Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden
ganz Unwichtiges gesagt. »Der L'hel ist dein Feind, Arré Med.« In den Tiefen dieser bemerkenswerten Augen blitzte etwas ... Die Wahrheit? fragte sich Arré. »Gehab dich wohl!« Senta drehte sich um, nickte den Soldaten zu und schritt mit langen, graziösen Schritten zum Kuppelbau des Tanjo zurück.
11. Kapitel
Arrés Magen knirschte. Haßt er mich? dachte sie. Die Warnung hatte sie verunsichert. Was hatte sie denn getan, daß sie sich die Feindschaft des L'hel zugezogen hatte? Und warum sollte sie Senta-no-Jorith Glauben schenken, ihr vertrauen, da sie doch nichts weiter zu sein schien als das Sprachrohr des L'hel? Sie blinzelte zu der Kuppel hinüber, doch die Wahrheitsfinderin war bereits verschwunden.
Eine Männerstimme sagte über ihrem Kopf: »Herrin?«
Sie blickte auf. Der Wachhauptmann ragte vor ihr empor. Sie fauchte: »Was willst du denn?«
Er trat einen Schritt zurück. »Wir sind bereit, dich nach Hause zu geleiten«, sagte er.
»Ich danke dir.« Arré überlegte, ob sie nicht lieber zu Fuß gehen solle. Doch das würde zu lange dauern, und Paxe würde mit Recht wütend sein, wenn sie es täte. »Laß mir eine Sänfte holen!« Er verbeugte sich und pfiff dann zwischen den Zähnen.
»Vergewissere dich, daß sie auch sauber ist«, sagte sie schroff, und er verbeugte sich erneut. Eine Sänfte schwankte heran und hielt mit wehenden blauen Wimpeln draußen vor dem Tor. Arré kletterte hinein und übersah dabei absichtlich den ausgestreckten Arm des Offiziers. Sie überlegte sich, was ihre Mutter an ihrer Stelle zu dem L'hel gesagt haben würde. Es half ihr, an ihre Mutter zu denken. Shana Med hatte nie vor irgend etwas Furcht gehabt, nicht einmal vor der häßlichen Pest, die sie dann umgebracht hatte.
Die Sänfte hielt abrupt, und sie wurde gegen die Vorderwand geschleudert. Dann wurde der Tragstuhl abgesetzt. Der Hauptmann trat heran, um Arré herauszuhelfen. Wieder reichte er ihr den Arm, und wieder übersah ihn Arré. »Danke, Hauptmann«, sagte sie. »Bitte bestelle der Hofmeisterin, daß ich sie zu sprechen wünsche.« Sie trat ins Haus. Elith war in der Halle und führte wie üblich ihre brabbelnden Selbstgespräche. Sie wird senil, dachte Arré ungeduldig. Ich sollte sie auf die Weinfelder senden, dort könnte sie in der Sonne hocken und mit sich selber schwatzen und in Frieden sterben.
»Bring mir was zu essen«, befahl sie der alten Frau scharf. Elith blinzelte. »Geh und sag dem Koch, ich möchte Beeren und Sahne haben!« Sie trat in ihr Arbeitszimmer. Sie Sonne schimmerte auf dem silbrigen Zedernholzboden, auf den leuchtenden Wandteppichen, auf dem Glas des Aktenschrankes. Arré ließ sich in ihren Sessel fallen und schleuderte die Schuhe von den Füßen. Sie lehnte sich wollüstig in die Kissen zurück und dachte: Ich bin eine Spinne, und das hier ist mein Netz.
Es war kindisch, doch das schamlose Bild bewirkte, daß sie sich besser fühlte.
Ihr Magen siedete vor Hunger, und sie betätschelte ihn. »Geduld!« sagte sie.
»Geduld ist eine löbliche Tugend«, sagte Paxe von der Tür her.
Arré grinste sie an. »Wer sagt das?«
»Eine Frau, der ich gestern nacht begegnet bin.« Der breite Mund ihrer Hofmeisterin hob sich in den Winkeln nach oben. »Sie war eine Trickdiebin. Firth hat gesagt, du willst mich sprechen?«
»So ist es. Setz dich!« Arré wies auf den Schemel, und Paxe setzte sich. »Wie lang ist es her, daß du die Schwerter bestellt hast? Die sejis?«
»Eine Woche«, antwortete Paxe.
»Und wann werden wir sie bekommen?«
»Perrit hat gesagt, er braucht drei Wochen. Er liefert zwar oft früher, aber ich weiß nicht, ob es diesmal klappen wird. Sagen wir, in zwölf Tagen.«
»Ich will sie gleich haben!« sagte Arré. »Biete ihm den doppelten Preis an, wenn er sie gleich fertigmacht. Ich will, daß auf dem Med-Hof Unterricht in der Kunst des Kurzschwertfechtens erteilt wird, und ich will, daß unsere Soldaten bis zum Fest im Gebrauch dieser Waffen wohlgeübt sind.«
Paxes Brauen zogen sich zusammen. »Wohlgeübt?« wiederholte sie. »Das ist nicht zu schaffen. Es sind nicht einmal vier Wochen bis zum Fest!«
»Ich weiß sehr gut, wann das Fest ist! Aber ich will, daß möglichst viele meiner Wachen das Schwertspiel beherrschen bis dahin. Bilde sie soweit aus, daß sie Schwerter tragen können und damit überzeugend wirken und sich dabei nicht die hohlen Köpfe abschlagen. Kannst du das wenigstens?«
Die Tür ging auf, und Lalith kam mit einer blauen
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