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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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der Ansiedlung im Wasser, darunter schlanke Flussschiffe und Fischerboote, von denen aber keines die Größe einer der stattlichen Koggen erreichte.
    »Das Schmugglerviertel«, erklärte Eulertin ruhig, der dem Blick des Jungen gefolgt war. »Aber von diesem Namen sollte man sich nicht beirren lassen. Dort drüben leben einige äußerst mutige Männer und Frauen. Hammaburg sollte stolz auf sie sein, statt sie nur verschämt zu dulden.«
    »Was meint Ihr damit?«, wollte Kai wissen. Sie hatten die Backstube inzwischen fast erreicht.
    »Ich meine damit, dass diese Schmuggler überaus tapfer sind. Einige von ihnen bereisen noch heute das Nordmeer und halten Kontakt zu der geknechteten Bevölkerung Albions. Alles, was wir über die Zustände in Morgoyas Schattenreich wissen, erfahren wir von ihnen. Fi lebt übrigens ebenfalls dort drüben«, ergänzte der Däumling.
    »Ah, Magister Eulertin, da seid Ihr ja!« Aus der Backstube kam schnaufend ein dicker Mann mit weißer Schürze geeilt, der Kai entfernt an Boswin erinnerte. Der Bäcker verbeugte sich ehrerbietig vor dem Däumlingszauberer. Für Kai hatte er nur einen kurzen Blick übrig. »Dieses verdammte Mistvieh hat heute Morgen eine ganze Kiste Schiffszwieback vertilgt. Ich werde noch wahnsinnig.«
    »Nun, dann nehmen wir uns mal dieses Schlingers an«, antwortete der Däumlingsmagier und stieg hoch erhobenen Hauptes auf die ausgestreckte Hand des Bäckermeisters. »Kai, warte bitte hier. Die Sache kann gegebenenfalls etwas ungemütlich werden, und ich will nicht, dass du dich vor unserem Besuch im Rathaus schmutzig machst.«
    Kai rollte enttäuscht mit den Augen.
    »Kommt, ich bringe Euch zu den Öfen«, flüsterte der dicke Bäcker Eulertin zu und schaute sich argwöhnisch um. »Bis jetzt habe ich die Anwesenheit dieses Schmarotzers geheim halten können. Ich wage mir nicht auszumalen, was geschieht, wenn meine Kundschaft von den Vorfällen erfährt.«
    Kai sah mit an, wie die beiden in der Backstube verschwanden. Schiffszwieback also. Offenbar schien jeder in diesem Viertel von der Schifffahrt zu leben.
    Neugierig schlenderte er zu dem Laden nebenan, vor dessen schiefem Treppenzugang der große Anker lag. In der Auslage waren Buddelschiffe, Seekarten und große Kompasse zu bewundern. Schwach waren hinter den trüben Butzenscheiben Regale zu erkennen, in denen weitere maritime Gerätschaften lagen - darunter obskure optische Instrumente, Lampen und eine dickwandige Flasche, in der heftig der Widerschein eines kleinen Feuers flackerte. Was war das ? Die Flasche übte eine schier magische Anziehungskraft auf Kai aus.
    Der Junge schaute sich um. Ob Magister Eulertin etwas dagegen hatte, wenn er nur mal kurz einen Blick in den Laden warf? Er würde auch bestimmt nicht lange bleiben. Kurz entschlossen betrat er die Kellerstiege. Eine kleine Schiffsglocke schlug an, als er die Tür aufzog.
    Es war, als habe Kai eine andere Welt betreten. Am Boden stapelten sich Taurollen, an den Wänden standen lange Reihen gebrauchter Ruder und von der Decke baumelten rostige Schiffslaternen unterschiedlicher Größe und Gestalt. Sogar eine vom Seewasser zerfressene Galionsfigur befand sich zwischen all dem Plunder. Sie stellte eine dickbrüstige Frau mit wehenden Haaren dar, deren Augen voller Angst geweitet schienen.
    Kai schluckte. Irgendwie stank es im ganzen Raum nach Fäulnis und verrotteten Planken. Auf der Suche nach der seltsamen Flasche streifte sein Blick über lange Regalreihen, auf denen schmutzige Stiefel, abgegriffene Seerohre, Winkelmaße und unzählige andere Gerätschaften lagen.
    »Einen Augenblick«, krächzte im Hintergrund eine schnarrende Stimme. »Ich komme gleich.«
    Weiter hinten war eine verschattete Ladentheke auszumachen, vor der zwei muskulöse Männer standen, die sorgsam ein grünes Fischernetz prüften. Kai beachtete die beiden nicht weiter, sondern ging zielstrebig auf die große Flasche zu, in der es wild flackerte. Verblüfft starrte er sie an. In ihrem Innern befand sich ein Flammenmännlein, das ungestüm in rotblauem Feuer flackerte. Es ähnelte den Irrlichtern, mit denen Kai vertraut war, schien aber keines zu sein. Was war das nur für ein Wesen ? »Zu teuer!«, war im Hintergrund eine schneidende Stimme zu hören. »Fünfzehn Goldmünzen, das ist unser letztes Angebot.«
    »Fünfzehn Goldmünzen?«, krächzte die Stimme, die offensichtlich dem Ladenbesitzer gehörte, empört. »Ich bin nicht bereit zu schachern. Das Netz besteht immerhin aus

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