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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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blitzblanken Fenstern adrette Blumenkästen hingen. Hier waren Goldschmiede, Knopfmacher, Konfektbäcker und Tuchscherer ansässig. Sogar ein studierter Apothecarius aus Halla bot seine Dienste an. Er hatte sein Geschäft ganz in der Nähe einer Nachtwächterstube eröffnet.
    Kai und der Zauberer überquerten zwei weitere der unzähligen Brücken und kamen an Hausierern vorbei, die Blumen, Kuchen und Bastkäfige mit herumflatternden Albenschmetterlingen anpriesen. Kai konnte es nicht fassen, dass die bunten Falter in Hammaburg ebenso begehrt waren wie in Lychtermoor.
    Glücklicherweise beachteten die meisten Städter die beiden nicht weiter. Hin und wieder wurde aber doch einer der Passanten auf den Däumling auf Kais Schulter aufmerksam. Dreimal führte dies dazu, dass sich eine tuschelnde Menschengruppe bildete, die ihnen mehr oder minder unauffällig folgte. Einmal wurde es Magister Eulertin zu bunt.
    »Sapperlot«, fuhr er die Verfolger an. »In Euren Augen bin ich doch winzig klein. Was gibt es da also zu sehen?«
    Die Leute lachten und zerstreuten sich. Bei einer Horde Straßenkinder musste sich Eulertin schon etwas anderes einfallen lassen. Als diese es nicht leid wurden, ihn immer wieder zu fragen, ob er wirklich der berühmte »Winzlingszauberer« sei, befahl er Kai anzuhalten.
    Jetzt wollten sie natürlich unbedingt einen Zaubertrick sehen. Der Däumling beschrieb auf Kais Schulter eine verschlungene Geste und intonierte einen komplizierten Zauberspruch. Zum Vergnügen der Kinder regnete es Blütenblätter vom Himmel, die sich in quakende Kröten verwandelten, kaum dass sie das Pflaster berührten.
    Wahrscheinlich hätten die Kinder sie noch weiter verfolgt, wäre es in diesem Moment nicht zu einem erstaunlichen Ereignis gekommen. Hoch über ihren Köpfen war das Schlagen von Flügeln zu hören und kurz darauf tauchte jenseits der Hausdächer ein majestätisches Geschöpf auf, das erhaben über den Straßenzug glitt: ein gewaltiger Schwan! Das Tier war so groß wie ein Segelschiff, besaß ein strahlend weißes Gefieder und sein Schnabel glitzerte golden. Kai gab einen überraschten Laut von sich. Johlend stoben die Kinder die Straße hinunter, um das wundersame Geschöpf nicht aus den Augen zu verlieren.
    »Bei allen Moorgeistern!«, platzte es aus Kai heraus. »Was war das?«
    »Oh, ja«, meinte Eulertin. Er wirkte ebenfalls beeindruckt. »Wir wurden soeben Zeuge des Patrouillenfluges eines unserer Lyren.«
    »Unserer was ?«
    »Lyren«, wiederholte der Däumlingszauberer. »Diese Wesen sind erbitterte Feinde alles Bösen. Sie stammen aus dem Reich der Feenkönigin Berchtis. Die Königin hat sie der Stadt vor einem Jahr geschenkt, damit sie über Stadt und Land wachen. Hammaburg verfügt über sieben dieser erstaunlichen Geschöpfe. Sie lassen sich abrichten, akzeptieren aber im Gegensatz zu den geflügelten Pferden Berchtis' keine Reiter.« »Unglaublich«, flüsterte Kai und reckte seinen Hals, um abermals einen Blick auf das strahlende Zauberwesen zu erhaschen. Es war jedoch längst außer Sichtweite. Dafür gewahrte er einen dunklen Hügel jenseits einer Reihe schlichter, dicht aneinander gedrängter Holzbaracken.
    »Was ist das dort?«, fragte er und deutete mit dem Finger auf seine Entdeckung. »Oh, wir kommen noch daran vorbei«, antwortete der Däumling. »Keine Bange.« Der Magister lenkte Kais Schritte durch eine schmale, abschüssige Gasse, über der Leinen mit Wäsche gespannt waren. Zunehmend roch es nach Fisch und Tang. »Ich vermute, dass wir bald den Hafen erreicht haben«, schnaufte Kai. »Ja, es dauert nicht mehr lange«, antwortete der Magister. »Wir sind der Elbe nun sehr nah. Wenn ich deinen geneigten Blick zuvor auf das Mahnmal unserer Stadt lenken dürfte.«
    Kai gehorchte und blieb überrascht stehen. Jenseits einer großen Scheune erhob sich ein sanft geschwungener Hügel, der dicht mit Büschen überwuchert war. Doch das war es nicht, was seine Aufmerksamkeit fesselte. Auf der Anhöhe thronte die rußgeschwärzte Ruine einer alten Burg. Wind und Wetter hatten ihre Spuren an dem Gemäuer hinterlassen. Die Mauern waren mit dunklem Moos bewachsen und von tiefen Rissen durchzogen. Um die alte Feste herum war der Berg von Schutt übersät und aus den Burgmauern gähnten den Betrachter dunkle Fensteröffnungen an. Kai gruselte bei diesem Anblick. Der einstmals mächtige Bergfried musste schon vor langer Zeit in sich zusammengestürzt sein.
    »Ist das ... die Hammaburg?«, fragte

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