Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
Vom Netzwerk:
die Planke des Stegs. Jeshim grapschte nach ihm, aber der Ball rollte über die Kante und klatschte in den Schlamm.
    »Verdammt! Jetzt muß ich da runter in den Dreck und ihn holen!« Er starrte sie ärgerlich an. »Komm mit! Schließlich bist du daran schuld, daß er runtergefallen ist!«
    »Oh, nein, das war ganz allein dein Fehler«, sagte Sorren. »Du sollst mich einfach nicht begrapschen. Ich hab' dir gesagt, du sollst es sein lassen!«
    Er seufzte. »Sorren, du bist unfreundlich.«
    Sie lächelte und griff in seinen Sack, wühlte darin herum und zog die Münze hervor, die sie ihm gegeben hatte. »Bin ich das?«
    Er riß sie ihr aus der Hand. »Nein, nein, du bist ein äußerst großmütiges und liebevolles Mädchen. Komm bald wieder und rede mit mir!«
    »Das werde ich«, sagte sie. »Und, Jeshim, es tut mir leid wegen dem Ball.«
    »Ach, das macht nichts.« Er blies ihr einen Kuß zu, und sie tat, als finge sie ihn in der Luft auf und steckte ihn in den Ausschnitt. Und ehe er herankommen und ihr wieder die Arme um den Leib legen konnte, winkte sie ihm zu und eilte auf dem Holzstieg davon zu den Speichern zurück. Je weiter sie sich vom Fluß entfernte, desto heißer wurde es. Und als sie die Straßen wieder erreicht hatte, klebte ihr das Hemd am Leib. Sie roch Wein und zögerte einen Augenblick lang unschlüssig. Sie spielte mit den Bontas an ihrem Geldreif und sagte sich, daß Arré sie noch eine ganze Weile lang nicht vermissen würde. Zu ihrer Rechten lag eine Hafenkneipe, und auf dem schaukelnden Wirtshausschild war ein silberner Fisch aufgemalt. Aber sie mochte Wein eigentlich gar nicht so recht. Sie würde bei einem der öffentlichen Brunnen haltmachen und Wasser trinken, ehe sie den Hügel hinaufstieg. Sie kehrte der Taverne den Rücken zu und ging weiter. Es war ihr bewußt, daß es nicht Durst war, was sie zur Tür der Kneipe gezogen hatte, sondern der Gedanke, Kadra-der-Ghya könne vielleicht dort sein.

 5. Kapitel
     
    Sorren brauchte länger für den Heimweg bis zum Hause der Med, als sie gerechnet hatte.
    An der Grenze zwischen dem Med- und dem Minto-Bezirk stieß sie auf eine Menschenansammlung. Zunächst dachte sie, es handle sich um einen Unfall, so wie die Leute sich da drängten. »Tretet zurück!« leierten die Wachtposten.
    »Ist jemand verletzt?« fragte sie eine Frau an ihrer Seite.
    Die Frau richtete ihre riesigen braunen Augen auf Sorren. »Nein, nein«, sagte sie ein wenig atemlos, denn sie war von allen vier Seiten bedrängt. »Es ist eine Heilung.«
    Die Posten waren bemüht, den Weg freizuhalten, doch dieses Bemühen und das ständige Zurückdrängen der Menge gab ihnen alle Hände voll zu tun. Über die Köpfe der um sie herumstehenden Leute hinweg konnte Sorren gerade noch das Zelt des Heilers erkennen. Ringsum standen die Reihen der Kranken, winkend und schreiend mit fiebernden Stimmen, um die Aufmerksamkeit der Heilgehilfen zu erregen, die außen um die Menge herumstolzierten. Zu einer Heilung waren immer zwei Hexer nötig; soviel wußte Sorren: einer, der Wahrheitsfinder, zur Befragung des Patienten, und der eigentliche Heiler, der die Verwandlung vollzog. Manchen konnten sie nicht helfen: solchen, die bereits auf dem Weg der Besserung waren, beispielsweise, und die nur auf das Prestige und den Nervenkitzel aus waren, bei einem Heiler gewesen zu sein. Elith war einmal zu dem Zelt eines Heilers gegangen, um sich über ihre Kurzatmigkeit zu beklagen. Und der Heiler hatte ihr gesagt, sie solle nicht so gefräßig sein, und hatte sie heimgeschickt.
    Endlich gelang es ihr, sich durch das Gedränge zu einer freieren Stelle durchzuwinden. Dann griff sie mit weitem Schritt aus und ging eilig nach Hause. Borti stand im Schatten des Kavafruchtbaumes und schwatzte mit dem Posten am Tor. »Was ist denn mit dir passiert?« fragte er und musterte sie von oben bis unten.
    Sorren glättete ihre Kleider. »Ich bin in eine Heilung geraten.«
    Arré befand sich im Garten. Sie liebte Blumen. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie man sie pflanzte und pflegte, doch wenn sie durch ihren Garten wanderte, griff sie immer gern nach ihnen und berührte die Blüten mit einer seltsamen liebenswerten Zartheit. »Hast du Süßbeeren bekommen?« fragte sie, als Sorren herantrat.
    Sorren seufzte. Sie hatte es vorgehabt. »Ich hab's leider vergessen.« Sie nahm den Geldreif vom Arm. »Aber ich habe herausgefunden, was du wissen wolltest.«
    »Also rede.«
    »Col Ismenin wird mit Nathis Ryth aus dem Blauen Clan

Weitere Kostenlose Bücher