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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Auch ihre Artgenossin wurde von einem Pfeil erwischt und trudelte in die Tiefe. Die Elfe schoss nun Pfeil um Pfeil auf die dunklen Aasfresser um sie herum ab und sorgte dafür, dass sich Kriwa immer weiter der Turmplattform nähern konnte. Mehrfach musste die Möwe gefährliche Haken in der Luft schlagen und Kai kämpfte verzweifelt gegen Wind und Fliehkräfte. Fi hingegen ließ sich nicht beirren. Beständig schnurrte die Sehne ihres Bogens. Sie räumte unter Finsterkrähes Dienern mit einer Präzision auf, dass Kai schwindlig wurde. Keiner ihrer Schüsse ging daneben. Jeder von ihnen bohrte sich in Kopf, Hals oder Brust eines der Vögel.
    Doch auch die Möwen hatten einen hohen Blutzoll zu entrichten. Entsetzt und traurig wurde Kai Zeuge dutzendfachen Sterbens. Überall um sie herum taumelten, stürzten und flatterten kreischende Vogelleiber in die Tiefe. Der Fluss unter ihnen war längst übersät mit hellen und dunklen Körpern. Inzwischen war kaum noch eine Möwe auszumachen, deren Gefieder nicht blutverschmiert war.
    Fi holte eine weitere Krähe aus der Luft, als Kriwa endlich die Brüstung des schlanken Leuchtturms überflog. Das Geländer bestand aus kunstvollen, rot-weißen Marmorelementen, die nach dem Vorbild von Rosenblättern gestaltet waren. Von außen wirkte die Turmspitze wie ein Blütenkelch. Direkt hinter der Brüstung aber verlief ein breiter, frei laufender Rundgang, der sie von der eigentlichen, knospenförmigen Turmkappe mit dem gleißenden Leuchtfeuer in ihrem Innern trennte. Auch dieser Teil des Bauwerks war aus Marmor, nur dass die Außenwände ganz aus Glas gefertigt waren. Die Konstruktion war atemberaubend schön. Ganz sicher hatten hier feeische und menschliche Baumeister Hand in Hand gearbeitet. Leider brachte das helle Gleißen, das aus dem Innern der Turmspitze strahlte, Kais Augen zum Tränen. Hastig wandte er seinen Blick ab. Er hatte genug gesehen. Inmitten all des Lichts zeichnete sich schemenhaft eine gewaltige Kugel ab, in der es hundertfach flackerte und brannte.
    Nach einem waghalsigen Landemanöver setzte Kriwa sie auf dem Rundgang ab. »Viel Glück«, krächzte die Möwe. »Lasst unser Opfer nicht umsonst gewesen sein.« Kai und Fi sahen mit an, wie sich Kriwa wieder erhob und sich unter das Kampfgetümmel am Himmel mischte.
    »Was meinst du? Sollen wir uns wieder groß machen?«, rief Kai und starrte beklommen zu Fis Köcher. Dort ragten nur noch zwei befiederte Schäfte heraus. Den Rest ihrer Pfeile hatte sie während des Luftkampfs verschossen.
    »Warte damit«, meinte die Elfe und schaute zu der gleißenden Turmspitze auf. »Unsere Däumlingsgröße mag uns noch eine Weile von Nutzen sein. Dann finden uns die Krähen nicht so leicht. Siehst du die vielen Scherben da hinten auf der anderen Seite des Rundgangs?« Sie deutete zu der seewärts gelegenen Seite des Turms. »Die Fensterfront auf der Rückseite des Leuchthauses wurde durchbrochen. Ich vermute, damit Finsterkrähe und Eisenhand die große Kugel aus Feenkristall in den Turm hineinschaffen konnten.«
    »Du meinst von außen?«, rief Kai zweifelnd. »Warum haben sie dann die vier Schlüssel geraubt ? Wenn es stimmt, was du sagst, hätten sie doch bloß die Funkenschmetterlinge bekämpfen müssen, um dann von hier oben in den Turm einzudringen!« »Nein.« Fi schüttelte den Kopf. »Der Leuchtturm galt als unberührbar. Nicht einmal stärkster Hagelschlag hätte den Fenstern etwas anhaben können. Mit dem Erlöschen des Feenlichts scheint vielmehr auch Berchtis' Schutzsegen von dem Bauwerk abgefallen zu sein.«
    Das klang in Kais Ohren überaus Besorgnis erregend. »Gut, dann lass uns schnell machen. Vielleicht gelingt es uns, über die Fensterfront in den Turm einzusteigen.« Während jenseits der Brüstung noch immer die schrillen Kampfschreie der Vögel erklangen, liefen er und Fi den marmornen Rundgang entlang. Angesichts ihrer Däumlingsgestalt war das ein weiter Weg. Ein starker Seewind blies ihnen entgegen und ständig mussten sie den Überresten großer Funkenschmetterlinge ausweichen. Die samtroten Flügel der Falter waren zerfetzt, die rubinfarbenen Fassettenaugen getrübt und ihre Fühler oftmals abgeknickt. Normalerweise hätte Kai die vielen toten Schmetterlinge nur mit einem hastigen Blick gestreift, doch bei seiner jetzigen Größe war das Ausmaß der Verstümmelungen und Bissverletzungen nicht zu übersehen. Die Körper der Insekten waren immerhin fast so groß wie die ihren. Kai wurde schlecht und

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