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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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und blieben in einer Kerbe zwischen den Brettern stecken. »Sieben! Blecht mal!« Sie schnippte mit den Fingern in Richtung der übrigen Spieler. An einem der nackten Arme verlief eine Narbe, und ihre braunen Augen waren schlau und so hart wie Glas. Die anderen Spieler murrten, und einer warf drei Fingerlinge auf den Tisch und ging davon. Ein anderer Mann nahm sofort seinen Platz ein.
    »Hat einer was vom alten Scivith gehört?« fragte einer.
    »Was is mit dem?« fragte die Frau mit der Narbe und schüttelte die Würfel.
    »Er ist mit einer Schickse aus Shanan abgehauen. Hat sämtliche Knochen im Haus mitgehen lassen. Beria ist so wild wie 'ne Hornisse.«
    »Ach, sie fährt ohne ihn viel besser. Komm, mein Baby, komm mein Süßer ...« Wieder rollten die Würfel. »Vier.« Sie gab weiter. »Du bist dran, Toby.«
    Toby verlor. Die Würfel kreisten um den Tisch. Wieder ging einer aus dem Spiel, und Paxe nahm seinen Platz ein. Die dicke Frau lächelte ihr herzlich zu. »Eine Neue. Willkommen bei uns am Tisch, mein Herzblatt. Du kennst die Spielregeln? Gleiche Augen verlieren. Ungerade gewinnt, sieben, neun und elf verdoppeln den Einsatz. Der Einsatz ist drei Fingerlinge.«
    »Ich danke dir«, sagte Paxe und drehte die Silben schwerfällig wie eine Hinterwäldlerin. Sie griff in die Tasche, zog ihre Geldschnur hervor und legte drei kleine Bontas auf den Tisch.
    Die übrigen Spieler warfen einander heimliche Blicke zu, lächelten hämisch. »Wo biste denn her?« fragte die fette Frau.
    »Aussem Tal«, sagte Paxe unbestimmt.
    Die Frau zu Paxes rechter Seite hieb auf den Tisch. »Hör auf zu jammern und spiel endlich!«
    Die Würfel kreisten. Paxe gewann eine Kleinigkeit, die fette Frau ebenfalls. Keiner sonst gewann. »Ich heiße Annali«, sagte die Fette.
    »Donita-no-Elli.« Elli war ein weitverbreiteter Name.
    »Biste schon lang hier inner Stadt?«
    »Heut angekommen!« Paxe sah zu, wie die Würfel fielen. Sie sahen echt aus. Doch Annali sah nicht echt aus. Paxe erkannte mit geübtem Auge die Manieren des Falschspielers, ohne diese spezielle Betrügerin jemals gesehen zu haben. Sie fragte sich, ob Annali allein oder mit einem Partner arbeite, und wie lange sie an diesem Bezirk bereits die Kunden gemolken hatte. »Hab's fast nicht mehr geschafft, bevor sie zumachen. Es hat 'ne Stunde gedauert, bis man durchs Tor konnte. Und meinen Wagen haben sie bis zu den Achsen gefilzt. Was die bloß suchen?«
    Vier, fünf Stimmen gleichzeitig sagten es ihr. »Waffen – Schwerter.«
    »In meinem Wagen?« Paxe blickte entsetzt drein.
    »In allen Wagen«, sagte Toby und ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen. Die Bedienung brachte Paxe ihren Humpen.
    »Eine Tischrunde«, befahl der Mann, der hinter Paxe stand. Es gelang ihr, unbemerkt einen Blick auf ihn zu werfen. Der Mann war klein und mager und hatte ausgebeulte graue Kleidung an. Er sah nicht aus wie einer, der sein Geld bei einem Würfelspiel hinauswerfen kann, aber er klebte mit gierigen Augen auf dem Tisch, seine Finger hämmerten auf seine Hüften, die Daumen steckten wie zufällig unter dem mächtigen Ledergurt.
    Das war also der Partner. Paxe fragte sich, wieviel Geld sie würde verlieren müssen, um die Information zu bekommen, auf die sie aus war. Der Schwindel konnte nicht länger als seit ein paar Wochen durchgeführt worden sein, ein, zwei Wochen, schätzte sie, oder die Wachen wären darüber gestolpert. Das Spiel blieb so lange ehrlich, bis ein Fremder dazukam, dann vertauschte Annali die Würfel. Wenn der Fremde nüchtern blieb, verlor er nur beim Spielen. Wenn er betrunken wurde, verlor er manchmal und gewann manchmal und wurde dann auf dem Heimweg ausgeraubt.
    Paxe fragte sich, ob die anderen Spieler vor sich selbst nur so taten, als wüßten sie nichts von Annalis Praktiken und was sie war. Ein paar von den Mitspielenden mochten sogar ehrliche Leute sein, oder aber nur dumm. Annali würfelte und verlor. Die Hände der fetten Frau waren in ständiger Bewegung. Sie gestikulierte, klatschte in die Hände, rieb die Handflächen aneinander.
    Einer der Spieler starrte Paxe bedeutungsvoll an. »Biste sicher, du weißt, wie man das spielt?« fragte er. »Ich hab' schon Bauern getroffen, die haben ihr ganzes Geld beim Würfeln verloren.«
    Annali blickte ihn finster an. »Chano, wie ungehobelt. Du kannst doch sehen, daß Donita weiß, wie man spielt. Außerdem, wir hier spielen nicht so. Das hier ist eine freundschaftliche Spielrunde.« Bei ihrem Lächeln zeigte sie dem

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