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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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spektakuläre Namen wie Theophrastus Bombador oder Magna Illuminata. Und in den Auslagen der Zaubergeschäfte waren seltsame Gegenstände ausgestellt: bunte Flaschen, in denen Dampf wölkte, Lampen, die in einem grünen Licht leuchteten, Masken, in deren Augen das Sternenlicht funkelte, Bücher, die mit aufwändigen Schlössern gesichert waren, und Pergamente, auf denen Augen und Hände mit eigentümlichen Linien und Mustern abgebildet waren. Neugierig blieb Kai vor einem Laden stehen, über dem ein Schild mit der Aufschrift Zacharias' Zauberelixiere angebracht war. Sein Besitzer bot Tinkturen feil, die verheißungsvoll beschriftet waren: Elixier der immerwährenden Jugend, Trank der Weisheit oder Tonikum der ätherischen Essenz.
    »Pah, lass uns weitergehen«, meinte Eulertin verächtlich. »Zacharias, der alte Scharlatan, versteht es noch nicht einmal, ein zweitklassiges Haarwuchsmittel zu brauen.«
    Kai zog mit leuchtenden Augen weiter. Die meisten Dinge, die in der Windmachergasse angeboten wurden, waren sündhaft teuer. Es wunderte ihn daher nicht, dass sie hier ausschließlich gut betuchten Bürgern begegneten. Eulertin grüßte zwei Kapitäne in schmucken Uniformen, eine fein gekleidete Dame in Begleitung einer jungen Zofe und einen Brillenträger mit einem Doktorhut, der vermutlich aus der Gelehrtenstadt Halla angereist war. Die Windmachergasse machte einen scharfen Knick und stieß auf eine breite Straße, in der Fischhändler, Wasserträger, Dienstmädchen, Knechte und manch anderes Stadtvolk ihrem Tagwerk nachgingen. Hier roch es nach Schmutz und Pferdeäpfeln. Hin und wieder rumpelten Fuhrwerke an ihnen vorbei, die Säcke mit Gerste und Fässer mit Stockfisch geladen hatten.
    Kai konnte nur staunen. Er hatte natürlich gewusst, dass Hammaburg groß war, aber dass so viele Menschen an einem Platz leben konnten, überstieg seine Vorstellungskraft.
    Kai folgte dem Straßenverlauf gen Norden und konnte jenseits der spitzgiebeligen Häuser und Gebäude den hohen Wall ausmachen, der die Stadt umschloss. Hammaburg verfügte über keine Stadtmauer, sondern war von einer schweren Palisadenbefestigung umringt, die in unregelmäßigen Abständen mit steinernen Wachtürmen gesichert war. Auf den Zinnen standen Gardisten und beobachteten aufmerksam das Umland Hammaburgs. Einer dieser Türme diente zugleich als Stadttor, durch das ein reger Strom an Fußgängern und Fuhrkarren in die Stadt drängte.
    Gemeinsam mit Eulertin reihte sich Kai in den Strom der Passanten ein. Die Fassaden der kleinen, hohen, schiefen und stolzen Fachwerkhäuser, an denen sie vorbeikamen, fesselten Kais Blick ebenso sehr wie die Kanäle, die Hammaburg gleich einem Gespinst aus Adern durchzogen. Die Wasserstraßen wurden von Schiffern befahren, auf deren Schuten sich Bierfässer und Kisten stapelten. Mit langen Piken schoben sie ihre Lastkähne an hohen Speichern und Wohnhäusern vorbei, deren Fundamente direkt an die Kanäle grenzten.
    Eulertin gab Kai gerade die Anweisung, in eine Quergasse einzubiegen, als dieser nahe einem der Lagerhäuser Geschrei vernahm. Vor einem der Speicher entdeckte er ein halbes Dutzend kniehoher Männlein mit langen Nasen, die damit beschäftigt waren, einen der Kähne zu entladen. Ihr Anführer tippte immerzu auf eine Schiefertafel in seiner Hand und stritt sich lautstark mit dem Schutenführer. Offenbar waren einige Kisten zu wenig angeliefert worden.
    »Was sind das dort für Wesen?«, wandte sich Kai verwundert an den Magister. »Wichtel«, erklärte dieser knapp. »Ein fleißiges Völkchen aus den Harzenen Bergen, das sich virtuos auf den Umgang mit Zahlen versteht. Einige der hiesigen Kaufleute beschäftigen sie als Buchhalter, andere vertrauen ihnen die Lagerverwaltung an.« Wenig später kamen sie an einer Brauerei vorbei, über der eine schwer nach Hopfen stinkende Dunstglocke hing. Kai beschleunigte seinen Schritt und so erreichten sie einen Markt, auf dem Fleischhauer, Gemüsehöker und Geflügelhändler lautstark ihre Waren anboten. Der Platz lag im Schatten eines protzigen Steingebäudes mit grünem Kupferdach, vor dessen Eingang zwei Stadtgardisten mit weißen Halskrausen und gekreuzten Hellebarden standen. Der Däumlingszauberer wies Kai darauf hin, dass hier die begehrten Hammaburger Gold-und Silbermünzen geprägt wurden, über deren Reinheitsgehalt Meister Alberik wachte, ein eigens vom Stadtrat eingestellter Zwerg. Schließlich gelangten sie in ein Viertel mit gepflegten Häusern, vor deren

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