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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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niederließ. »Was ist das über Schwerter?«
    »Arré hat mir befohlen, ihm zu sagen, daß ich dich im Hof mit einem Schwert gesehen habe.«
    Paxe runzelte die Stirn. »Was hat er dazu gesagt?«
    Sorren antwortete: »Er hat mich gefragt, ob es ein langes Schwert gewesen ist oder ein kurzes. Ich hab' gesagt, ich weiß es nicht, und dann hat er gesagt, daß lange Schwerter gegen das Gesetz sind, daß aber der Rat die kurzen Schwerter niemals unter Bann gestellt hat. Hat er die Wahrheit gesagt?«
    Paxe blickte finster drein. Sorren fragte sich, ob sie vielleicht besser von Isak geschwiegen hätte. Dann sagte Paxe: »Er hat die Wahrheit gesagt.«
    Sorren schüttelte den Kopf, um ihren Zopf zu prüfen. Er flog wie ein Pferdeschweif. Und während sie in Paxes düsteres Gesicht spähte, kam ihr plötzlich ein Gedanke, ein Verdacht: »Paxe, hast du ein Schwert?«
    »Ja«, sagte Paxe. »Es gehört nicht mir, ich habe es von einem meiner Männer.« Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich. Sorren wollte vor Freude fast laut schreien: Wenn die Schwerter wieder Einzug hielten in der Stadt, dann würde vielleicht auch der Rote Clan wiederkehren ...
    »Darf ich's mal anschauen?« fragte sie.
    Paxe blickte auf. »Warum möchtest du es sehen?«
    Sorren erinnerte sich an die Gesichter der Geschichtenerzähler an den Lagerfeuern der Weinleser, und wie ihre Augen geglüht hatten, wenn sie von den Chearis sprachen. »Ich ... ich hab' noch nie ein Schwert gesehen.«
    »Genau wie die meisten Leute hier in der Stadt«, sagte Paxe. »Hast du noch nie ein Messer gesehen? Ich rede nicht von Küchenmessern, ich meine, eine richtige Waffe.«
    Sorren dachte an Jeshims Messer und dann an Kadra. Die Röte stieg ihr ins Gesicht. Was würde Paxe sagen, wenn sie etwas von Kadra erführe? »Ja.«
    »Nun, ein Schwert sieht so aus, nur länger.«
    Es war deutlich, Paxe wollte ihr die Waffe nicht zeigen. Sorren bemühte sich, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Ist es solch ein Schwert wie sie die Schmuggler hereinbringen?« fragte sie.
    Scharf fragte Paxe: »Wieso weißt du davon?«
    »Ist das ein Geheimnis? Auf dem Markt reden alle darüber.«
    Paxe griff nach ihrem Hemd. »Ja, es ist eins von denen«, sagte sie.
    Sorren überlegte sich, was Arré sagen würde, wenn sie ihr von Isak berichtete. Morgen würde Arré zum Tanjo gehen ... »Du, glaubst du, die Hexen werden den Bann aufheben?« fragte sie.
    Paxes Gesicht tauchte im Halsausschnitt des Hemdes auf. »Auf den Gedanken wäre ich nie gekommen«, sagte sie. Sie tastete hinter sich und suchte auf der Matte ihre Hosen. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Sorren überlegte, ob sie Paxe etwas von ihrer Begegnung mit der lehi sagen könne. Doch die Erinnerung an die Hexe bewirkte, daß sich ihr Magen verkrampfte. »Wenn die Hexer den Bann aufheben«, sagte sie versonnen, »kommt vielleicht der Rote Clan in die Stadt zurück. Das würde mich freuen.«
    Paxes Hände ballten sich in ihrem Schoß. Gefühle zuckten flammengleich über ihr Gesicht. »Würdest du das?« fragte sie. »Warum?«
    »Ach, es wäre so aufregend!« sagte Sorren. »Die Waffenhöfe würden für alle offenstehen, so wie früher, und die Chearis würden tanzen ... So, wie's jetzt ist, passiert nie was in der Stadt. Glaubst du nicht auch, daß es aufregend wäre, wenn wir die Chearis wiederhätten, und sie tanzen und lehren würden?«
    Paxe sagte: »Ich habe mal einen Cheari gekannt. Früher.«
    »Was?« Sorren mußte blinzeln. »Davon hast du nie was gesagt!«
    »Er ist jetzt schon tot«, sagte Paxe. »Ich habe ihn selber ins Grab gelegt. Er sah da so schmal aus, so klein ... Ich habe ihn in meine eigene Decke gewickelt. Mehr hatte ich nicht, um es ihm zu geben. Er war so alt und so ausgebrannt vom Fieber – als ich ihn ins Grab hob, war es, wie wenn ich ein Kind hineinlegte.«
    Sorren schluckte. »Du hast mir nie etwas davon gesagt«, sagte sie. Der aufquellende Gram in Paxes Gesicht erschütterte sie.
    »Nein.«
    »Wie war sein Name?«
    »Tyré.«
     
    Bei einbrechender Dämmerung wurde das Tor zum Waffenhof geschlossen. Als sie daran vorbeikam, spähte Paxe zwischen den Stäben durch, und der leere Platz ließ sie grundlos zusammenschauern. Sie zog den Mantel fester um sich. Es war diese seltsame Zwischenzeit des Tages, kurz vor der Nacht: Licht hing noch im westlichen Himmel, doch im Osten zitterten bereits die Sterne. Der Mond war noch nicht aufgegangen; er würde in dieser Nacht erst nach Mitternacht heraufsteigen. In den großen Straßen

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