Zug Himmelskraut?« Er bückte sich zu seinem Pack und holte eine Pfeife hervor, deren Kopf so groß war wie Sorrens Faust. Er füllte sie und holte die Feuersteine heraus. Seine Hände waren zerkratzt wie von hundert winzigen Bissen, und Sorren erinnerte sich, daß er ja auch mit Messern warf.
    Zwei Wachtposten auf dem Holzstieg schnupperten genüßlich, als der Duft des Himmelsrauchs zu ihnen hinüberwehte. »Kannst du denn rauchen und dann jonglieren?« fragte Sorren.
    »Aber klar doch«, sagte Jeshim. »Ich bin sogar viel besser, wenn ich geraucht habe, als vorher.« Er zog an der Pfeife. Er gab sie ihr, und sie rauchte einen kleinen Zug. Die berauschende Droge ließ ihre Ohren summen.
    Auf dem Lattenstieg erklangen Schritte. »Wieder beim Rauchen, Gaukler?« sagte eine grobe Stimme. »Mach dich aus meinem Weg!« Ein Mann in einem grauen Umhang war den Stieg herabgekommen und stand nun Jeshim gegenüber.
    Jeshim lachte. »Wieder besoffen, Humpelmann?« Er schnippte einen unsichtbaren Fleck vom Ärmel. »Was machst du, wenn ich keine Lust habe, mich zu bewegen?«
    Der Mann bleckte die Zähne. »Willst wohl vor deiner Freundin angeben, wie? Beweg dich, oder ich mach dir Beine!«
    »Nicht vor den Wachen, mein Bester«, sagte Jeshim. Doch er trat beiseite, aber nur so weit, daß der Mann an ihm vorbei an die Spitze des Holzstiegs gehen konnte. Als der Mann sich bewegte, schoß sein Fuß vor, und der Mann stolperte, fluchte und fing sich wieder.
    »Bedaure«, sagte Jeshim. »Ein Mißgeschick!« Der Mann in Grau schwankte weiter, und der Gaukler lachte.
    »Wer war das?« fragte Sorren.
    »Das war der Hinkefuß.«
    Der Graue hielt knapp vor dem Ende des Stegs an und setzte sich.
    »Was macht er?«
    »Er trinkt. Und er sitzt herum. Er kommt jeden Tag her. Er schaut denen gern beim Schiffsbau zu.« Jeshim zog wieder an seiner Pfeife. »Ach, vergiß ihn! Ich hab' dich 'ne ganze Weile nicht gesehen, Sorren. Was hast du die ganze Zeit getrieben?«
    Sorren wählte ihre Worte mit Bedacht. Wenn sie aus Jeshim Informationen herauskitzeln wollte, dann, das wußte sie, würde sie ihn sich zuerst zum Schuldner machen müssen.
    »Ach, immer das gleiche«, sagte sie. »Ab und zu habe ich getrommelt. Gestern abend habe ich für

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